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Szenenbilder aus "Watch The Sound"

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Starproduzent Mark Ronson erzählt in „Watch the Sound“ Musikgeschichte

Mark Ronson und seine Serie über technologische Errungenschaften und Künstler*innen, die die Musikgeschichte verändert haben und verändern.

Von Susi Ondrušová

Mark Ronson ist besessen, wie der Trailer zu seiner „Watch the Sound“-Serie schon erklärt. „I’ve always been obsessed with how things sound“ Viel wichtiger aber als besessen zu sein, ist die Neugier, die in ihm steckt und beim ersten Zuhören im Gegensatz zu seinem überlangsamen Sprachfluss steht. Er dürfte also auch geduldig sein oder aus Mangel an persönlicher Kenntnis anders ausgedrückt, er strahlt eine Zen-artige Geduld aus, eine sehr gute Eigenschaft für einen Produzenten, DJ und Musiker. Vor allem ist Mark Ronson aber Fan.

Für seine Arbeit mit Lady Gaga, Amy Winehouse und Bruno Mars ist er schon mit Musikpreisen ausgezeichnet worden und genießt den Respekt seiner Zeitgenoss*innen. Wenn Mark Ronson anruft, kommen sie anscheinend alle, die Freund*innen und die Held*innen. Die Liste der Interview-Partner*innen in seiner Doku-Serie „Watch the Sound“ ist imposant: von Paul McCartney zu Mike D und Adrock, von Sean Ono Lennon zu DJ Premier oder King Princess, Charli XCX und Santigold.

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Das Konzept für „Watch The Sound with Mark Ronson“ ist recht einfach und wurde in einer ähnlichen Form in der Podcast- und Video-Serie FM4 Musikmaschinen von Stefan Trischler und Patrick Pulsinger letztes Jahr aufgegriffen: technische Innovationen und welchen Einfluss sie auf die Musikgeschichte haben. In „Watch the Sound“ widmet sich Mark Ronson diesen sechs Themen: Sampling, Reverb, Synthesizer, Drum Machines, Distortion und natürlich: Auto-Tune.

Anspruch auf Vollständigkeit hat die Serie keinen. „When I think of synthesizers, I think of Duran Duran. Somebody else might think of Herbie Hancock or Depeche Mode first.“ Mark Ronson erzählt im Interview dass ihm und den Machern der Serie wichtig war, die oft vergessenen Protagonist*innen ins Zentrum zu rücken: “To include things that people might not know about, like all the female composers and stuff that remains a bit less known from the 60s and 70s who were so impactful and so important for pushing the story of modern technology. Wendy Carlos, a trans woman, was the person who helped Bob Moog really develop Moog and make it in such a mass way. So I learned a lot during the making of it as well, because there was an amazing research team also working, who helped point stuff out. And yeah, I learned a lot.”

Die sechsteilige Serie unterstreicht aber auch: Ohne Gefühl ist Technik einfach nur Technik: „Technology is a way to enhance music. We react to music because it gives us joy or sadness or an emotion. I think the meaning is still sometimes the most important part of music. You know, even the most modern sounding production and the modern trap, hip hop stuff is still very much based on an emotion. So I think technology is just there to help support that!”

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Mark Ronson ist von Stimmen fasziniert und spricht im Interview von herausragenden Künstler*innen wie Rosalia und Adele, aber auch, dass Technik und neue Klänge einen guten Song zu einem großartigen Song machen können: “I think of the sounds like Pony by Ginuwine. If you think of the sound that’s going ‚wah wah wah‘ THAT is the sound that makes you want to run to the dance floor and enjoy that song. So we still have great songs in these things but I do think that when you have these incredible sounds, that is what makes a lot of modern music very exciting.”

Was die Serie so sehenswert macht, sind die persönlichen Geschichten der Interview-Partner*innen, die Archiv-Aufnahmen, die Animationen und natürlich die Interaktion mit Mark Ronson selbst. Wenn Ronson als Interview-Partner mit seinen Gästen im Studio herumexperimentiert und das Erzählte hörbar macht. Mit „Watch the Sound“ wollte Ronson eine Serie für Nerds genauso schaffen, wie eine Serie für Musikfans, die mit Technik bislang wenig anfangen konnten. Ob die Nerds mit den 35-minütigen Episoden etwas Neues erfahren, sei mal so dahingestellt. Die Geschichte, dass technologischer Fortschritt in der Musik sehr oft auf Zufälle beruht, wird vielen nicht neu erscheinen, aber jetzt hört man sie also auch aus Mark Ronsons Mund. In der Serie nimmt er abwechselnd die Rolle des Fanboys an und dann wieder die Rolle des Produzenten, wenn er über seine eigene Arbeit spricht und Assoziationen zu den besprochenen Effekten und Gerät preisgibt.

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Spannend auch in Hinblick auf eine mögliche Weiterführung dieser Serie wäre allerdings nicht die Vergangenheit, sondern Fragen der Zukunft: Welche Maschinen und technische Errungenschaften werden Popmusik in den nächsten 10, 20 und 50 Jahren beeinflussen? Dass Streaming Dienste unsere Hörgewohnheiten verändert haben, ist unbestritten, aber wie wirkt sich das auf die Arbeit von Produzent*innen aus? Stichwort: Spotify-Core und TikTok. Oder die Artificial-Intelligence-Diskussion rund um Grimes und Holly Herndon, wie wird das die Popgeschichte verändern? Diese Zukunftsfragen wären für ein niederschwelliges Doku-Format wie „Watch the Sound“ spannend. Hat Mark Ronson eine Meinung dazu, welche Entwicklungen der Zukunft eine ähnlich große Rolle wie Auto-Tune oder Drum Machines spielen werden?

„Obviously streaming isn’t a sound but TikTok certainly influenced music in a way that everybody is trying to make a song that might have a ‚viral moment‘. Everyone is trying to put a catch phrase in the song. ‚Is there 30 seconds of this song that’s really iconic?‘ So TikTok and streaming have influenced music but they’re not really a sound. I think AI is something that … I can’t imagine a time that I’m going to hear a song written by a computer and be moved in the same way! But as computers learn more and more how to mimic the feeling of human emotions who knows! There’ll be a time that someone will play me a song that was written by a person and song written by AI and I probably won’t be able to tell the difference. It makes me a little scared and nervous and sad, but I think it’s definitely a possibility.”

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