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Farce

Apollonia Theresa Bitzan

fm4 gästezimmer

Farce im FM4 Gästezimmer

Sie ist eine der wichtigsten alternativen Popstimmen des Landes, arbeitet immer einfühlsam am Puls der Zeit. Musikerin und Produzentin Farce stellt im FM4 Gästezimmer die Songs vor, die ihr letztes Jahr geprägt haben.

Von Lisa Schneider

Das FM4 Gästezimmer gibt es jeden Sonntag von 16 bis 17 Uhr auf Radio FM4 und anschließend für 7 Tage im FM4 Player.

„Hallo geliebtes FM4“, sagt Farce, als wir sie bitten, uns Einblick in ihre aktuelle Lieblingssong-Playlist zu geben, „das mache ich unglaublich gern!“ Ein wichtigster Aspekt des Musikkonsums ist für Farce nämlich der Austausch mit Gleichgesinnten und die Möglichkeit, sich dadurch auf ganz verschiedenen Ebenen (neu) kennenzulernen. Sie nennt es ihre „soziale comfort zone“.

Im FM4 Gästezimmer stellt Farce (die vor wenigen Tagen selbst ihre neue Single „Meditation 4 2“, eine „Hommage an den Kuschelrock, vielleicht sogar an das Kuscheln selbst“, veröffentlicht hat) ihren Soundtrack des letzten Jahres vor, also Lieder, die sie vor allem auch in den letzten Sommermonaten begleitet haben.

„Mein Sommer war ein bisschen so, wie ich mir den eines österreichischen Schulkindes vorstelle: Wir waren im Naturhistorischen Museum in Wien, wir haben Eis gegessen, wir sind spaziert, haben geschaukelt, der Katze beigebracht, welche Wohnungspflanzen zu ihrer Diät gehören und welche nicht. Dann hab ich auch noch Musik gemacht und Musik gehört, ich hab mich impfen lassen, natürlich. Mich mit Freund*innen getroffen, unter der Sonne. Dinge, die jede und jeder diesen Sommer getan haben sollte.“

Farce’ Playlist pendelt wie ihre eigene Musik zwischen hart und smooth, zwischen subtiler Intimität und der großen Geste. Stimmlich immer mit der richtigen Prise Imogen Heap kann sie Kirchenorgel genauso wie distortion. Hier für euch also eine Liedersammlung für alle Stimmungslagen, von Ausgeh-Modus bis zum gemütlichen Einrollen am Sofa.

The Washboard Abs - „The Empty Ground“

Farce: Ich darf euch heute durch acht meiner liebsten Songs der letzten Monate führen - manche sind neu, andere nicht. In jedem Fall haben sie mein Jahr bisher geprägt und begleitet. Jemanden zu haben, der einem neue Musik zeigt, die man dann auch wirklich liebt, das ist ein seltener Glücksgriff. Ohne zu esoterisch klingen zu wollen, ich fühle mich in solchen Momenten richtig verstanden von meinem Gegenüber. So ist mir das kürzlich passiert, dass mein Kollege Robert von der guten Salzburger Band Flirtmachine mir den ersten Song gezeigt hat, den ich euch zeigen möchte. Wie die Orgel dröhnt, vom ersten Anschlag der Gitarre habe ich mich so wohl gefühlt in diesem Klang: Das ist „The Empty Ground“ von einer Band mit dem unsäglichen Namen The Washboard Abs.

Caroline Polachek - „Bunny Is A Rider“

Farce: Sich gegenseitig Musik zeigen, das ist meine soziale comfort zone. Vielleicht kann ich zumindest ein paar von euch eine ähnliche Freude machen, mit einem der acht Songs, die ich hier vorstelle. Was ich garantieren kann, ist, dass von meinem nächsten Lieblingssong zumindest ein ätzender Ohrwurm bleibt, egal ob ihr ihn mögt oder nicht. Das ist Caroline Polachek mit „Bunny is a Rider“.

LSDXOXO - „The Devil“

Farce: Mit diesem Track haben wir den chronologischen walk down Memory Lane meines Kurzzeitgedächtnisses begonnen. Als „Bunny is a rider“ von Caroline Polachek Ende Juli rauskam, gab es nichts anderes in meinem Gehirn für mindestens drei Wochen. Einmal bin ich aus dem Gefängnis ausgebrochen, für einen Abend im Club, wie ich ihn seit 2019 nicht mehr hatte, wie ich ihn in Wahrheit noch nie hatte. Die Rede ist natürlich von der queeren Party SISTERS, die Ende Juli unter PCR-Test-Pflicht stattfand. Da hat die befreundete Autor_in Hengameh Yaghoobifarah aus dem Debütroman „Ministerium der Träume“ gelesen und auch aufgelegt, ich habe aufgelegt, Seliby und Rumi von Baires waren auch mit von der Partie. Es war ein Fest. Gespielt habe ich zum Beispiel „The Devil“ von LSDXOXO, mein nächster Lieblingstrack.

Bree Runway - „X2C“

Farce: Mit LSDXOXO befinden wir uns auf der Achse zwischen Berlin und New York City. Auf dieser Achse nehmen wir jetzt eine kleine Detour über das UK und gehen zu Bree Runway, die mit ihrem Track „X2C“ auf meiner Sisters-Setlist auch nicht fehlen durfte.

Bladee & Mechatok feat. Charli XCX - „Drama“

Farce: Zurück nach Berlin, wo Bladee und Mechatok die sehr gute Platte „Good Luck“ produziert haben. Ich hab mich, und darauf bin ich nicht stolz, die letzten sieben Jahre vor Yung Lean, den Sad Boys, Drain Gang etc. komplett verschlossen und dann bin ich über meine Ziehmutter extraordinaire, Charli XCX, doch noch zum Glauben gekommen. Spätestens seit dem Song „Drama“ bin auch ich one with the drain.

John Glazier - „Icing“

Farce: Ich hoffe, euch macht das Hin- und Her-Jetsetten nichts aus, ähnlich easy und hart sind nämlich die Parts von John Glacier aus London, wir machen weiter mit „Icing“. Das Projekt „SHILOH: Lost for Words“ von John Glacier kam vor kurzem erst heraus, und war für mich ein certified no skips record. Produziert ist es von Vegyn, der erst neulich eine sehr gute EP namens „Like a good old friend“ veröffentlicht hat und zum Beispiel für „Blonde“ von Frank Ocean verantwortlich ist.

Sakura - „Call It Divine“

Farce: Wenn Zusammenarbeiten richtig passen, ist das ein Traum. So ist Wien zum Beispiel um die Künstlerin Sakura reicher geworden, deren Song „Call It Divine“ ich als nächsten ausgesucht habe. Mit ihr zusammenzuarbeiten ist eine der erfreulichsten Sachen, die in den bald zwei vergangenen Corona-Jahren passiert sind, und als ich „Call It Divine“ zum ersten Mal gehört habe, war mir klar, das passt.

Tennis - „I’ll Haunt You“

Farce: Sakura und ich sind uns immer einig über eine Band als Referenz, wenn wir gemeinsam singen, und das ist Tennis. Eine Band, die aus einem Ehepaar aus Colorado besteht und nach Rollkragenpullovern, rauchigen Sonnenuntergängen in der Wüste und Schlaghosen klingt. Eine Band, die mir meine Verlobte ganz am Anfang unserer Beziehung nahegelegt hat, ein esoterischer Moment, denn ich wusste, als ich diesen Song gehört habe, wir verstehen uns. So richtig. Damit verabschiede ich mich von euch, ich wünsche euch viele musikalische Verbindungsmomente und eine wunderbare neue Woche!

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