FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Ötztaler Ache

CC

Wie nachhaltig ist Energie aus Wasserkraft?

In ganz Tirol werden immer mehr Wasserkraftwerke gebaut. Gut, sagen die einen: Wir brauchen erneuerbare Energien. Schlecht, sagen die anderen: Ganz so „grün“ wie sie daherkommt, ist Wasserkraft gar nicht. Die Ötztaler Ache war lange einer von Tirols letzten freifließenden Flüssen. Doch dort hat ein besonders umstrittener Kraftwerksbau begonnen.

Von Diana Köhler

Die Ötztaler Ache ist Tirols größter Gletscherfluss und hat eine Vielzahl an Zuflüssen. Je nach Wetter- bzw. Schneelage, Temperatur und Niederschlag ändert sich der Pegel das ganze Jahr hindurch. Bis vor eineinhalb Jahren war die Ötztaler Ache auch einer der letzten freifließenden Gletscherflüsse Tirols. Aber dann wurde während des ersten Corona-Lockdowns mit dem Bau eines Kraftwerks zwischen Tumpen und Habichen begonnen.

Für die Wissenschaft ist das Ötztal, aber besonders die Ötztaler Ache ein wichtiger Forschungsstandort, insbesondere bei der Erforschung des Klimawandels. Denn durch steigende Temperaturen ändert sich die Schneefallgrenze, und diese hat einen großen Einfluss auf die Masse von Gletschern. Die Masse der Gletscher wiederum und das Schmelzwasser, das ins Tal fließt, beeinflussen den Pegel der Flüsse. So auch den der Ötztaler Ache, an deren Pegeln und hydrologischen Veränderungen sich viele Rückschlüsse und Voraussagen auf den Klimawandel machen lassen. Das ist wichtig, um (Hochwasser-)Risiken für die Menschen in der Umgebung abzuschätzen und um die Veränderung des Klimas besser verstehen zu können.

Fixpunkt in der Kajakszene

Für Kajakfahrer*innen ist die Ötztaler Ache ein Paradies und sogar weltberühmt. Gerade der sich ständig ändernde Pegel macht die Ötztaler Ache für Kajak Fans spannend und besonders vielfältig. Nach einer Pause findet dort jetzt wieder die Weltmeisterschaft im Extrem Wildwasserkajakfahren statt. Kajakfahrer*innen aus der ganzen Welt reisen ins Ötztal, um die „Wellerbrücke“ zu befahren, einen besonders schwierigen und wilden Flussabschnitt.

Doch es gibt Pläne mit der Ötztaler Ache, die sowohl Umweltschützer*innen als auch Kajakfahrer*innen große Sorgen machen: Mehrere Kraftwerke auf der Ötztaler Ache und an deren Zuflüssen sollen gebaut werden. Das würde nicht nur das ökologische Gleichgewicht und die wissenschaftliche Forschung stören, auch die berühmte Kajakstrecke könnte dadurch verschwinden.

Von der Landesumweltanwaltschaft Tirol wurden gerade zum Kraftwerk Tumpen-Habichen „erhebliche Bedenken“ geäußert. Wie sie in einem Statement mitteilt.

Wasserkraft = saubere Energie?

Die TIWAG ist Tirols größter Stromerzeuger und wirbt mit Ökostrom und sauberer Energie für Tirol. Aber nur weil Wasser involviert ist, ist der Strom aus Wasserkraft noch lange nicht sauber, ist Marianne Götsch überzeugt. Sie ist Gewässerexpertin des WWF und setzt sich gegen die Verbauung der Ache und anderen Flüssen ein.

Sie ist überzeugt: „Jedes Kraftwerk ist ein massiver Eingriff in unsere Flusslandschaft. Das Potenzial für Wasserkraft in Österreich ist bereits zu 70% ausgeschöpft. Jetzt sollte es eher darum gehen, bestehende Kraftwerke nachzurüsten und effizienter zu gestalten. Guten Kraftwerksbau gibt es einfach nicht.“

Weitere Kraftwerkspläne

Das Kraftwerk Tumpen-Habichen soll Strom für 15.000 Haushalte erzeugen. Auch auf vielen anderen Flüssen Tirols sollen Kraftwerke (aus)gebaut werden. So zum Beispiel im Kaunertal, wo vier Flüsse durch ein Tunnelsystem zu einem Speicher umgeleitet werden sollen. Zusätzlich ist ein neuer Speichersee im Platzertal geplant. Dadurch würden viele Lebewesen ihre Rückzugsorte verlieren und das Tal zerstört werden, schreibt der WWF.

Auch das Kraftwerk Sellrain-Silz wird nun ausgebaut. Sechs Alpenbäche werden zudem in den Speicher umgeleitet, in den Sommermonaten sind das bis zu 80 Prozent des alpinen Gewässers.

Diese und noch viele weitere Kraftwerke sollen Strom ohne Atom- oder Kohlekraft liefern und Österreich von ausländischen Energielieferanten unabhängiger machen. Aber muss wirklich zwischen Klima- und Umweltschutz entschieden werden?

mehr Umwelt:

Aktuell: