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Filmstill aus dem Musikvideo "Scheiße Schauspieler" von Kreisky

Youtube-Screenshot Kreisky

Unsere liebsten Musikvideos aus Österreich mit Kreisky, Ankathie Koi, Sopa&Skin uvm.

Es gibt sie: die guten Musikvideos aus Österreich. Und weil es derer so vieler gibt, starten wir heute eine neue Serie, um euch unsere ganz persönlichen Lieblingsvideos der vergangenen Jahre vorzustellen. Heute feiern wir dabei Hommagen an Hollywoodklassiker, in Zeitlupe explodierende Raketen und hassen aus ganzem Herzen Schauspieler.

Von Clemens Fantur

Kreisky - Scheiße, Schauspieler

Regie: Die Band vielleicht selbst?
Produktion. Jenseide

Wir alle kennen sie: Sie sind zu laut, zu selbstbewusst, zu schön, zu jung, zu erfolgreich, haben eine fantastische Körperhaltung, schöne Stimmen, tolle Frisuren, beherrschen die Tanzflächen mit ihrer einnehmenden Präsenz genauso wie Gespräche zu Tisch. Man hört und sieht sie. Immer. Auch wenn man es gar nicht möchte. Diese verdammten Schauspieler. Auch Kreisky kennen dieses Gfrast nur zu gut und haben ihre berechtigte Abneigung in einen wunderbaren Song gegossen und ein Video dazu gedreht. They nailed it, könnte man sagen. Aber sehen sie selbst.

Hinzufügen möchte ich, dass dieses Video stellvertretend für so viele gute Videos steht, die Kreisky in den letzten Jahren veröffentlicht haben. Ihr Katzenvideo zu „Bitte Bitte“ ist Weltklasse, das Rennvideo zu „Ein braves Pferd“ ebenso.

Fijuka – Ca Ca Caravan

Regie und Kamera: Anselm Hartmann & Marie-Thérèse Zumtobel

Das Duo Fijuka gibt es leider nicht mehr. Fijuka waren aber wirklich großartig. Fijuka waren die Bassistin und Sängerin Judith Filimónova und Ankathie Koi, die man an dieser Stelle glaub’ ich nicht mehr groß vorstellen muss, aber dazu später. Als die beiden Musikerinnen 2013 mit ihrer ersten Single „Behave“ und dem dazugehörigen Video wie aus dem Nichts auf der Bildfläche erschienen sind, hat man sofort gemerkt, dass hier etwas Besonderes auf die hiesige Musikszene zurollen wird. Nicht nur, dass die beiden fantastische Songs geschrieben und auch selbst produziert haben, sie wussten sie auch zu performen und hatten dabei nie Angst vor der großen Pop-Geste. Das war damals schon sehr neu.

Das Video zu „Ca Ca Caravan“ ist ein Traum und einfach wahnsinnig gut produziert. Gedreht wurde es unter anderem im nie in Betrieb genommenen Atomkraftwerk Zwentendorf und in einem Steinbruch im Wiener Umland. Schönes Cameo: The super evil Snake Woman aka Darija Kasalo (Die Wirtin, ehemals Ungargrill jetzt Shalimar).

Ankathie Koi – Hunting Season

Regie: David Kleinl
Kamera: Herwig Steiner

Ich bleibe gleich bei Ankathie Koi, denn ich liebe nicht nur dieses Video, sondern auch den dazugehörigen Song. Das treibende Stück „Hunting Season“ könnte von mir aus 45 Minuten lang sein und ich würde sogar dazu tanzen, wenn ich tanzen würde. Das Ding baut sich extrem clever, weil geduldig, über die gesamte Songlänge auf, ständig könnte ein euphorischer Chorus um die Ecke biegen, tut er aber nicht. Es bleibt eine monotone Lokomotive. Und Ankathie geht richtig ab dazu im von David Kleinl (ehem.Tanz Baby) inszenierten Retro-Meisterwerk.

Gedreht wurde im Wiener WUK. Das durch die großen Fensterscheiben hereinfallende Licht war an diesem Tag übrigens reiner Zufall. Oft hilft der auf uns alle herabblickende Disco-Gott dann doch noch ein wenig mit, um aus einem großartigen Video ein extrem großartiges Video zu machen. Wer zu „Hunting Season“ nicht tanzen möchte, hat keine Ohren und kein Herz.

Soap & Skin - Boat Turns Toward The Port

Regie: unbekannt

Soap&Skins wunderbarer Song “Boat Turns Toward The Port” von ihrem zweiten Album “Narrow” aus dem Jahre 2012 beweist, dass es nicht wirklich viel, oft nur eine gute Idee und natürlich das passende Videomaterial braucht, um das perfekte Musikvideo zu schaffen. Die Zutaten: die Aufnahme einer explodierenden Rakete – genauer gesagt die Explosion der Atlas-Centaur Rakete im Jahr 1962, wahrscheinlich gefunden auf Youtube – unterlegt mit dem kraftvollen Stück von Anja Plaschg. Eine simplere, aber wahrscheinlich genau deshalb umso kräftigere Symbiose aus Song und Bewegtbild ist kaum vorstellbar. Großartig.

Edelweiß – Bring me Edelweiß

Regie: unbekannt

Jetzt wird es wild. Und das im besten Sinne des Wortes. Ich traue mich mal zu behaupten, dass es ein Musikvideo in dieser Form wahrscheinlich heute nicht mehr geben würde. Und mit der Musik ist es wahrscheinlich ebenso. „Edelweiß“ ist ein Stück österreichischer Musikgeschichte. Erschienen ist der Song im Jahr 1988 und war nicht nur treuen Zuseher*innenn (ich zähle mich dazu) des Wurlitzers, sondern auch Musikliebhaber*innen weltweit ein Begriff. Edelweiß kletterte hierzulande, in der Schweiz und in Schweden auf Platz 1 der Charts, auf Platz 7 der US Dance-Charts und erhielt den World Music Award.

Produziert wurde dieser wilde Sample-Ritt ala Bomb the Bass unter anderen von Klaus Biedermann („Bingo Boys“-Fame und Bruder von DJ DSL). Da aber auch ABBAs SOS im Chorus benutzt wurde, stehen die beiden As von ABBA - Benny Anderson und Stig Anderson – mit in den Songcredits und schneiden bei den Tantiemen mit. Besonders ins Gewicht wird es bei ihnen nicht fallen.

Das Video ist irre und voller Cameos: DJ DSL ist zu sehen und auch Arabella Kiesbauer. Kein Scherz.

Killed by 9 Volt Batteries - Track To The Crux

Regie: Andi Winter

Und zu guter Letzt komme ich noch zu einem meiner absoluten Lieblings-Videos aus Österreich. Und zwar das zu „Track To The Crux“ von Killed by 9 Volt Batteries. Die Band rund um Wolfgang Möstl hat nicht nur einen der besten Bandnamen der Welt, sondern auch gleichzeitig eines der besten Musikvideos ever. Das von Andi Winter mit so viel Liebe zum Detail gedrehte Video ist eine Hommage an „American Psycho“ aus dem Jahr 2000, die filmische Adaption des gleichnamigen Buches von Bret Easton Ellis. Gedreht wurde alles in Wien: im Palmenhaus, in der Hotelbar im InterConti im Stadtpark. Und trotzdem stimmt der 80er-Jahre-Wallstreet-Look. Und wer ist der Leak? Möstl natürlich. Perfekt.

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