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ANTHEA

Julian Lee Harather

fm4 soundpark weekly

Neues von ANTHEA, Verifiziert, Tocotronic feat. Soap&Skin, Timo Junior u.v.m.

Das gute Leben, das mühsame Leben, eine Hymne auf die Zigarette und die lang ersehnte Ausrede, Tocotronic hier unterzubringen. Die österreichische Musikwoche im Überblick.

Von Lisa Schneider

Sluff Albumcover "World Wide Worries"

Numavi Records

„World Wide Worries“ von Sluff: eine große Empfehlung.

Eine gute Woche für gute Alben - oder deren kürzere Form. Die Wiener Gitarrenliebhaber von Sluff haben mit „World Wide Worries“ so ein bestes Album des österreichischen Musikjahres vorgelegt, inklusive Melodien zum in die Hände klatschen.

Das ist ja sonst eher das Metier von Musiker und Produzent Cid Rim - nicht in der Schunkelbankversion, versteht sich, sondern in der abgeklärt-coolen Variante - aber auch der übertrifft die Erwartungen mit seinen „Songs Of Vienna“. Wien wird da nicht als alte Kulturstadt, sondern als moderne Clubmetropole gefeiert, als Kirsche auf der Torte singt Cid Rim sogar selbst.

Psychedelisches gibt’s auf ANTHEAs erster EP „XEA“ dann weniger, dafür den klar skizzierten, knallend guten Hyperpop. Am Samstag war ANTHEA für eine Listening Session bei Dalia Ahmeds Late Night Lemonade zu Gast - just in case ihr hört die Lieder lieber in erklärender Begleitung.

Werbung in eigener Sache? Werbung in eigener Sache: Hier im Soundpark bereiten wir schon akribisch den Dienstag der nächsten Woche vor, den großen 26. Oktober. Der ist für uns insofern Nationalheiligtum, als dass es traditionsgemäß 24 Stunden lang nur österreichische Musik zu hören geben wird, und das nicht nur aus der Dose. Wir erwarten gute Gäste: EsRap und Anna Mabo werden etwa FM4 Sessions für euch spielen, darüber hinaus gibt’s natürlich noch weitere Livegäste (Überraschungen sind toll!), Neuvorstellungen und überhaupt alles, was euch beim Thema „Songs mit Haltung“ in den Sinn kommt. Bestes Feiertagsunterhaltungsprogramm.

Die Musikvideoauswahl der Woche:

Verifiziert - „Tschick“

„Tschick“ ist ein schönes Wort, das wissen wir nicht erst seit Wolfgang Herrndorf. Ein Ur-Wiener, bzw. ein Ur-österreichisches Wort, eine Huldigung an die Zigarette. In all dem Health- und Beautywahnsinn eine schon eher verpönte Sache, aber die Rapperin Verifiziert dreht sich einen Schmäh daraus. Wer in so dialektfreiem Englisch rappt und dann trotzdem die schönsten Mundart-Wörter in den Text hineinbringt, wird sich die Sporen wohl auch bald außerhalb Österreichs verdienen. Die Management-Geschäfte hat sie schon nach Deutschland ausgelagert, klopft da vielleicht bald ein Major-Deal an die Tür?

Tocotronic - „Ich tauche auf (feat. Soap&Skin)“

Ergreifend ist so ein Wort, das man Tocotronic und ihrer Musik immer gerne umhängen mag. Wenn es dann noch wie im neuen Song „Ich tauche auf“ einmal mehr um die Liebe geht, und das dann auch noch ein Feature mit Soap&Skin ist, sucht man verzweifelt nach Steigerungsformen. Es geht hier um die Essenz der menschlichen Verfehlung, also darum, dass auch endlose Empathie nicht aushilft, den/die andere/n zu verstehen und zu durchdringen. „Ich habe dich noch nie geseh’n / Oben bei den Lebewesen“ (die immer überhöhte, geliebte Person), „Hier bist du nie gewesen / nur gelesen / hab ich von dir“ (die natürlich eine beschriebene und hiermit besungene, unerreichbare Legende bleiben muss). Es tut weh und es tut gut, das Teilen von Sorgen und Schmerz und dem Universalwissen, wie anstrengend es sein kann, jemanden sehr zu mögen.

Bountydave - „More Than Tru“

Ganz anders hier: „I don’t care what you do / I love you“: Bountydave hat ein Liebeslied ganz ohne Schnörkel und Weh geschrieben. Er ist eben verliebt, sagt er. Mellow-Rap mit Aussicht auf den Sonnenuntergang, auf die Melodie wird trotz blendenden Übermuts - oder gerade deshalb - nicht vergessen. Das atmet schon ganz gut Jamie T-Vibes der weicheren Phase.

Timo Junior - „Ice Ice“

Und nochmal ab nach Linz: Timo Junior ist neu und gut, und das wissen wir spätestens ab jetzt. „Ice Ice“ heißt die Single, für die Timo mit Alex The Flipper im Studio war und die er - Zitat Instagram! - „mit einem Mic aufgenommen hat, das aus Einhornstaub besteht“. So klingt das also, wenn man einen Song für Rihanna schreibt (sofern man Tik Tok glauben will): „Ice Ice Ice und sie twerkt“, es ist das gute Leben, die Party im Hinterhof, ein erster, kleiner Hit.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Wen soll man zum runden Jubiläum einladen, wenn nicht Pauls Jets? Im Okto Studio haben Pauls Jets für 12 Minutes live die sage und schreibe 100. Session gespielt.
  • Ihr wollt zurück in den Club und wisst noch nicht, wie? Ein Video zur vorbereitenden Unterstützung: Drahthaus ft. Aunty mit „Dopamine“.
  • „Dime Mas“ hat er für uns in den Sommer hineingesungen, der Wiener Musiker David Arcos mit kolumbianischen Wurzeln. Mit „Algun Dia“ setzt er fort, was an er an romantisch-schön flimmerndem Seelestreichelpop damals dagelassen hat. Es ist seine zweite Single.
  • Vom österreichisch-belgischen Film „Hochwald“ habt ihr mittlerweile wohl gehört (Empfehlung!) bzw. die Filmplakate an alten Kaugummiautomaten klebend gesehen, jetzt gibt’s auch den offiziellen Titeltrack als Single mit Video zu genießen. Florian Horwath ist einmal mehr Melancholie-Großmeister, nicht umsonst ist er beim Österreichischen Filmpreis für sein Lied ausgezeichnet worden.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Was „Shinitching“ eigentlich bedeutet, erklärt euch die Band im Vorspann zum Video, Manic Youth haben einmal mehr die jugendlichen Seelenabgründe zum schon härteren Shoegaze-Geschrammel umgedeutet.
  • Ob sich JerMC und food for thought die Zeile „Nicht cool“ tatsächlich über die Augenbraue tätowieren lassen, bleibt offen, darüber singen tut ja bekanntlich schon mal nicht (ganz so) weh.
  • Aber nur, weil ich einen Soft-Spot für Leoparden-Leggins (und Schaumwein!) habe: Liener mit „Primadonna“.
  • Auf einem goldenen Psychedelic-Trip mit selbstgebastelten Baum-Instrumenten: Der traurige Gärtner war schon immer ein bisschen verrückt, aber genau deshalb mögen wir ihn ja. „Elche im Wienerwald“ ist verwirrend, glänzend, Denkanstoß.
  • Das hat nix mit 10er-Jahre Schmuse-R’n’B zu tun, das kommt aus Graz und taucht elegant unterm Mainstream davon: Sladek mit „Let Me Love You“.
  • Ein Mantra als Song: „Back to the start“ heißt die aktuelle Single der Laid-Back-Popliebhaber von NIHILS, die EP dazu erscheint Ende November.
  • Merkt euch den Namen Donna Savage! Mit „Blutwiese“ hat die Wiener Rapperin gerade ein starkes Statement gegen Catcalling und Belästigung von Frauen im öffentlichen Raum veröffentlicht (unterstützt unter anderem von Eli Preiss und Verifiziert). Wir werden euch die Musikerin ebenfalls am 26.10., unserem großen Soundpark-Feiertag, genauer vorstellen.
  • Letzten Donnerstag waren Sluff und Cid Rim mit neuen Alben zum Interview zu Gast und wir haben neue Lieder von unter anderem Diskoromantik, Manic Youth, ANTHEA oder Florian Horwath gehört.
  • Vergangenen Sonntag haben wir im nächtlichen Soundpark mit Clemens Fantur die neue EP von Diskoromantik gehört, ebenso wie Demujas Album „Period Of Time“ oder die akustischen Neuaufarbeitungen von 5K HD am Album „Creation Eats Creator“.

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