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Skulpturen: viele Ampelmännchen gehen durcheinander (Copyright in der Story)

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das magische auge

Die Geschichte der Welt - Die Geschichte der Gesetze

Wer kennt es nicht? Man steht in der Früh auf, macht sich einen Kaffee und wird sofort verhaftet. Jedem ist das schon mal passiert, mir, dir, deiner Oma –, aber warum eigentlich? Und seit wann ist das so? Ob man es glaubt oder nicht, doch verantwortlich für diese Ungemütlichkeiten des Lebens sind kleine, unsichtbare Entitäten namens „Gesetze“.

Von Elias Hirschl von Das magische Auge

Gesetze gibt es seit 1972, als Dr. Schupfnudlgsicht durch puren Zufall auf deren Existenz stieß, als er sich in einem Supermarkt einen Coffee to go besorgt hatte und anschließend die Straße überqueren wollte. Dabei beobachtete er, wie so oft auf seinem Weg zur Arbeit, den seltsamen Umstand, dass Menschen verhaftet wurden, wenn sie über die Straße gingen. Diese Verhaftungen geschahen jedoch nicht immer. So versuchte der Wissenschaftler zu ermitteln, wann genau Leute beim Überqueren der Straße verhaftet werden.

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Das chaotische Mischmasch an Menschen, die völlig problemlos über die Straße gingen, und jenen, die sofort von einem Streifenwagen aufgegabelt wurden, wollte sich zu keinem sinnvollen Muster formen, bis Dr. Schupfnudlgsicht eines Tages wie vom Blitz getroffen darauf kam, dass er einen fundamentalen Punkt der Gleichung übersehen hatte. Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen: DIE AMPEL! Er hatte die Ampel vergessen! Die Ampel, die als leuchtender Gegenstand an nahezu jedem Straßenübergang stand und im Allgemeinen zwei oder drei verschiedenfarbige Lichter im oberen, dickeren Teil ihres Metallkörpers beinhaltet, war bisher von niemandem für signifikant befunden worden, da sie keinerlei physische Bewegungen oder Reaktionen von sich gab, außer dass sie in regelmäßigen Abständen in unterschiedlichen Farben blinkte.

Die sogenannte Schupfnudlgsicht-Vermutung besagte, dass die Verhaftung einer Person beim Überqueren einer Straße davon abhing, ob das Licht in der Ampel Rot oder Grün anzeigte. Bei einem roten Licht folgte der Festnahmewert 1, der eine Verhaftung bedeutete. Bei grünem Licht galt der Festnahmewert 0, der keine Verhaftung bedeutete. Das Theorem wurde zunächst selbstverständlich als esoterischer Humbug verlacht. Wie soll das Licht einer Ampel Auswirkungen darauf haben, ob jemand verhaftet wird? Licht ist nicht einmal stark genug, um ein Staubkorn anzuheben, wie soll es da einen ganzen Polizisten beeinflussen? Doch nach mehreren Wiederholungen des Experiments von unabhängiger Seite verhärtete sich die Vermutung zusehends.

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Das Magische Auge als Podcast

Surreale Comedy und paranormale Reportagen aus dem Paralleluniversum von und mit Berni Wagner, Leopold Toriser, Elias Hirschl und Antonia Stabinger gibt es auch hier als Podcast.

Über die Jahre trugen verschiedenste Menschen so immer mehr Indizien zusammen, nicht nur zur Ampel, sondern ebenfalls zu anderen Verhaftungen, sodass nach und nach das immaterielle Buch der Handlungen, die zu einer Verhaftung führen, entstand, das mündlich weitergegeben wurde, da der Besitz von schriftlichen Informationen zu den Handlungen gehörte, die zu einer Verhaftung führten (so erzählte man sich zumindest). Die Forschenden erhoben dabei keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit dieser oralen Sammlung von Gesetzen, und immer wieder hörte man Berichte von Ausnahmefällen, in denen jemand unter völlig anderen Umständen verhaftet oder nicht verhaftet wurde, als es laut Buch der Fall sein sollte. Manche Handlungen führten beispielsweise nur an bestimmten Wochentagen zu Verhaftungen. Manchmal spielte das Alter der handelnden Personen eine Rolle, bei anderen Handlungen spielten die Körpergröße, die Blutgruppe, das Vorliegen oder Nichtvorliegen einer infektiösen Krankheit oder das biologische oder gesellschaftlich konstruierte Geschlecht sowie die sexuelle Orientierung eine Rolle.

Die absurde Menge an Faktoren, die in die Entscheidung über eine Verhaftung mithineinspielten, machte es nahezu unmöglich, von den einzelnen Fällen auf eine darüberliegende, universelle Struktur zu schließen. Aufgrund der Widerstände vonseiten der Behörden und der nicht wirklich zielführenden, ergebnisarmen Experimente, starb die Disziplin nach wenigen Jahrzehnten aus und die meisten Menschen kehrten zur ursprünglichen Idee zurück, dass es für die Verhaftungen schlicht keinen Grund gebe. Es war nun einmal so. Man wurde verhaftet oder nicht verhaftet und daran konnte man nichts ändern. Egal ob beim Blumengießen, beim Mittagessen, beim Spazierengehen oder dem Erwürgen eines wohlhabenden Verwandten. Es kann einen überall und jederzeit erwischen.

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