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Kajak auf der Ötz

Katja Jemec

Die Wildwasserkajak-Elite trifft sich im Ötztal

Im Ötztal, genauer gesagt auf der Ötztaler Ache, fand vom 8.-10. Oktober die, ja ihr habt es erraten, „Ötztrophy“ statt, die Weltmeisterschaft im extremen Wildwasserkajakfahren. Wildwasserkajaker aus der ganzen Welt treffen sich dort, um den berühmten und gefürchteten Flussabschnitt „Wellerbrücke“ zu befahren.

Von Diana Köhler

Die Wellerbrücke ist der wildeste Abschnitt auf der Ötztaler Ache. Fast jeder Kajakfahrer und jede Kajakfahrerin hat schon davon gehört, nur wenige trauen sich dann aber auch hinunterzufahren. Unterspülungen, die Mensch samt Boot hineinsaugen können, riesigen Felsbrocken und Wasserfällen hat diese Strecke ihren Ruf zu verdanken.

Und auf diesem Abschnitt haben 150 Athleten und 30 Athletinnen um die Ötztrophy gekämpft. Für beide Geschlechter gibt es das gleiche Preisgeld – ungewöhnlich bei Sportwettkämpfen. Frauen bekommen meistens immer noch um ein Vielfaches weniger als Männer.

Durch den „Champions Killer“

Die Ötz ist einer der längsten Gletscherflüsse in Österreich. Unter Kajakfahrer*innen ist sie geliebt aber auch gefürchtet: Denn durch Schneeschmelze und Niederschlag ändert sich der Wasserpegel während des Jahres enorm. Und der ohnehin schwierig zu befahrende Fluss kann plötzlich beinahe unbefahrbar werden. Deswegen findet die Ötztrophy auch erst im Herbst statt, da dann der Wasserpegel eine Befahrung in Form eines Rennens überhaupt möglich macht. Manche Passagen haben Namen wie „Champions Killer“ oder „TNT Katarakt“ – bei der Benennung war man nicht gerade zurückhaltend.

Viele der Teilnehmer*innen fahren in ihrer Freizeit noch wildere Flüsse und springen höhere Wasserfälle hinunter, wie etwa Andi Brunner, der aus der Gegend kommt. Aber sich mit anderen in der Zeit zu messen, ist auch für sie eine willkommene Challenge. „Die Ötz ist relativ steil und es passiert relativ viel auf der Strecke. Man sieht Steine, Verwirbelungen, weißes Wasser, grünes Wasser, Pilze auftauchen - und es schiebt einfach von links nach recht, von oben nach unten! Es passiert brutal viel, alles auf einmal. Es ist schwierig und deshalb geil wenn’s funktioniert, wenn man das kann!“, so beschreibt Andi Brunner, die Herausforderungen, mit denen man hier im Rennen umgehen muss.

Das Rennen auf der Ötztaler Ache war lange Zeit ein jährlicher Fixtermin im Kalender, aber nicht nur Corona hat dem zunächst ein Ende bereitet.

Organisiert von Locals

Denn 10 Jahre lang hat auf dieser Strecke die sogenannte „Sickline“ stattgefunden. Sie war lange die Weltmeisterschaft für Extremkajaker*innen. Aber dann ist der große Sponsor abgesprungen und es schien, als würden erstmal keine Rennen mehr auf der Ötztaler Ache stattfinden. Eine lokale Kajakschule wollte das aber nicht so stehen lassen und hat beschlossen, selbst ein Rennen auf die Beine zu stellen.

Das kommt bei den Besucher*innen als auch bei den Athlet*innen gut an: „Man merkt einfach, das ist jetzt ein besonderes Event, die Locals machen das selber, da sind keine riesengroßen Sponsoren dahinter. Das ist wirklich beeindruckend, wie die das machen und es schafft eine angenehme Atmospähre“, meint etwa Elli, die selbst teilgenommen hat.

Fluss- und Umweltschutz am Ufer

Neben dem Rennen wird auch über Fluss- und Umweltschutz aufgeklärt, zum Beispiel vom international agierenden River Collective. Denn was wollen Kajakfahrer*innen? Natürlich gesunde und vor allem unverbaute Flüsse. Die sind nur leider in Gefahr. Denn Staudämme und Wasserkraftwerke drohen viele noch frei fließende Flüsse zu regulieren. Auch die Ötztaler Ache wurde nicht verschont. Einige Kraftwerke sind in Planung. Protest kommt von vielen Seiten. Ob dieser Erfolg haben wird – die Kajakfahrer*innen hoffen es.

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