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Das Problem mit den Influencern

Viele von euch haben noch nie eine Louis Vuitton Tasche in den Händen gehalten, aber Todor Ovtcharov kennt ein Baby, das bereits Fotos von sich mit drei unterschiedlichen Taschen dieser Nobelmarke hat.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Die meisten User von sozialen Netzwerken sind stolze Menschen. Einige sind stolz darauf, was sie zum Abendessen gegessen haben. Man könnte sich dabei denken, dass die halbe Menschheit bis gestern auf Diät war. Andere sind Eltern, die auf ihre Kinder stolz sind. „Wir wünschen der kleinen G. viel Erfolg in der Kinderkrippe an diesem so wichtigen Tag für sie und für ihre Mama und Papa!“ N. hat ihre süße Tochter fotografiert und einen Schulrucksack dazu gezeichnet. Das ist ein sehr wichtiges Ereignis, denn die kleine G macht ihre ersten Schritte in der Gesellschaft.

Und genau diese Gesellschaft würde sie womöglich nicht akzeptieren, wenn diese nicht in den sozialen Netzwerken dokumentiert würden. Ich wäre nicht überrascht, wenn in einigen Jahren die Aufnahme in den Kinderkrippen von der Anzahl der Likes bestimmt würden. Wozu brauchen wir Kinder, die von der digitalen Gesellschaft ausgeschlossen werden? Wir brauchen nur Stars, wahre Instagram Modells, die tausende Likes sammeln.

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Bekannte von mir haben irgendwann herausgefunden, dass ihr Baby eine Goldmine ist. Sie machten ein süßes Foto von ihm in der Hose einer Designermarke. Es regnete Likes für das Baby und die Hose. Die Herstellerfirma bot ihnen Geld, um loyal zu bleiben und dem Kind nur noch ihre Hosen anzuziehen. Dann folgten weitere Fotosessions mit unterschiedlichen süßen Bodys, Pullis und Taschen. Viele von euch haben noch nie eine Louis Vuitton Tasche in den Händen gehalten, dieses Baby hat bereits Fotos von sich mit drei unterschiedlichen Taschen dieser Nobelmarke.

Die Eltern sind wesentlich reicher geworden. Man muss also nicht unbedingt ein Kind haben, das für die Rolle von Harry Potter gecastet wird, um an ihm zu verdienen. Man braucht nur das richtige Foto mit der richtigen Hose im richtigen Moment.

Andere Bekannte von mir sind so erfolgreiche Influencer, dass sie neulich eine gratis Schönheits-OP bekommen haben, um für den Chirurgen zu werben. Sie haben sich mit Pflastern auf ihren Nasen fotografieren lassen, mit einem lächelnden Kind dabei. Da gab es aber ein Problem. In einem der Kommentare unter dem Foto bemerkte jemand, dass ihnen das Kind nach der OP womöglich nicht mehr ähnlich sehen würde. Ein Horror! Hoffentlich kriegt das Baby keine OP deswegen.

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