FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Portrait Von Seiten der Gemeinde

(c) Alexia Fin

FM4 Soundpark Weekly

Neue Musik: Von Seiten der Gemeinde, Zanshin, Laikka u.v.m.

Hip Hop der Schafswelt, Elektro-Pop des Film-Noir, Techno-Pop des Fallenlassens, Gitarrenpop der Verliebtheit und eine dunkle Ode an das Verlorengehen. Hier sind die neuesten Videos und Single aus Österreich.

Von Andreas Gstettner-Brugger

Um der allgemeinen Spaltung etwas entgegenzuwirken, konzentrieren wir uns auf heimische Musik, die uns verbindet. Denn wir können uns darauf einigen, dass der österreichische Musikherbst großartige Alben, Singles und Videos gebracht hat. Wie die neue Single von Pressyes „Purpose“, die ihr jetzt in die FM4 Charts wählen könnt.

Mit der Rapperin Verifiziert haben wir einen würdigen Soundpark Act des Monats November. Sie hat uns ihre Lieblingssongs im FM4 Gästezimmer präsentiert. Ein Soundtrack für das Couchen an nebeligen Tagen und den Spaziergang im immer wieder durchbrechenden Sonnenschein. Außerdem liegt Verifiziert mit „Tschick“ knapp hinter Mavi Phoenix auf Platz drei der aktuellen FM4 Charts.

Hier also die neuesten visuellen und auditiven Streiche der heimischen Musiker*innen und Künstler*innen.

Von Seiten der Gemeinde - „Wolffreie Zone“

Wer hat Angst vorm bösen Wolf? Die Tiroler Rap und Hip Hop Crew Von Seiten der Gemeinde hat es wieder geschafft, brandaktuelle Themen in ihre ganz eigenen Geschichten zu packen. So auch bei der neuen Single „Wolffreie Zone“, dem Vorboten für das neue Album „Almen aus Plastik“, das im Jänner 2022 erscheinen soll. So wie der Albumtitel eine Anspielung auf den vierten Teil der „Piefke-Saga“ ist, so wird in „Wolffreie Zone“ die wieder aufkommende Angst vor dem reißenden Tier in Tirol zu einer Metapher für den menschenunwürdigen Umgang mit Geflüchteten. Das Schüren der Angst, das Kreieren und Aufrechterhalten von Feindbildern wird im Song immer mehr zur um sich greifenden Aggression, die sich in Protesten und selbstjustizartigen Aktionen entlädt.

Visuell grandios umgesetzt mit dem Stop-Motion-Video von Fat Green Monkey Studios macht die Schaf-Gemeinschaft gegen die bösen Wölfe mobil. In mehreren Monaten entstand dieses aus 6.000 Einzelbildern und 30 voll beweglichen Puppen gemachte Kunstwerk. Mit vielen Details und schönen Ideen, um uns die Mechanismen der Hetze gegen „die Anderen“ deutlich zu machen.

Zanshin - „Because Why“

Er ist Musikproduzent, eine Hälfte von Ogris Debris, spielt den Moog-Synthesizer für neuklassische Musiktheaterstücke und schreibt „ganz nebenbei“ großartige Tracks. Zanshin arbeitet an einem neuen Album, das 2022 erscheinen soll. Angefangen hat es damit, dass der Produzent alte Aufnahmen gesichtet hat, die schon 20 Jahre alt sind. Daraus entsteht das neue Material, wie Stefan Trischler im Interview erzählt hat.

Das neue Stück „Because Why“ ist eine Referenz auf den Film „Alphaville“ von Jean-Luc Godard mit Zitaten daraus. Entstanden ist so ein quirliger, schneller, hypnotischer Vocal-Track, der die kunstvolle Beat-Arbeit von Zanshin wieder einmal hörbar macht.

Laikka – „Moving Slow“

Techno, Hingabe und Kontrollverlust. Das sind die Themen der neuen Single „Moving Slow“ von Laikka. Es geht darum, sich ganz in der Musik fallen zu lassen. Bilder von dunkler Club-Atmosphäre, Stroboskop-Licht auf der Tanzfläche und eine bunte Laser-Show kommen in den Sinn, wenn man den treibenden und doch irgendwie bedacht groovenden Song hört. Das hat sich wohl auch Rafael Hamberger gedacht, der mit Laikka das schöne Video produziert hat.

Der Sound des Duos, das sich erst Anfang 2020 gegründet hat, klingt sehr ausgefeilt und gereift. Erstaunlich, dass schon dieses Jahr im Oktober das Debüt „Morning Glow“ veröffentlicht worden ist. Laikka lassen nichts anbrennen, Pandemie hin oder her. Sie versorgen uns auch bei geschlossenen Clubs mit tanzbarer, poppiger Elektronik.

Combat Beach - „Star Wars Episode VI“

Man kann sich schwer vorstellen, dass Moritz alias Combat Beach früher in Punk und Hardcore Bands gespielt hat. Zumindest, wenn man die neue Single „Star Wars Episode VI“ anhört. Da erklingen gleich zu Beginn eine Melodica und glitzernde Akustikgitarren. Verträumt und verliebt wird für ein Mädchen ein Mix Tape zusammengestellt und darüber nachgedacht, was sie wohl sagen wird, wenn sie die „Greatest Hits“ von Moritz bekommen wird.

