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Black Country, New Road

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Der Song zum Sonntag

Black Country, New Road - „Chaos Space Marine“

Black Country, New Road bleiben eine Superlativband, auch mit ihrem neuen Song „Chaos Space Marine“. Das Album „Ants From Up There“ erscheint Anfang nächsten Jahres.

Von Christoph Sepin

Noch einmal also auf diesem Kanal diese Superlativband Black Country, New Road, eine der besten der Welt zurzeit und wohl auch in Zukunft, eines der besten Konzerte des Jahres haben die Londoner*innen jedenfalls vor einer Woche am Donaufestival in Krems gespielt. Inklusive leichten, wohl nur subjektiv wahrgenommenen Disruptionen, die nach Jahrzehnten des Lockdowns wieder dran erinnerten, wie sich das wirklich anfühlen kann gemeinsam live Musik und alles, was sie mit sich bringt, zu entdecken.

Was da alles losging Anfang des Jahres mit dem doch sehr passend betitelten Debüt von Black Country, New Road „For the First Time“, das muss natürlich weitergeführt werden. Soviel schuldet dieses Hype-Projekt der Welt mittlerweile, das mal bescheiden als neue Bright Eyes, dann wieder passender als Arcade Fire 2.0 bezeichnet wird. Einen Hit à la „Rebellion (Lies)“ müssten Black Country, New Road nur schreiben (und werden das wohl auch eher früher als später tun), um Superstars zu werden. Bis dahin können wir uns zurücklehnen und dem zuhören, was da so rauskommt. Selten war es so einfach, Fan einer Band zu sein.

„Ants From Up There“ wird das neue Album von Black Country, New Road heißen, das am 4. Februar 2022 bei Ninja Tune erscheint. Vom Albumcover glitzert jetzt schon ein in Plastik eingeschweißtes Spielzeugflugzeug entgegen. Dass es sich um Kindheit, um Jungsein und wohl auch ein bisschen Nostalgie drehen wird in den Texten dieser Platte, das verraten jetzt schon Songtitel wie „Snow Globes“, „Basketball Shoes“ und „Good Will Hunting“ oder jetzt schon, das vorab veröffentlichte „Chaos Space Marine“.

Was ein Chaos Space Marine ist, das werden wohl noch manche wissen, die gerne mal Tabletop-Spiele gespielt haben oder das immer noch tun. Ein Chaos Space Marine ist der weinende Clown der Science-Fiction. Eine Figur, die eigentlich die Bewohner*innen des Universums vor Übel schützen sollte, aber ins Chaos abrutscht. Ordnung gegen Unordnung, Egoismus statt Solidarität hinter einem metallenen Panzer.

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Black Country, New Road machen aus diesem tragischen Charakter einen Lovesong, ein Lied über das Verabschieden und eigentlich - Achtung, noch mehr Superlative - ihr eigenes „Space Oddity“. „And though England is mine, I must leave it all behind“, so beginnt der Song. Der Krieg ist vorbei, es ist Zeit ins (Raum-)Schiff zu steigen und neue Häfen anzusteuern. „Lift the anchor, set an open course.“

„In time you will find, these things take up space inside your mind“, das ist zum Beispiel eine sehr schöne Zeile. Dann geht es um Neuentdeckung, um lange, einsame Nächte auf hoher See, in denen nur die eigene Stimme Begleiterin ist und natürlich um das Vermissen. „I love you, darling, will you take my metal hand“, fragt der Chaos Space Marine, während die Musik aufgeregt dahinträgt, in diesem Genre, das mal als Dark Cabaret oder Baroque Pop oder als was auch immer bezeichnet worden ist, was Menschen, die Fedoras tragen, halt gerne hören.

Die Zeit, so kitschig darf es dann auch noch sein, heilt alle Wunden. Das weiß der Chaos Space Marine, der schon aus vielen Häfen steuern musste und viele Herzen zurückließ. „The sailor boys line up in song and they sing of London.“ Alles sehr herzzerreißend eigentlich, wenn da übers Nach-Hause-Kommen gesungen wird, übers Verlassen und doch irgendwie auch Nirgendwo-daheim-Sein. Und auf einmal, wie ein Ablenkungsmanöver, die Zeile „I’m coming home, Billie Eilish style, a concorde will fly“, die da so gar nicht in diese Geschichte passen sollte, aber es trotzdem tut. Und genau wie die besungene Billie Eilish den Pop neu strukturiert hat, werden das wohl auch Black Country, New Road mit ihrer nächsten Platte machen. Wie gut, dass es diese Band gibt.

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