FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Szenenbild aus Ghostbusters Legacy

CTMG 2021

Who you gonna call?

Ich, immer und überall: GHOSTBUSTERS!

Von Natalie Brunner

Ich werde meinen Eltern auf ewig dankbar sein, dass sie es mit den Altersfreigaben von Kinofilmen nicht so genau genommen haben. Ich durfte „Ghostbusters“ als Kind im Kino sehen und bin deshalb bis heute glühender Fan von übernatürlichen Geschöpfen wie der verfressenden grünen Presswurst Slimer (übrigens vertont von Regisseur und Produzent Ivan Reitman) oder dem Stay-Puft The Marshmallow Man geworden. Was noch prägender für mich war, ist das spezielle Konzept von Humor, mit dem sich Bill Murray, Dan Aykroyd und Harold Ramis als Parapsychologen und Geisterjäger durch New York blödelten.

Es ist ein Humor, der aus der Saturday-Night-Live-Schule kommt. Unseriöse, verschrobene Charaktere, die null obrigkeitshörig, aber dennoch brillant sind, in einer Metropole, in der nichts funktioniert, aber alles möglich ist: das hat mich fasziniert. Ich liebe das New York, in dem die Ghostbusters unterwegs waren, bis heute. Ein New York, das nicht paranormalen, sondern ökonomisch finsteren Mächten zum Opfer gefallen ist. „Ghostbusters“ ist auch eine Liebeserklärung an diese Stadt, in der es manchmal - wie sie es im Film auch sagen - schwer ist, die Einwohner*innen von Geistern zu unterscheiden.

Szenenbild aus "Ghostbusters"

Sony Pictures

Ungrateful little yuppie larva

Ganz zu Beginn des 1989 erschienen zweiten Teils von „Ghostbusters“ sagen Dan Aykroyd und Ernie Hudson in ihren Rollen als Dr. Raymond Stantz und Dr. Winston Zeddemore Prophetisches. Sie arbeiten mittlerweile als Unterhalter bei Kindergeburtstagen, und als sie erneut von einer Horde nach He-Man brüllenden Kindern gedisst werden, meinen sie zueinander: „I’m tired of taking abuse from overprivileged nine-year-olds. Ungrateful little yuppie larva. After everything we did for this city.”

Das ist klug, lustig und prophetisch. Ein Level, das für mich auf ewig den Maßstab für Comedy-Dialoge in Blockbustern definiert.

Ein geniales Comedy-Team

„Ghostbusters“ wurde von Dan Aykroyd und Harold Ramis geschrieben. Beide spielen auch Hauptrollen in den Filmen. Harold Ramis spielt den Geisterjäger Dr. Egon Spengler. Dan Aykroyds erster Entwurf für das Drehbuch des ersten Films war in einer Zukunft angesiedelt, in der die Ghostbusters bereits etabliert sind. Die Hauptrollen sollten ursprünglich von John Belushi, Dan Aykroyd und Eddie Murphy gespielt werden. Dan Aykroyd erzählt in Interviews, dass er gerade Belushis Dialoge geschrieben hatte, als das Telefon klingelte und er informiert wurde, dass sein enger Freund und Blues Brother John Belushi gestorben war.

Harold Ramis, der mit Dan Aykroyd nach dieser Tragödie begann, das ursprüngliche Drehbuch umzuschreiben, wollte selbst auch mitspielen und empfahl Bill Murray, mit dem er bereits in einer anderen Produktion von Regisseur Ivan Reitman gearbeitet hat. Das Team, das mit sehr viel Liebe, Sorgfalt und genialem Spleen beide „Ghostbusters“-Teile zu epochalen Meisterwerken machen sollte, war komplett.

Szenenbild aus Ghostbusters Legacy

CTMG 2021

Ghostbusters als family business

Der neue Teil der Serie, „Ghostbusters: Legacy“ (im englischen Original „Ghostbusters: Afterlife“), ist wieder eine Zusammenarbeit des alten Teams. Es ist eine filmische Liebeserklärung an den Drehbuchautor und Hauptdarsteller der ersten zwei Teile, Harold Ramis. Er ist 2014 gestorben, kurz nachdem sein Drehbuchentwurf für einen neuen Teil grünes Licht bekommen hatte. Was die Filmfirma unter dem Titel „Ghostbusters Answer the Call“ 2016 in die Kinos gebracht hat, möchte ich nicht in den Kanon aufnehmen, denn dieser Reboot hat bis auf die Requisiten nichts mit „Ghostbusters“ zu tun.

„Ghostbusters: Legacy“ hingegen ist von Jason Reitman, dem Sohn des 80er-Ghostbusters-Produzenten und -Regisseurs Ivan Reitman, geschrieben worden. Eine Familienangelegenheit, sowohl in der Produktion als auch im Plot des Films.

Das Erbe von Egon Spengler

Wie leider auch in der Realität sein Darsteller und Schöpfer Harold Ramis, so ist auch der Charakter Egon Spengler im Film gestorben. Dreißig Jahre nach den Ereignissen des zweiten Teils zieht seine Tochter, eine alleinerziehende, gerade delogierte Mutter, mit ihren beiden Kindern in eine Kleinstadt in Oklahoma. Dort will sie das Erbe ihres Vaters Egon Spengler, den sie kaum kannte, antreten. Sie hegt einen Groll gegen ihn, weil sie glaubt, als Kind von ihm verlassen worden zu sein, und teilt die Verachtung der Dorfbewohner*innen gegen den durchgeknallten, überall nur als „Dirt Farmer“ bekannten einsamen Wunderling. Ihre nach dem Großvater kommende Tochter Phoebe sorgt dafür, dass aus dem Erbe ein Vermächtnis wird und die Welt auch diesmal nicht von Gozer the Gozerian zerstört wird.

Szenenbild aus Ghostbusters Legacy

CTMG 2021

Sehenswertes Vermächtnis

„Ghostbusters: Legacy“ nutzt auf kluge Weise den Hype um die Serie „Stranger Things“ (und borgt sich auch gleich einen der jugendlichen Hauptdarsteller, Finn Wolfhard). Das in Kombination mit allem, was man sich in großer Liebe und Verbundenheit zu den alten Teilen wünscht zu sehen, macht „Ghostbusters: Legacy“ zu einem der seltenen Fälle, in denen ein über fast drei Dekaden reichender Brückenschlag gelingt.

mehr Film:

Aktuell: