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Lilli Hollein beim Besuch im Wiener Funkhaus

Elisabeth Scharang

Designexpertin Lilli Hollein zu Gast im FM4 Doppelzimmer

Lilli Hollein wird ab September die erste Direktorin des Museums für angewandte Kunst. 15 Jahre lang hat sie die Vienna Design Week, die größte österreichische Designmesse, geleitet. Sie ist Tochter des berühmten Architekten Hans Hollein, der etwa das Haas-Haus am Stephansplatz gebaut hat, und Schwester von Max Hollein, der das Metropolitan Museum of Art in New York leitet.

Von Elisabeth Scharang

Lilli Hollein hätte auch in Opposition zu ihren Eltern gehen und sich für Finanzbuchhaltung begeistern können, aber offenbar waren die vielen Stunden, die sie als Kind gemeinsam mit dem älteren Bruder und dem Vater in Museen verbracht hat, eher Inspiration als Trauma. Der Raum „Museum“ war das Lieblingsmotiv des Architekten Hans Hollein, den die Meisten durch den Bau des Haas-Hauses am Stephansplatz kennen. Und das Museum zieht sich als eine Art Familienort durch die Generationen der Holleins.

Hans Hollein hat weltweit architektonisch bahnbrechende Museen gebaut, Lillis Bruder Max leitet das Metropolitan Museum of Art und Lilli Hollein übernimmt im September das Museum für angewandte Kunst in Wien. Sie zieht als erste Frau in die Chefetage in das beeindruckende Museum am Ring; was immer wieder erwähnt werden muss, weil es aus heutiger Sicht nahezu absurd scheint, dass sie nicht in die Fußstapfen großer Museumsdirektorinnen steigt, sondern die Erste ist, die dort eine Spur zieht.

FM4 Doppelzimmer mit Lilli Hollein
3. Juni 2021, von 13 bis 15 Uhr, im FM4 Player und als FM4 Podcast

Ich treffe Lilli Hollein im Funkhaus in der Argentinierstraße, wo die Bauarbeiten zur Umwidmung bereits begonnen haben und die Redaktionen von Ö1 als letzte Zwischenstation, bevor sie in das ORF Zentrum auf den Küniglberg wandern, in den ehemaligen Räumen der FM4 Redaktion untergebracht sind. Das älteste Funkhaus Österreichs, das nach Plänen der im sozialen Wohnbau des Roten Wien erprobten Architekten Hermann Aichinger und Heinrich Schmid gebaut wurde, ist für jede Designliebhaberin eine Tour wert. Also machen wir einen Umweg durch die Stiegenhäuser, die Kantine, die Gänge bis zum Studio im ersten Stock.

Traditionsverliebt

Österreich galt lange Zeit als verhaftet in alten Zeiten, die sich in Tourismuskatalogen gut verkaufen: das Sissi-Museum, das Plüsch-Kaffeehaus, die Freud-Couch. Biedermeier und Stuck, wohin man schaut. Das Haas-Haus, von Lillis Vater Hans Hollein geplant und 1990 fertig gestellt, hat damals für unglaublich für Kritik und Protest gesorgt: Moderne Architektur hatte es schwer, nicht nur mit dem Denkmalschutz, sondern auch mit der konservativen Haltung vieler Menschen. In den letzten fünfzehn Jahren kamen wurden in Wien nicht nur Großprojekte wie die neue Wirtschaftsuni beim Prater, sondern auch viel moderner Wohnbau fertiggestellt, und am anderen Ende von Österreich, im Westen, lässt man schon länger mit modernem Holzdesign aufhorchen.

In dieser Zeit, vor genau 15 Jahren, hat Lilli Hollein mit der „Neigungsgruppe Design“ die Vienna Design Week ins Leben gerufen. In diesen letzten 15 Jahren führte sie das Designfestival, das auch heuer wieder im Herbst stattfindet, in den Rang des größten und wichtigsten Designevents des Landes. In einer emotionalen letzten Pressekonferenz übergab sie kürzlich die Leitung, um sich in ein neues Abenteuer zu stürzen: die Leitung des Museums für angewandte Kunst.

Lilli Hollein beim Besuch im Wiener Funkhaus

Elisabeth Scharang

Social Design - was ist das?

Im FM4 Doppelzimmer erzählt Lilli Hollein über die Eigenheiten der Wohnung, in der sie aufgewachsen ist, und in der sie heute mit ihrer Tochter und ihrem Mann lebt; außerdem reden wir über das Verständnis von Design, bei dem es nicht mehr nur um industriell gefertigte Produkte geht, sondern durch das soziale Beziehungen, Politik, Selbstbilder und die Umwelt gestaltet werden, und wie sprechen über Designer*innen als Moderator*innen unserer Zeit, die den Alltag mit unseren Bedürfnissen verbinden.

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