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Bernhard Aichner

Wortlaut

Mit Bernhard Aichner die „Dunkelkammer“ beleuchten

Der Krimibestsellerautor und Wortlautjuror Bernhard Aichner hat eine neue Figur geschaffen: David Bronski. Ein Pressefotograf. Damit kennt sich Bernhard Aichner aus – schließlich hat er diesen Beruf selbst lange ausgeübt.

Von Zita Bereuter

Bernhard Aichner hat zehn Jahre lang als Pressefotograf gearbeitet, bevor er in die Werbefotografie wechselte. Nebenbei hat er konsequent seinen großen Traum verfolgt: das Schreiben. Schließlich hat er 2014 mit der Krimitrilogie „Die Totenfrau“ den internationalen Durchbruch geschafft. (Das Vorbild für die Totengräberin war Christine Pernlochner- Kügler.)

Es lag mehr oder weniger auf der Hand, diese beiden Welten zusammenzuführen. „Jetzt habe ich auf meinen eigenen Erfahrungsschatz zurückgegriffen und es hat sich gut angefühlt“, erklärt der Autor. David Bronski heißt sein Protagonist und „er ist mir sehr nahe, dieser Held“.

buchcover dunkelkammer

btb Verlag

Bernhard Aichner: „Dunkelkammer. Ein Bronski Krimi“. btb Verlag 2021

Bronski ermittelt weiter: „Gegenlicht“ erscheint im Juli. Am dritten Band schreibt Bernhard Aichner derzeit.

Der Bronski

Ursprünglich wollte Bernhard Aichner über eine Fotografin schreiben. Weil er aber seine eigenen Erfahrungen einbauen wollte, hat er sich für einen Mann entschieden.

„Und dann war es eben wichtig, ihm starke Frauen an die Seite zu stellen.“ Da wären einmal die ältere Schwester Bronskis, Anna. Eine bodenständige Privatdetektivin, die immer für ihren Bruder da ist. Und seine Kollegin, Svenja Spielmann, eine ehemalige Kulturredakteurin. Die hat erst so ihre Probleme mit dem unnahbaren Bronski. Wer Bernhard Aichners Werk kennt, weiß, dass Platz für Romantik sein muss. „Ich bin ein Verfechter davon, dass auch in Krimis und Thrillern Liebesgeschichten vorkommen dürfen.“

Gefühle spielen bei allen Figuren eine bedeutende Rolle. Bernhard Aichner ist wichtig, dass er alle mag, schließlich verbringt er sehr viel Zeit mit ihnen. „Warum sollte ich von irgendjemandem da draußen erwarten, dass er ihnen sonst gerne folgt?“ Auch beim Lesen eines Buches muss man mit den Figuren mitfühlen können, mit ihnen mitgehen wollen. Nur so kann man Nähe zu ihnen aufbauen, erklärt Bernhard Aichner. „Wenn das Ganze von Antipathie beherrscht ist, glaube ich nicht, dass man das Buch gerne fertig liest.“

Bernhard Aichner ist zu Gast in der FM4 Bücherei, wo er drei seiner Lieblingskrimis empfiehlt.

Sonntag, 30. Mai, 16-17 Uhr, auf Radio FM4

Bernhard Aichner mag selbst die Antihelden und die „Bösen“, wie er sie nennt. „Es macht mir riesengroßen Spaß, mich da reinzuversetzen. Mir die Frage zu stellen: Warum wird jemand zum Mörder? Warum ist jemand so abgrundtief böse? Wie kam es?“ Manchmal wundert er sich, wie er auf die „krassen“ Ideen kommt.

