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„Foundation“ ist essenzielle Science-Fiction

Die auf Isaac Asimovs Büchern basierende TV-Serie „Foundation“ führt zu den Wurzeln der Ideen, die auch „Star Wars“ zum Welterfolg gemacht haben. Ästhetisch entschlackt und mit klugen Analogien zu realen politischen Prozessen verspricht „Foundation“ 80 Folgen voller Science-Fiction-Essenz. Heute startet die erste Staffel.

Von Natalie Brunner

Viele Kinder der 70er, 80er, 90er und Nullerjahre, und so auch die Autorin dieser Zeilen, messen jede Weltraumsaga an George Lucas’ „Star Wars“-Epos. Elemente der großen Weltreligionen und Mythen sind darin verpackt, Referenzen an die Filmgeschichte, an Tolkiens „Herr der Ringe“ - und besonders deutlich sind da auch die Parallelen zum Werk des Science-Fiction-Autors Isaac Asimov zu erkennen.

In Asimovs Jahrzehnte vor „Star Wars“ entstandener Science-Fiction-Welt geht es um ein „galaktisches Imperium“, Planeten werden zerstört, und eine Rebellion erhebt sich vom Rand der Galaxie, um den sich durch Klone an der Macht haltenden Imperator Cleon zu stürzen. Es gibt Kriegerinnen mit telepathischen Fähigkeiten und Anhängerinnen von Religionen, die sich der Tyrannei der Technokraten entgegenstellen.

Die „Star Wars“-Saga ist ein Kind vieler Mütter, und doch ist das alles sehr ähnlich wie in der von Asimov bereits in den 40er Jahren begonnen und bis in die 90er Jahre fortgesetzten „Foundation"/"Empire"/"Robot“-Saga. Asimovs Universum ist komplex, die Handlung zieht sich über Tausende Jahre, und wie bei Lucas’ „Star Wars“ entstanden die Prequels später als die zuerst publizierten Teile der „Foundation“-Romane.

„Die Macht“ vs. „Psychohistory“

Obwohl oder weil ich seit meiner Kindheit „Star Wars“-Fan bin, begeistert mich die Serie, die uns in ein entschlacktes, von Hollywood-Kitsch befreites Universum führt. Nicht eine Sekunde lang sehe ich „Star Wars“ als den Blueprint, sondern finde hier eher die Essenz der Ideen, die „Star Wars“ später mit allerlei Effekten, Aliens und Hollywood-Firlefanz umhüllt hat.

„Foundation“ rückt mehr die intellektuellen Konzepte, die das Science-Fiction-Universum befeuern, in den Mittelpunkt. Was bei Lucas die esoterische „Macht“ ist, die die Handlung ins Laufen bringt und das Universum am Ticken hält, ist in der „Foundation“-TV-Serie, eine mathematische Wissenschaft, die „Psychohistory“.

szene aus foundation

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Am 24. September ist die Premiere der von Apple TV produzierten Fernsehserie „Foundation“. Sie ist auf 80 Teile angelegt, die erste Staffel besteht aus acht Folgen, die einen mächtigen Sog entwickeln.

Hari Seldon ist einer der Hauptcharaktere in der TV-Serie, die doch einige Abweichungen zu den literarischen Vorlagen von Asimov aufweist. Seldon ist Mathematiker und hat die „Psychohistory“ begründet. Diese fiktive Wissenschaft in Asimovs „Foundation“-Universum kombiniert Geschichte, Soziologie und mathematische Statistik, um allgemeine Vorhersagen über das zukünftige Verhalten sehr großer Gruppen von Menschen wie z. B. des „Galaktischen Imperiums“ zu treffen. "Psychohistory“ wurde erstmals 1942 von Asimov in einem Roman erwähnt. Es ist ein Konzept, das Ähnlichkeit zum heutigen „Big Data“ hat.

Die Berechnungen von Seldon lösen zu Beginn der Serie Zorn und Beunruhigung bei dem seit Tausenden Jahren regierenden Imperator Cleon aus. Cleon ersetzt sich zyklisch durch einen jüngeren Klon (Hallo, Palpatine!), um die „genetische Dynastie“ an der Macht zu halten.

Das Empire versucht Seldons mathematische Berechnungen als eine ideologisch durchsetzte metaphysische Prophezeiung zu diffamieren und diskreditieren. Dennoch engagiert es Wissenschaftlerinnen, die berechnen sollen, dass es zu keinem Zusammenbruch des Empires kommen wird. Ein Schachzug, der aus der realen Klimadebatte bekannt erscheint.

Klug sind in „Foundation“ die politischen Analogien zu den realen Problemen unserer Zeit gesetzt. Parteien, die nicht verstehen wollen oder können, dass es nicht um Gewinner und Verlierer geht, um Konflikte von Machtsystemen, sondern um das Überleben einer Spezies. „Foundation“ stellt auch die Frage, was für eine Rolle und Handlungsfähigkeit ein Individuum in diesen für den menschlichen Verstand kaum fassbaren Dimensionen spielen kann.

Die ästhetische Entschlackung und die Alien-freie Welt tun der Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit des „Foundation“-Universums gut. Es setzt einen wichtigen Kontrast zu den aus „Star Wars“ bekannten Handlungselementen. Die Kostüme und lokalen Trachten der Bewohnerinnen der verschiedenen Planeten erinnern eher an japanische Haute Couture und Rihannas Outfit bei der Met Gala als an Hollywood-Kostümbombast. Man staunt nicht, sondern zieht Vergleiche zu der Welt, in der man selbst lebt - und das verstärkt den Sog in die versprochenen 80 Stunden des „Foundation“-Universums.

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