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Ibiza-Affäre

Sky Deutschland/W&B Television/epo film/Petro Domenigg

„Zack, Zack, Zack“ in Serienform: „Die Ibiza-Affäre“

Im Fokus der vierteiligen Miniserie „Die Ibiza-Affäre“ steht die Entstehungsgeschichte des berühmten Ibiza-Videos. Die Serie basiert auf dem Buch der beiden Journalisten Frederik Obermaier und Bastian Obermayer und startet am 21. Oktober.

Von Philipp Emberger

Erst knapp zwei Jahre ist es her, dass die türkis-blaue Regierung 2019 geplatzt und FPÖ-Bundesparteiobmann und Vizekanzler Heinz-Christian Strache zurückgetreten ist. Die Szenen des ehemaligen FPÖ-Chefs, der auf einer Couch in Ibiza von Machtfantasien besessen ist, waren omnipräsent in den Nachrichtensendungen und haben sich ins kollektive Gedächtnis der Republik eingebrannt. Eine denkbar schwierige Ausgangslage für eine Serie. Wie etwas verfilmen, dessen Verlauf, inklusive Ausgang, dem Publikum bestens bekannt ist?

Zwar stellt die Serie das Video minutiös nach, Regisseur Christopher Schier („Tatort“) konzentriert sich in der vierteiligen Miniserie aber viel mehr auf die Hintergründe, die Entstehungsgeschichte und Umsetzung des Videos. Daneben liefert die Serie auch ein Bild des Typus „Disco-Politiker“, immerhin haben Strache und sein politischer Ziehsohn Johann Gudenus jahrelang in den Discos des Landes Politik gemacht. In der Serie kommen sie nun als selbsternannte „Partylöwen“ oder als „Red Bull Brother from Austria“ (Zitat Strache) daher. Mit diesen satirischen Tönen arbeitet Regisseur Schier genüsslich an der Demontage der Ex-Politiker.

Ibiza-Affäre

Sky Deutschland/W&B Television/epo film/Petro Domenigg

Am 21.10. und am 28.10. laufen jeweils zwei Folgen um 20:15 Uhr auf Sky Atlantic. Alle vier Episoden sind ab dem 21.10. auch auf Sky X und Sky Q auf Abruf verfügbar.

Die Serie basiert auf dem Buch „Die Ibiza-Affäre – Innenansichten eines Skandals“ der beiden Journalisten Frederik Obermaier und Bastian Obermayer der Süddeutschen Zeitung (SZ). Sie waren es, die 2019 die Vorgänge auf der Mittelmeerinsel aufgedeckt und so den Anfang vom Ende der türkis-blauen Bundesregierung eingeläutet haben.

„Zu wahr, um erfunden zu sein“

Um die Hintergründe des Videos darzustellen, springt die Serie zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her. Schauspieler Nicholas Ofczarek hält die einzelnen Teile zusammen. In seiner Rolle des präpotenten Privatdetektivs Julian H., der häufig seiner Vorliebe für die Sonnenbank nachgeht, fungiert er als Erzähler und durchbricht immer wieder die vierte Wand. Der Privatdetektiv war gemeinsam mit einem Wiener Anwalt Drahtzieher des Videos. Teilweise ist das auch ziemlich dilettantisch abgelaufen.

Die Serie legt beispielsweise nahe, dass der erste Versuch, Johann Gudenus’ moralische Verfehlungen auf Videoband festzuhalten, krachend gescheitert ist. Eine fehlende Speicherkarte in der Kamera bringt keine Ergebnisse. Prinzipiell operiert die Serie im Spannungsverhältnis zwischen realen Ereignissen und fiktionalisierten Handlungssträngen. Wäre die Ausgangsbasis aber nicht eine reale Geschichte, das Drehbuch wäre wohl nie genommen worden. Ein Umstand, den Sky gleich fürs Marketing nutzt: „Zu wahr, um erfunden zu sein“ ist auf den Plakaten zu lesen.

In weiteren Rollen sind Andreas Lust als Heinz-Christian Strache und Julian Looman als ehemaliger Wiener Vizebürgermeister Johann Gudenus zu sehen. Sie nähern sich ihren realen Egos vor allem über die Sprache. Einen Look-alike-Wettbewerb würden sie eher nicht gewinnen.

Zack, Zack, Zack

Mit den berühmten Worten „Zack, Zack, Zack“ wollte Heinz-Christian Strache ihm wenig gesonnene Journalist*innen abservieren und ihm besser gesonnene Journalist*innen pushen. Dem Zack-Zack-Zack-Mantra bleibt auch die Serie treu und so pushen die Serienmacher*innen Tempo und Optik. Das erste Treffen zwischen dem ehemaligen Wiener Vizebürgermeister Johann Gudenus und der russischen Oligarchin in einem Wiener Hotel wird in imperiale Goldtöne getaucht. Zwischen der Rekonstruktion der Geschehnisse flackern assoziative Bilder. Zu sehen sind Mäuse, die in eine Falle tappen, oder ein Kasperltheater, angelegt als Erklärstück über Parteispenden. In der Hauptrolle: Johann Gudenus als Kasperl.

Ibiza-Affäre

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v.l.n.r: Anna Gorokhova (russische Oligarchin), Andreas Lust (Heinz-Christian Strache), Julian Looman (Johann Gudenus), Cosima Lehninger (Tatjana Gudenus) und Nicholas Ofczarek (Julian H.)

„Die Ibiza-Affäre“ will die politischen Ereignisse nicht bloß in Popkultur verwandeln, Regisseur Schier bettet die Ereignisse auch in einen politischen Kontext ein. Szenen aus 2015 vom Höhepunkt der Migrationsbewegung sind ebenso zu sehen wie Aufmärsche rechtsextremer Bewegungen. Es sind Momente, die Wahlerfolge der FPÖ begünstigt und die Partei schließlich in die österreichische Regierung gebracht haben. Die Miniserie ist daneben auch eine Satire über eine Männerwelt, eine Welt, in der sich privilegierte Männer gegenseitig Macht und Geld zuschieben, Frauen sind für sie reine Erfüllungsgehilfinnen für ihre eigenen Zwecke. Am Ende stolpern diese Männer aber irgendwann über sich selbst.

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