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Ein lachendes Quokka, Kurzschwanzkänguru

Drbethsnow, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

„Eine Kleine Utopie, bitte“ in der Schule für Dichtung

Schön Schreiben! Sich die Welt erfreulich vorstellen oder wenigstens schön schreiben mit großartigen Lehrenden. „Eine kleine Utopie, bitte“ ist das Thema der Herbstakademie 21 der Schule für Dichtung (sfd). Klassen gibts von Mieze Medusa (slam poetry), Daniel Wisser (kurzprosa), Clemens Setz (haikus und limericks) und Andreas Spechtl (lyrics).

Von Zita Bereuter

Titelbild CC BY-SA 4.0

Mit einem Quokka oder Kurzschwanzkänguru wirbt die Schule für Dichtung für ihre Herbstakademie 21. „Für mich groteskes Sinnbild eines Optimismus ohne wenn und aber“, meint Fritz Ostermayer, Direktor der Schule für Dichtung. Optimismus darf man erwarten, ist das Thema der Akademie doch „Eine kleine Utopie, bitte“. Geschrieben werden diese Utopien in analogen Klassen von Mieze Medusa (Slam Poetry) und Daniel Wisser (Kurzprosa) sowie in online-Klassen von Clemens Setz (Haikus und Limericks) und Andreas Spechtl (Lyrics). In den analogen Klassen gibt es noch Restplätze. In den online-Klassen kann man kostenfrei ganz einfach jederzeit teilnehmen.

„Slam mir ein Luftschloss“ mit Mieze Medusa

slam mir ein luftschloss!
6. und 7.10. sowie 12. und 13.10., jeweils 17 bis 20 Uhr.

„Eine Utopie ist etwas Gemeinsames. Eine Idee, die sich an ein Du wendet, in der Hoffnung, dass daraus ein Wir wird“, erklärt Mieze Medusa und sieht deswegen das Thema Utopie perfekt im Poetry Slam. „Das Gedicht als gemeinsames Erlebnis, Bilder, die sich übertragen, Texte, die kommunizieren.“

In ihrer Klasse wird die Frage gestellt, „wie wir eigene Ideen in eigenständiger Sprache so erzählen können, dass das Du, das Publikum, neugierig ist und bleibt.“

Also sucht man Ideen, Wünschen, Weltvorstellungen. „Was wünscht du dir anders und was brauchst du dazu? Wie erzählt man von sich selbst?"
"Was das Schreiben betrifft, ist tatsächlich genau das die Utopie: Man muss es nicht alleine schaffen, niemals.“ (Mieze Medusa)

In der analogen Klasse wird in kleinen Gruppen geschrieben, sich ausgetauscht und geslamt. Auf dieser Entdeckungsreise soll es auch genügend Zeit für Experimente und vor allem Feedback geben.

„Woher nehmen, wenn nicht stehlen?“, fragt Daniel Wisser

Woher nehmen, wenn nicht stehlen?
18., 19., 20. und 22.10.,
jeweils 17 bis 20 Uhr.

Für den Autor Daniel Wisser hat jeder Text, der im Zustand des Verfasstwerdens ist, etwas Utopisches, weil man das Ziel noch nicht kennt. Grundsätzlich glaubt er nicht an die Lehrbarkeit von Literatur. „Ich glaube nur daran und kenne es aus meiner Erfahrung, dass man aus den Methoden anderer viel lernen kann. Dass man sie annehmen oder auch teilweise ablehnen oder modifizieren kann und dass man daraus selbst etwas macht, das für einen anwendbar ist. Mehr ist es nicht.“ Vielleicht lerne er ja auch mehr von der Klasse als die Klasse von ihm.

„Jeder Text, der im Zustand des Verfasstwerdens ist, hat etwas Utopisches. Weil man das Ziel noch nicht kennt.“ (Daniel Wisser)

Von den Teilnehmenden erwartet er eigentlich nur, dass sie ein, zwei oder drei kurze Prosatexte mitnehmen. Die sollen entweder geplant sein oder bereits „im Stadium des Verfasstwerdens“. Vor allem aber erwartet er die Bereitschaft, verschiedene Möglichkeiten dieses Textes zu denken. Ebendiese werden dann versucht, zu skizzieren. „Am Ende liegt es immer bei der Autorin und beim Autor, was sie annehmen und was nicht.“

„Auf eine bessere Tierwelt“ mit Clemens Setz

Auf eine bessere Tierwelt
6. bis 20.10.
(Einstieg jederzeit möglich)

„Tiere sind ja häufig eine gute Annäherung zur Menschenwelt und auch eine gute Sache, auf die man sich besinnen kann“, erklärt Autor Clemens Setz. In seiner Klasse widmet er sich der kurzen Form: Haiku oder Limericks. „Die möglicherweise irgendwas mit Tieren zu tun haben“, wünscht er sich von den Teilnehmenden, „muss ned unbedingt sein, aber ich würd’s empfehlen.“

Mit Limericks und Haikus öffnet Clemens Setz ein großes Feld der kurzen Form: Limericks sind eher scherzhaft, witzig und pointiert. Haikus verzichten auf eine humorvolle Pointe „sondern sind meistens eher so ergriffen in mystischer Versenkung, Natur, Magie oder so.“ Beiden gleich ist die extrem kurze Form - Limericks sind fünfzeilig und gereimt, Haikus bestehen aus drei Zeilen. „Ich glaube, sie sind befreiend genug in ihrer Strenge.“

„Tiere sind ja häufig eine gute Annäherung zur Menschenwelt.“ (Clemens Setz)

„Sing mir das Lied von der Fürsorge“ mit Andreas Spechtl

Sing mir das Lied von der Fürsorge
6. bis 20.10.
(Einstieg jederzeit möglich)

Je mehr der Autor und Musiker Andreas Spechtl in letzter Zeit über Utopien nachgedacht hat, umso mehr hat ihn dabei das unmittelbar Umsetzbare interessiert. „All das, was quasi vielleicht nicht unbedingt über die Welt hinausragt. Wenn die klassische Linke von Utopien spricht, dann gipfelt das meistens in so etwas wie dem eh sehr bekannten Satz wie ‚Eine andere Welt ist möglich.‘ Und ich denke, man könnte drüber ja auch mal so nachdenken, dass eine andere Welt eben nicht möglich ist und dass man sich viele kleine Welten auf dieser großen Kugel bauen muss und dass das vielleicht die Utopien sind, die uns im Endeffekt momentan weiterbringen. Und ja, das hat für mich sehr viel mit Fürsorge zu tun.“

„Da ist man vielleicht wieder bei dieser Idee der Utopie: Jeder niedergeschriebene Satz ist einfach eine kleine Welt, die man dann auch losgelassen hat.“ (Andreas Spechtl)

Von den Teilnehmenden wünscht er sich, dass sie die Texte, die sie schicken oder einfach das Schreiben selber ernst nehmen. „Das macht was mit einem.“ Und dafür auch offen zu sein. So findet er wieder zur Idee der Utopie. „Jeder niedergeschriebene Satz ist einfach eine kleine Welt, die man dann auch quasi losgelassen hat. Also die ist ja dann auch da und die kann man auch nicht mehr so leicht zurücknehmen. Die hat man quasi in die Welt gesetzt. Diese Idee oder diesen Satz. Und deswegen wäre es ganz gut, wenn man das auch ernst meint, was man da schreibt.“

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