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Filmstills aus der Serie "Reservation Dogs"

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„Reservation Dogs“ zerbröselt Stereotype über Native Americans

„Reservation Dogs“ ist eine politische Coming-of-Age-Komödie aus der Perspektive von vier Native American Teenagern. Jedes Klischee, das man vom Leben der indigenen Bevölkerung in den Reservaten Nordamerikas haben mag, wird hier zerpflückt, überhöht und ad absurdum geführt.

Von Natalie Brunner

Der aus Neuseeland stammende Drehbuchautor Schauspieler, Regisseur und Produzent Taika Waititi ist momentan gefragt in Hollywood. Für Marvel hat er 2017 den Blockbuster „Thor: Ragnarok“ gemacht, sein nächster „Thor“ wird 2022 ins Kino kommen. Für „Jojo Rabbit“ hat er das Drehbuch geschrieben, das mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, Regie geführt und mit großem komödiantischem Talent Adolf Hitler gespielt. Und der nächste „Star Wars“-Film wird auch unter seiner Anleitung entstehen.

Nebenbei hat Taika Waititi auch Zeit gefunden, die dritte Staffel seiner unglaublich lustigen Vampir Serie „What we do in the Shadows“ zu drehen. Und ab heute ist auf dem Streaming Portal Disney+ eine weitere exzellente, clevere und lustige Serie zu sehen, die Taika Waititi produziert, „Reservation Dogs“.

Eine Serie mit lauter Native Americans

„Reservation Dogs“ spielt in Oklahoma und ist die erste Serie, bei der alle Autor*innen und Regisseur*innen indigener Abstammung sind, der ganze Cast und das Produktionsteam besteht ebenfalls ausschließlich aus Native Americans.

Die Held*innen in den Filmen von Taika Waititi sind meist Outlaws, oft Jugendliche oder Kinder die einen durch ihre Dissidenz und ihren Enthusiasmus sofort für sich einnehmen. In ihnen brennt immer ein Feuer, sich mit dem Status Quo nicht arrangieren zu wollen, koste es, was es wolle, und wir fiebern und lachen mit bei diesen großen Erzählungen von Kindheitsabenteuern.

So ist es auch bei „Reservation Dogs“, der Stereotype zerbröselnden Coming-of-Age-Comedy-Serie von Taika Waititi und dem Native American Filmemacher und Aktivisten Sterlin Harjo.

Raus aus dem Reservat

Zu Beginn von „Reservation Dogs“ begleiten wir die vier Teenager Bear, Elora Danan, Cheese und Willie Jack, wie sie einen Food Truck stehlen und an die dubiosen Meth-Zombies vom Schrottplatz verhökern, um so ihren Umzug nach Kalifornien zu finanzieren. Sie wollen dringend weg aus Oklahoma wo sie in der Muscogee Nation leben, in der „Reservation Dogs“ zur Gänze gedreht worden ist.

Die vier machen das Leben in der ländlichen Resignation, den Kreislauf von Armut, Perspektivlosigkeit und Sucht für den Tod ihres Freundes Dany verantwortlich.

Filmstills aus der Serie "Reservation Dogs"

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So trist das auch klingen mag, so radikal und lustig ist es in der Umsetzung, weil jedes Klischee, das man vom Leben der indigenen Bevölkerung in den Reservaten Nordamerikas haben mag, zerpflückt, überhöht und ad absurdum geführt wird.

Bear wird von seiner Mutter großgezogen, weil sein Vater sich nach Los Angeles abgesetzt hat, um dort als Trap-Rapper Punkin’ Lusty Karriere zu machen. Jedes Mal, wenn Bear in der Serie bewusstlos geschlagen wird, was oft passiert, hat er eine Vision von einem noblen Krieger, einem Vorfahren, der behauptetet, bei der berühmten Schlacht am Little Bighorn dabei gewesen zu sein, wenn auch nicht kämpfend. Dieser Krieger putzt Bear in seinen Visionen jedes Mal herunter, was er und seine Freunde doch für Verlierer seien: „You and your thuggy-ass friends, what are you doing for your people?“

Ein Highlight der ersten Staffel von „Reservation Dogs“ ist die Folge „Uncle Brownie“. Brownie behauptet, eins mit der Natur zu sein, obwohl sein Zuhause mit Fast Food-Verpackungen zugemüllt ist. Brownie ärgert sich über Medical Marihuana, weil er sein 20 Jahre fermentiertes Weed nicht mehr anbringt, wo das Zeug jetzt legal zu haben ist. Brownie ist lokale Legende, weil er einmal auf Meth in seiner Stammbar bis zu 30 Menschen (es werden im Lauf der Folge immer mehr), mit denen er befreundet ist, verprügelt haben soll, inklusive dem Typen, der ihm das Meth geschenkt hat. Diese Figur fasziniert nicht nur die vier Teenager, sondern auch mich.

„Reservation Dogs“ ist raue Unterhaltung. Die Serie ist in der Lage, Jahrhunderte alte mediale Missrepräsentation zum Gegenstand von Komödie zu machen, ohne die Verbrechen der Kolonisation und des Massenmords an der indigenen Bevölkerung Nordamerikas zu verharmlosen. „Reservation Dogs“ kann das, weil die Serie von einem Native-American-Team gemacht worden ist, und auch, weil aus der Perspektive von Teenagern erzählt wird, die auf alles, auch das, was den Zuseher*innen als kompletter Wahnsinn erscheint, stoisch unbeeindruckt und tief bewegt zugleich reagieren.

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