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Young Dolph

APA/AFP/SUZANNE CORDEIRO

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RIP Young Dolph

Young Dolph wurde am letzten Mittwoch in seiner Heimatstadt Memphis beim Kauf von Cookies für seine Mutter erschossen. Sein Tod ist ein großer Verlust für Rap und Memphis.

Von Mahdi Rahimi

Dolph wurde in Chicago geboren und wuchs bei seiner Großmutter in Memphis auf. Beide Eltern waren cracksüchtig und die Großmutter gab ihm, wie in vielen anderen ähnlichen Fällen, die notwendige Stabilität. Ab 2008 etablierte sich Young Dolph in Memphis als lokaler Rapper, unabhängig von großen Plattenfirmen und auf dem Mixtape Markt.

Memphis ist als Stadt der Musik bekannt, lokale Rap-Größen wie Three 6 Mafia und 8Ball & MJG haben es weit außerhalb der lokalen Szene zu weltweitem Ruhm, Einfluss und Oscars geschafft, während die lokale Größe Yo Gotti die lokale Szene dominiert. Yo Gotti ist auch Teil der Geschichte um Young Dolph. Nachdem sich Dolph, vor allem dank seines markanten Flows und seiner tiefen, magnetischen Stimme als „up-and-coming“ Rapper in Memphis etabliert hatte, hat Yo Gotti versucht, ihn zu seinem Label zu holen. Dolph hat abgelehnt und bevorzugte den unabhängigen Weg. Ein Jahr später brachte er ein Mixtape unter dem Titel „King of Memphis“ raus, was natürlich zu gewissen Beef mit Yo Gotti führte, der für sich den Thron beanspruchte (Three 6 Mafia waren zu dem Zeitpunkt schon zu groß für Memphis).

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Im Jahr 2017 wurde bei einem Konzert in Charlotte auf Young Dolphs Auto geschossen, dabei wurden Yo Gotti und Rapper aus dessen Umfeld ins Spiel gebracht. Dolph passierte zum Glück nichts. Einige Zeit später gab es in Los Angeles noch ein Attentat auf ihn, diesmal landete er auf die Intensivstation, überlebte aber.

Ab 2018, nach einem Vertriebsdeal mit Empire, startete Dolphs Karriere durch. Die Nummern 100 Shots, By Mistake, sowie die Alben Dum and Dummer und Rich Slave, machten ihn als Künstler weit über die Grenzen von Memphis hinaus bekannt. Dolph blieb aber, im Gegensatz zu anderen Rappern die ihre Städte oft verlassen, in Memphis und etablierte sich als lokale Figur, die zu Thanksgiving Truthähne verteilte und in der Gemeinschaft aktiv war. Dass er jetzt ausgerechnet in seiner Heimatstadt erschossen wurde, eine Parallele zu Nipsey Hussle, macht die Situation noch tragischer als sie, in Anbetracht seiner Familie, die er hinterlässt, eh schon ist.

Noch ist unklar, wer hinter dem Tod von Young Dolph steckt und dafür verantwortlich ist. Wieder wurden die Finger in Richtung Yo Gotti gezeigt. Doch leider ist es auch ein klassisches Cliché, wonach „Testosteron überladene“ Rapper andere Rapper wegen eines gekränkten Egos erschießen. Genauso wie die Morde an 2Pac und Biggie noch immer oft als „Rapper Beef“ dargestellt werden und die Strukturen dahinter vergessen werden, scheint das auch hier der Fall zu sein.

Vielmehr sollte man versuchen zu verstehen, dass die Situation bei vielen Raplabels und „Rapmorden“ wahrscheinlich eher der Situation um Johnny Fontane im Paten ähnelt, als dass man das spezifisch auf Afro-AmerikanerInnen und Rap bezieht. Es stecken, wie beispielsweise auch am Anfang von 50 Cents Karriere, mafiöse Strukturen dahinter, die sich etablieren können, weil ein Staat bei einer Gruppe versagt. In diesen Strukturen ist dann die Aufklärung schwierig, weil das Gewaltmonopol wenig Zugriff hat. Wie immer in solchen Fällen gilt: It’s bigger than Hip Hop.

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