Der Rahmen

Neben den Figuren entwirft Bernhard Aichner erst einmal rund drei Monate lang Umgebung, Zeit, Ort und den Plot. „Nachdem ich die Helden gefunden und geformt habe und das ganze Personal mehr oder weniger eingestellt habe, als Firmenchef, geht es darum: Was machen die?“ Diese Handlung, die Geschichte, konstruiert Bernhard Aichner ziemlich genau vorab. „Also das ist zu 85 Prozent in Beton gegossen.“

Alle Fäden, die er auslegt, müssen schließlich auch wieder zusammenführen. „Der schlimmste Alptraum für mich ist, wenn ich auf Seite 220 dann draufkomm, dass sich das alles nicht mehr ausgeht und ich muss dann 100 Seiten wegwerfen. Und damit das nicht passiert, plane ich das vorher.“

Seinen Roman „Kaschmirgefühl“ hat Bernhard Aichner ausschließlich in Dialogform geschrieben.

Diese Schreibart eignet sich natürlich auch besonders für das Hörbuch, das im Hörverlag erschienen ist.

Der Stil

Durch den festgelegten Plot schafft sich Bernhard Aichner die Freiheit, mit den Figuren und Stimmen zu spielen. Manche Kapitel erzählt Bronski, manche werden von einer Erzählstimme geschildert und der größte Teil sind reine Dialoge. Das liegt Bernhard Aichner, der auch Theaterstücke und Hörspiele schreibt. „Da bin ich fasziniert davon, ohne Erzähler auszukommen. Das heißt ja nicht: ‚sagte er‘, ‚sagte sie‘, ‚kratzte sich am Ohr und dachte an‘ und so weiter und so weiter, sondern immer nur Ping-Pong. Der Leser, die Leserin ist wirklich reingeworfen in die Situation, in die Szene. Und ich erzähle über die Dialoge. Also ich treibe auch die Handlung voran und das macht ein enormes Tempo.“

- War gar nicht so leicht, deine Nummer rauszubekommen.
- Wer spricht da?
- Ganz schön teuer so ein Gespräch nach Deutschland. Hab nur so ein billiges Wertkartentelefon. Außerdem ist es nass geworden letzte Nacht.
- Was soll das? Wer ist da?
- Ein Kollege von früher. Du erinnerst dich doch noch hoffentlich an mich.
- Kurt?
- Gut, deine Stimme zu hören, Bronski.

Das Ventil

Bernhard Aichner lässt es auch gern einmal krachen. Im Vergleich etwa zu „Bösland“ ist „Dunkelkammer“ eher harmlos. Für ihn ist Schreiben ein Filter, ein Ventil. „Vieles, das mich beschäftigt, das mich berührt, das mich belastet, schreibe ich dann in meine Bücher rein. Und in dem Moment, in dem ich mich damit beschäftige oder meine Figuren, meine Sorgen und Probleme austragen lasse, wird es bei mir kleiner.“

Im Schreiben lebt er jedenfalls seine dunkelste Seite aus. „Wenn meine Kinder neben mir am Schreibtisch sitzen und Hausaufgaben machen, und ich sitz nebenbei und schreib dann diese krassen Dinge, dann denke ich mir schon manchmal: Irgendwie schräg ist das schon, aber ich mache das ja eigentlich nur für die Leute da draußen.“

Der Erfolg

Der Erfolg scheint dem Autor recht zu geben. Gleich nach Erscheinen wird der Krimi ein Bestseller. David Bronski ermittelt in seinem ersten Band „Dunkelkammer“ zwischen Innsbruck, Berlin, Leipzig und Hamburg. In verschiedensten Milieus sind Bronski und Svenja unterwegs: bei Superreichen wie bei Banden, sie spielen mit der Polizei und mit den Medien. Schnell ist man eng mit den beiden und will wissen, wer die Tote ist, wie sie gestorben ist und wessen Finger da wie im Spiel sind. Das ist schnell, das treibt, das zieht. Manches überrascht, manches erahnt man. Selbst das ist beabsichtigt, denn die Leserinnen und Leser sollen durchaus auch das richtige Gespür haben. Schließlich beherrscht Bernhard Aichner sein Handwerk und alle Fäden führen zusammen.

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