Wie die Poolbar heuer ihr Festival plant

Herwig Bauer vom Poolbar Festival erzählt über die Herausforderungen bei der diesjährigen Planung.

Von Susi Ondrušová

In den vergangenen Jahren hat man im März schon gewusst, welche Festivals man wann besuchen wird. Im zweiten Jahr der Coronavirus-Pandemie weiß jetzt aber noch niemand, unter welchen Bedingungen und vor allem wann wir wieder auf Festivals gehen werden. Das Wiener Donauinselfest ist in den September verlegt. In welcher Form und mit welchen Bands das Nova Rock Festival, das FM4 Frequency Festival oder das Szene Openair heuer stattfinden werden, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Viele blicken nach Vorarlberg, wo ab dem 15. März Öffnungsschritte u.a. in der Gastronomie geplant sind, entsprechende Lockerungen für die Kultur sollen anhand dieser Erfahrungswerte evaluiert werden.

„Auf Basis dessen, was bisher bekannt ist, kann man vielleicht Hoffnung schöpfen. Aber Pläne schmieden und Verträge abschließen kann man auf der Basis unmöglich“, meint Herwig Bauer. Er ist Geschäftsführer und künstlerischer Leiter vom Poolbar Festival in Feldkirch.

Das Poolbar Festival hatte in den letzten Jahren durchschnittlich etwa 25.000 Besucher*innen, war also durchaus hoch frequentiert, die Zahl verteilt sich auf mehrere Termine in den Sommermonaten Juli und August. Bespielt wurden in der Vergangenheit zwei Indoor-Bühnen im Alten Hallenbad. Letztes Jahr hat die erste den Covid-19-Bestimmungen entsprechende Festivalausgabe mit einer Outdoor-Bühne im Reichenfeldpark vor dem alten Hallenbad stattgefunden. Herwig Bauer: „Wir machen jedes Jahr die komplette Gestaltung für das Poolbar Festival völlig neu und sind von dem her relativ gut und flexibel aufgestellt, wenn es darum geht, auf neue Herausforderungen zu reagieren. Diesen Trumpf haben wir natürlich in dem Fall besonders gut ausspielen können, haben die ursprünglich geplante Architektur den neuen Bedingungen angepasst und vor allem im Außenbereich unseren Bereich vergrößert und ein System entwickelt, wie sich die Leute in tatsächlich lockerer und charmanter Atmosphäre trotzdem sicher fühlen konnten.“

10.000 Festival- und Musikfans haben die Konzerte vom Poolbar Festival letzten Sommer besucht. Im Juli waren pro Abend maximal 500 Besucherinnen zugelassen, im August 750. Gespielt haben z.B. Lou Asril, Möwe und auch Nneka und Fink. Zu den Erfahrungen mit Contact Tracing sagt Herwig Bauer, dass ihm keine Infektionen bekannt sind, vereinzelt haben Gäste Tickets kurzfristig storniert, Verdachtsfälle im Team haben sich als negativ erwiesen. Man hat mit dem Sicherheitskonzept und dem Festival im Freien gute Erfahrungen gemacht. „Es war sehr entspannt und mitten in der Natur auch ein sehr angenehmes Gefühl. Viele Leute haben vorgeschlagen, dass wir das doch heuer - egal, wie es kommt - bitte wieder so machen sollen. Darauf können wir gerne zurückgreifen und ich glaube, es haben auch alle das vergangene Poolbar-Jahr in ganz guter Erinnerung. Es ist nicht als kleine Variante wahrgenommen worden, sondern einfach als andere Variante, sicher nicht als schlechtere Variante.“

Aktuell plant das Poolbar-Team eine Indoor-Variante mit Acts, die auch für die Outdoor-Bühne geeignet sind. Durch die Nähe zum Stadtzentrum geht es darum, Lautstärkekriterien zu beachten, und es werden europäische Acts geplant, die „von den Einreisebestimmungen her relativ sicher" sind. Man sei schon weit mit dem Programm: „Auch natürlich, weil wir einige Headliner, die letztes Jahr schon bestätigt waren, ohne große Umschweife für heuer gleich fixieren konnten.“

Zum Booking meint Herwig Bauer, dass er mit englischen Agenturen in Kontakt steht, die ihre für die Poolbar „geblockten“ Termine auf Grund der ab 21. Juni in Aussicht gestellten Lockerungen in Großbritannien verschieben möchten: „Die rechnen dort also auf jeden Fall damit, dass am 21. Juni das normale Leben wieder losgeht. Wie weit wir zu dem Zeitpunkt sein werden, wird sich weisen, aber ich gehe schon auch davon aus, dass auch Österreich da, was die Impfungen angeht, massiv aufholen wird, und dann ändert sich die Sache natürlich. Ich kann mir vorstellen, dass es schon relativ bald zur positiven Bewegung kommt, wenn einfach mal alle, die wirklich besonders gefährdet sind, ihre Impfung haben. Dann wird sich wohl oder übel die eine oder andere Tür öffnen müssen.“

Wann das Poolbar Festival Details zum Programm veröffentlichen wird, hängt von den gesundheitspolitischen Entwicklungen ab und den daraus resultierenden neuen Regelungen für den Kulturbetrieb. Eine Open-Air-Variante mit zugewiesenen Sitzplätzen bedeutet einen logistischen Mehraufwand.

Man wünscht sich, im April die Besucher*innen genauer informieren zu können. Herwig Bauer meint: „Ich weiß selber, dass das nicht sehr realistisch ist. Aber wir werden wohl im April mit dem Programm rausgehen. Jetzt hätte es noch keinen Sinn, weil ich glaube, dass die Stimmung dafür jetzt noch zu wenig euphorisch ist.“

Es sei noch zu früh, um über Eintrittstests und mögliche Szenarien beim Einlass zu sprechen. Herwig Bauer hält einen Punkt für besonders wichtig: „Sicherzustellen, dass jetzt Kulturveranstalter gegenüber anderen Bereichen nicht benachteiligt werden. Das war ja im vergangenen Sommer durchaus so und das haben wir schon gespürt, dass die Leute, die nicht unbedingt einen speziellen Programmpunkt bei uns sehen wollten, sondern einfach nur so vorbeikommen wollten, schon auch davon abgehalten wurden, weil es bei uns zugewiesene Sitzplätze gab und man natürlich gemerkt hat, dass es bei uns geregelter zugeht als jetzt in der Gastronomie. Da hoffe ich, dass wir einfach dieselben Freiheiten genießen können wie alle anderen auch. Ich gönne der Gastronomie natürlich sämtliche Freiheiten, wir sind ja auch gastronomisch aktiv, aber es sollte ausgeglichen und fair sein und vor allem auch für die Leute nachvollziehbar. Im vergangenen Sommer waren manche Regelungen nicht wirklich nachvollziehbar und wir wollen einfach, dass die Leute den gleichen Zugang zu uns haben wie zu allem anderen.“

Das Poolbar Festival wird vom 8. Juli bis zum 15. August 2021 in Feldkirch stattfinden.