Unbeschwert und aus dem Bauch heraus wirkt dieses beschwingte Liebeslied, das Anleihen an den guten alten Indie-Pop der Neunziger macht. Das Album „Nowhere Feels Like Home“ von Combat Beach wird Anfang Dezember erscheinen und auch noch rockigere Songs beinhalten wie „I Never Asked To Be Here“.

Fuzzybrains - „Lost“

Erdrückend kann es sein, das Gefühl, aushalten zu müssen und weiter zu machen, mit einer leistungsorientierten Ausrichtung. Da ist das Nichts-Tun schon eine gesellschaftliche Rebellion. Auch wenn man sich da verloren fühlen und Angstzustände bekommen kann, wenn man sich den ökonomischen Zwängen zu entziehen versucht. Diese Gefühle haben die Fuzzybrains in dem dunklen, aber treibenden Song „Lost“ verarbeitet. Auch das Video von IamW transportiert diese lähmende Stimmung, dieses Schwanken zwischen der Sehnsucht nach Entspannung und der Angst vor dem Sich-fallen-Lassen.

Und doch scheinen uns die Fuzzybrain mit dem Song gut zureden zu wollen, sich eine Auszeit zu gönnen und einen Gang runter zu schalten. Dann können wir die Welt und die Menschen um uns herum wieder wahrnehmen.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Was für eine Freude! HVOB haben eine neue Single releast. „Bruise“ ist der erste Vorbote vom neuen Album „Too“, das im April 2022 erscheinen wird. Der neue Track ist hart, weich und zart, wie Anna Müller beschreibt.
  • Sich an die guten, unbeschwerten Momente erinnern und daraus Kraft und Mut schöpfen, Neues zu wagen. Das ist die Message der neuen, großartigen Single „Not In The Slightest“ von Toby Whyle. Genau die richtige Nummer zur richtigen Zeit! Kann man auf Dauerschleife hören.
  • Dem klassischen, ein bisschen britischen Indie-Rock haben sich Jolphin verschrieben. Letztes Wochenende haben sie ihre Debüt-EP „Sugar Shock Therapy“ veröffentlicht. Enthalten auch der Headbanger-Rock-Song „My Dear“.
  • Sehr reduziert, sehr atmosphärisch und ausdrucksstark ist der Song „Hummingbird“ des Sängers und Songschreibers Philipp Spiegel. Zu finden auf seiner neuen EP „Hinterhut“, auf der er von seinem Geburtsort Vorarlberg erzählt.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Der Saxophonist Ulrich Drechsler hat mit Severin Koller gemeinsam eine Videoreihe gestartet. Mittels einer „Lavalampe“ werden die Töne visuell sichtbar, während in der Mitte des Screens das Ensemble die Platte „Chrome“ präsentiert. Erstes Video ist „Silence in my Canvas Pt. 2“.
  • Son Of The Velvet Rat haben ein Weihnachtslied aufgenommen, für die anstehende, besinnliche Zeit, die ruhiger wird, als wir alle gedacht haben. Mit ausschließlich akustischer Gitarre und der knorrig schönen Stimme singt Georg Altziebler „Twilight is falling“ , eine englische Version von „Es wid scho glei dumpa“.
  • Elektronische Popmusik meets orchestrale Filmmusik. Im Fall von Aiko Aiko ist der neueste Streich „Empyre 154 / nr. key“ eine berührende, vielschichtige und besondere Instrumentalnummer mit einem kunstvollen Video, das einen in diese außergewöhnliche Klangwelt versinken lässt.
  • Das Elektronik-Pop-Duo Mild 85 hat seine Debüt-EP „Give/Take“ veröffentlicht. Wärmste Empfehlung! Songs wie „Don’t You“ können uns durch schwere Zeiten tragen und mit diesem glitzernden Soundgewand wie ein wärmender Wintermantel der Seele ein heimeliges Gefühl vermitteln.
  • Schwerelosigkeit als Sinnbild für Unbeschwertheit, das wünschen sich wohl viele derzeit. Wenn das allerdings mit Drogen und Alkohol einhergeht, dann ist wohl eine tiefgreifende Veränderung gefragt. Damit kämpft zumindest Träum Schön* bei der Single „Schwerelosigkeit“, die mit einer Mischung aus Techno-Disco-Song und Cloud-Pop eine seltsame Partystimmung verbreitet.
  • Letzten Donnerstag hat Lisa Schneider neue Musik von B.Visible, HVOB, Combat Beach und Elvean vorgestellt und uns das neue Buch von Musikerin Clara Luise nähergebracht.
  • Und vergangenen Sonntag in der FM4 Soundparknacht bei Clemens Fantur war das lange und ausführliche Interview mit B.Visible zu hören. Außerdem: die drei neuen EPs von Elektro Guzzi sowie das Konzert von Kruder & Dorfmeister beim Donauinselfest von diesem Jahr.

Aktuell: