Neues von DIVES, Johnny Bâtard, Crush u.v.m.

Partylieder, Gameboylieder, Endzeitlieder. Die österreichische Musikwoche im Überblick.

Von Lisa Schneider

Neben dem großen in- und ausländischen Wahl-Wahnsinn hat vor allem ein politisches Thema das Wochenende bzw. den vergangenen Freitag geprägt: der weltweite Klimastreik. Und der ist natürlich auch an den vielen österreichischen Musiker*innen nicht vorbeigegangen.

Erst unlängst, bei ihrem Auftritt am Donauinselfest, haben Hearts Hearts bekanntgegeben, dass sie ihren FM4 Amadeus Award den Klimaprotesten und somit Fridays For Future widmen. Im Laufe des Freitag, an dem wir auf FM4 den Klimastreik in Österreich on air mitbegleitet haben, haben sich zu diesem Thema viele weitere Acts zu Wort gemeldet - unter anderem Manu Delago. Der hat sich überlegt, wie klimaschonendes Touren aussehen könnte. Mit seiner Recycling-Tour 2020/21 ist er fünf Wochen durchs Land geradelt und hat dabei sogar eigenen Strom für die Bühnenshow erzeugt.

Und die österreichischen Musiker*innen, die nicht mitgestreikt haben, waren wohl gerade am Reeperbahnfestival in Hamburg zugegen und haben sich dort von der internationalen Musikpresse entdecken lassen. Neben Florence Arman oder OSKA sind auch Elis Noa oder Sharktank aufgetreten.

Oder aber sie waren nicht in Hamburg, sondern in den schönsten Ecken Österreichs unterwegs: Übers vergangene Wochenende haben die FM4 Private Sessions mit Texta stattgefunden. Wer bisher nicht geglaubt hat, dass ein Skatepark oder eine Mosthütte dafür eine gute Location ist, kann sich hier vom Gegenteil überzeugen lassen.

Die Musikvideoauswahl der Woche:

DIVES - „Streets“

„Let’s pretend the night has just begun“ lesen uns DIVES von den Lippen und rufen es euphorisch ins Mikro. „Streets“ kommt gerade recht, den Regen- und Nässeblues noch einmal hintenanzustellen und Wein nachzuschenken. Das alles natürlich wie immer in bester, aufgeladener Surfrockstimmung, lässig und nie akribisch mathematisch hingetaktet, das würde sonst auch keinen Spaß machen. Am Anfang des Videos wird neben pumpenden Herzen und Händen die große Frage gestellt: „Are you in love?“ In die Nacht vielleicht, oder in das Gefühl, dass der gute Moment nie endet.

Johnny Bâtard - „Back To The Start“

Am 23. September 1889 wurde das japanische Unternehmen Nintendo gegründet. Sehr viele Videospiele, Erfolgsgeschichten und glückliche Gesichter/Finger später bekennt sich auch Slackerliebling Johnny Bâtard aus Graz zur vielleicht ersten großen Kindheitsliebe. Die ungelenke Figur im Video muss Flüsse überqueren und diverses Obst oder Gold sammeln, irgendwo hinunterfallen, stecken bleiben und irgendwann - unter nicht allzu tragischen Umständen - sein „Game Over“ anmelden.

„Back To The Start“ hat Johnny Bâtard sein Lied vielleicht auch deshalb vorausschauend genannt, das ist alles Nostalgie, Blödel-Text und elegant verarbeitete Pieps- und Plingmelodien. Einmal noch elf Jahre alt sein.

Crush: 12 Minutes Live im Okto Studio

Während ihr auf neue Musik einer der besten grungy Dreampopbands aus Graz - Crush! - wartet, helfen euch die guten Menschen von 12 Minutes Live, die Zeit zu überbrücken. Ins Okto Studio werden laufend die Besten gebeten, eine Session zu spielen, die live-live gezeigt und währenddessen auch als Livesendung aufgezeichnet wird. Große Empfehlung, da mal einfach durchs Archiv zu scrollen (und schon ein heißer Tipp für die Zukunft: Am 15. 10. werden Pauls Jets die 100. Session zu Gast sein).

Aber jetzt zurück zu Crush, die live Pop, Diva-Attitüde und Schrammeln auf hinreißende Weise zusammenbringen. Einschalttipp für Menschen, die nur kurz Zeit haben: ab Minute 3.20 („Twist and Shout“). Einschalttipp für alle anderen: Die vollen 13,5 Minuten genießen.

Oskar Haag - „Sing As If The World Would End“

Wenn etwas sehr gut ist, fällt das Ausnahmemachen leicht. Zu folgender Single gibt es nämlich (noch) kein Video - nur euer Kopfkino.

Die Lieder von Oskar Haag turnen seit dem Wiener Popfest durch unsere Köpfe, wie das nur bei schlichten wie genialen Dingen passiert. Bevor der erste, offizielle Release ansteht, veröffentlicht der 16-jährige Kärntner Musiker seine Lieder weiterhin free for all auf Soundcloud, so auch das neueste „Sing As If The World Would End“. Er kramt wieder tief in der Schatzkiste Pop und ist diesmal dahintergekommen, dass ein großer, guter Refrain manchmal gar keine Wörter braucht.

Auch noch gut und gut zu wissen

• Auf der Suche nach einem kontemplativ-schönen Alternative-Pop-Album? Jungle Jade haben da etwas für euch.

• Mit „Silver Lining“ wird eine positive Wendung beschrieben, die sich aus einer negativen Situation ergeben kann (wir haben ja alle Jennifer Lawrence und Bradley Cooper on screen gesehen?). Das Dreampop-Duo Lucy Dreams kürzt das Ganze ab auf „Silver Line“, vielleicht klappt es trotzdem mit der dreiminütigen Versprechung.

• Indietronic-Flashback! Laikka haben soeben ihre Single „The Glow“ veröffentlicht, noch mehr Strahlen gibt’s dann am Debütalbum. Es trägt den Titel „Morning Glow“ und erscheint am 22. Oktober.

• Ebenfalls am Reeperbahn Festival in Hamburg aufgetreten ist PIPPA, und die hatte zum Set ihren neuen Release dabei. „Lifestream“ nennt sie die EP passend zur komischen Zeit, sie schreibt selbst über die 5 Songs: „Natürlich dark, aber nicht negativ. Gar nicht. Sogar eher tröstlich. Ich hab viel für mich erkannt und die Songs sind mir sehr nah. Die Themen sind mir alle wichtige, auch covidunabhängig. Es gab dann nur keine Ausrede mehr, sich ihnen nicht zu stellen.“

• „Ihr wollt Feindbilder malen und klatscht den Teufel an die Wand“: Kid Pex und Disorder sind auf „Gefangen zwischen Wänden“ gemeinsam (politisch) laut.

• „Gaming console meets Madonna“, schreiben Noyoco über ihr neues Lied „Physical“, man darf es auch Trance-Dance-Indiepop nennen.

• My Friend Peter kümmert sich beim immerguten Label Numavi Records um die Neo-Psych-Sektion, gerne schon auch mal rein instrumental. „Groovin’ Guud“ ist der erste Vorbote zur demnächst erscheinenden EP. Hört euch den tollen Titel an: „Shuffle Waffle, Muffle Duffle And Other Stories Volume 1“.

• Letzten Donnerstag haben wir uns mit unserem Best New Music Act Earl Mobley über Slackerpop und Zukunftspläne in Berlin unterhalten, 5K HD haben erzählt, wann, wo und wie sie Musik hören. Und es gab ein Donauinselfest-Spezial mit Livesongs der Acts, die auf der FM4-Bühne aufgetreten sind.

• Vergangenen Sonntag haben wir im nächtlichen Soundpark mit Clemens Fantur durch Manu Delagos neues Album „Environ Me“ und das Debütalbum von Tape Moon gehört, außerdem noch einmal Livemusik vom Donauinselfest (Kruder & Dorfmeister).