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„Die doppelte Frau“ ist eine charmante Detektivgeschichte

Ein großer Fotoschatz gibt Auskunft über Salzburg und die Festspielgeschichte. Wer die Bilder in der Festspielstadt Salzburg Jahrzehnte hindurch wirklich gemacht hat, ermittelt jetzt eine neue Webserie des ORF: „Die doppelte Frau“ ist eine elegante Detektivgeschichte.

Von Maria Motter

Heute beginnen die Salzburger Festspiele und auf den Tribünen am Domplatz in Salzburg, wo Hugo von Hofmannsthals Stück „Jedermann“ bei Schönwetter gespielt wird, fanden sich diese Woche schon Pressefotograf*innen ein: Lars Eidinger ist erstmals Jedermann, die Rolle der Buhlschaft hat Verena Altenberger, Edith Clever gibt den Tod und Mavie Hörbiger den Teufel. Die offiziellen Fotos zum diesjährigen „Jedermann“ inszenierte der gebürtige Salzburger Ingo Petramer und schickte sie via Instagram und Twitter gleich in die Welt hinaus.

„Die doppelte Frau“, eine Série Noire von Beate Thalberg, ab 17. Juli 20 Uhr bis Mitte August 2021 auf ORF.at sowie am 17., 24., 31. Juli um 20 Uhr auf ORF III und am 9. August 2021, 23.50 Uhr, ORF 2.

Die Credits sind klar, doch sie waren es nicht immer: Der „Jedermann“ hatte zwar die Uraufführung in Berlin, doch mit dem Stück wurden 1920 – also vor über 100 Jahren! – die Salzburger Festspiele begründet, und die Festspielgeschichte wurde stets mit Fotos dokumentiert. Das Fotoatelier Ellinger war dick im Geschäft.

Wer die Bilder in der Festspielstadt Salzburg Jahrzehnte hindurch wirklich gemacht hat, die dem Salzburger k.u.k. Hof- und Kammer-Fotografen Carl Ellinger zugeschrieben wurden und werden, ermittelt jetzt die neue Webserie des ORF: „Die doppelte Frau“ ist eine Serie Noire auf den Spuren einer Pionierin. Jede Episode hat knapp neun Minuten und läuft sowohl online als auch im Fernsehen.

Das Fotostudio Ellinger in Salzburg, historische Aufnahme.

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Die Geschichte des Salzburger Fotoateliers Ellinger steht im Zentrum der Ermittlungen einer schönen blonden Frau und des von ihr engagierten Detektivs: „Die doppelte Frau“ inszeniert die Recherche.

Ein Vexierspiel mit Zeit

Eine Frauenstimme wendet sich aus dem Off zu Beginn der ersten Episode direkt ans Publikum: „Sie fühlen sich sicher und haben ihr Leben im Griff? Schön. Das wird sich bald ändern.“ Die Serie „Die doppelte Frau“ beginnt geheimnisvoll und die ersten drei Folgen sind ein schönes Spiel mit filmischem Handwerk. Schwarzweiß und im Format 4:3 sind hier neuer Animationsfilm, historische Aufnahmen und Szenen aus US-amerikanischen Spielfilme gemischt.

Die Hauptdarstellerin ist faszinierend und ein offenes Geheimnis für sich: Sie tritt in Aufnahmen aus Film-Noire-Produktionen Ende der 1940er Jahre auf und dem österreichischen Zeithistoriker Florian Wenninger gegenüber, sie ist auch als gezeichneter Animationsfilmcharakter zu sehen und befragt Fachleute zum Fotoschatz des Studios Ellinger. Inhaltlich begibt man sich auf die Suche nach einer sehr begabten Fotografin und Unternehmerin in Salzburg.

Das Jüdische Museum Wien zeigt bis 21.11.2021 die Ausstellung „Jedermanns Juden. 100 Jahre Salzburger Festspiele“ und beleuchtet das gesellschaftliche und politische Klima der 1920er bis 1950er Jahre.

Die US-amerikanischen Schauspielerin Lizbeth Scott schaut also aus dem Fenster, darauf folgt eine Stadtansicht und man landet im Café Bazar in illustrer Gesellschaft im Jahr 1943, also im Nationalsozialismus. Wie in Christian Petzolds Spielfilm „Transit“ läuft in „Die doppelte Frau“ das Geschehen unterschiedlicher Zeiten zusammen. Hier allerdings wird das Vexierspiel mit Zeiten noch weiter verfolgt, wenn etwa der Hund aus einem alten Foto in der nächsten Szene im Gras liegt und den Kopf zur Kamera dreht. Historische Realitäten werden kurzgefasst, der Austrofaschismus allerdings nicht beim Namen genannt. Auf der Website gibt es Begleittexte.

Die Schauspielerin Lizabeth Scott telefoniert in einem alten Film.

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„I don’t want to be classed as a ‘personality’, something to stare at. I want to have my talents respected, not only by the public but by myself“, zitierte die New York Times Lizbeth Scott.

Das Fotostudio Ellinger gab es wirklich

Die Geschichte, die hier so liebevoll aufbereitet ist, ist wahr. Nur die Rahmenhandlung hat sich die Filmemacherin Beate Thalberg ausgedacht und den Filmfiguren ein Eigenleben zugestanden. Thalberg hatte die Idee zur Serie „Die doppelte Frau“, sie das Drehbuch geschrieben und führt Regie.

„Um dem Haupt-Schauplatz Photo Atelier Ellinger eine authentische Wirkung zu geben, haben wir ein Glasplattenfoto tiefenfotografisch analysiert, die Perspektiven und die Größenverhältnisse, selbst das Wetter am Tag der Aufnahme, und dann millimetergenau in 3D animiert“, sagt Beate Thalberg. So entspräche auch die Wölbung des Bordsteins vor dem Gebäude exakt der historischen Situation zum Zeitpunkt der Aufnahme.

„Die doppelte Frau“ ist eine charmante und elegante Zeitreise, eine mit Filmnoir-Zitaten gespickte Detektiv-Geschichte zwischen Fiktion und historischer Recherche.

Illustration eine Frau von Lily Ammann für die Serie "Die doppelte Frau".

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Lily Amann trug die Animationen zu „Die doppelte Frau“ bei.

Premiere ist heute, 17. Juli auf ORF.at und um 20.00 Uhr in ORF III. Die erste Folge heißt „Sucher“. Die weiteren Folgen „Fokus“ und „Schuss“ sind online und im Fernsehen auf ORF III am 24. und 31. Juli, jeweils 20 Uhr, zu sehen.

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