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Marvel Serie "Hawkeye"

Marvel Studios 2021

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„Hawkeye“: Trifft der Marvel-Bogenschütze ins Schwarze?

Mit der Serie „Hawkeye“ gönnt der Comickonzern Marvel einem seiner am längsten gedienten Avenger ein eigenes Soloprojekt.

Von Philipp Emberger

Leise rieselt der Schnee, der Weihnachtsbaum am Rockefeller Center steht und aus den Fenstern dringt Weihnachtsmusik. Selbst im Superhelden-Universum steht Weihnachten vor der Tür. Und weil das ganz klischeemäßig auch heißt, Zeit mit seiner Familie zu verbringen, schleppt Clinton Barton aka Hawkeye (Jeremy Renner) seine Kinder in eine Broadway-Show. In dem herrlich überdrehten Musical „Rogers – The Musical“ werden mit Tanz und Theater die Ereignisse rund um die Schlacht um New York aufgearbeitet. 2012 haben sich die Avengers zum ersten Mal zusammengetan und in „Marvel’s The Avengers“ die Weltmetropole vor Thanos Chitauris gerettet. Für jemanden, der damals selbst als Bogenschütze dabei war, ist das Musical aber ziemlich langweilig.

Iron Man, Hulk, Captain America und Thor hatten ihre Solofilme schon vor Jahren. Im Juli dieses Jahres bekam auch Scarlett Johansson als Black Widow ihren langersehnten Solofilm und hat den Staffelstab übergeben. Von der ursprünglichen Avengers-Besetzung war es also nur noch Bogenschütze Hawkeye, der auf sein Soloprojekt warten musste. Diese Lücke hat der Comickonzern nun mit „Hawkeye“ geschlossen. Allerdings ist selbst dieses Projekt nicht ganz so solo, denn mit Kate Bishop (Hailee Steinfeld) steht die Nachfolgerin schon bereit.

Marvel Serie "Hawkeye"

Marvel Studios 2021

„Rogers - The Musical“ in „Hawkeye“. Nicht auszuschließen, dass das irgendwann Realität wird.

Kate Badass Bishop

Der Generationenwechsel ist im Marvel Cinematic Universe ohnehin schon längst in vollem Gang. Der störrische und von der Vergangenheit sichtlich gezeichnete Clint Barton soll wohl kurz- oder langfristig durch die junge Kate ersetzt werden oder, wie sie gleich selbst anmerkt: „Nach der ganzen Sache mit den Avengers wollen die Menschen ehrlich und nicht mehr zynisch und cool.“

Im Vergleich zu seinen Avengers-Kollegen war Hawkeye sowieso schon immer der langweilige Onkel. Zwar bekommt er in der Serie nun mehr Facetten für seine Geschichte und wird etwa als schwerhöriger Familienvater gezeigt, aber Kate Bishop läuft ihm schon den Rang ab. Das liegt vor allem auch an der 2011 für einen Oscar nominierten Hailee Steinfeld. Mit gerade mal 14 Jahren war sie für ihre Rolle in dem Film „True Grit“ der Coen-Brüder nominiert, nun legt sie einen gelungenen MCU-Einstand hin.

Marvel Serie "Hawkeye"

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Kate Bishop (Hailee Steinfeld) in „Hawkeye“

Die Auftaktepisode der sechsteiligen Serie widmet sich auch gleich der Nachwuchs-Bogenschützin und führt Bishop samt tragischer Backstory in das Marvel Cinematic Universe ein. Weil Marvel aktuell auch der größte Worldbuilding-Konzern ist, gehört die Einarbeitung in das Marvel Cinematic Universe eben schon standardmäßig dazu. Bei besagtem Angriff auf New York City verlor Bishop ihren Vater. Hawkeye hat sie damals aus dem einstürzenden Haus gerettet. Ein Moment, der ihr Leben nachhaltig prägen sollte. Seitdem sind Pfeil und Bogen ihre besten Freunde und Hawkeye ihr großes Vorbild. Das sorgt auch für einige Fangirl-Momente, als sich die Wege der beiden kreuzen. Als unfreiwilliges odd couple tingeln sie durch die Serie und liefern die Gags.

Zurückhaltende Serie

„Hawkeye“ macht einige Dinge anders als die restlichen Marvel-Serien. Im Vergleich zu „Falcon and the Winter Soldier“ startet sie etwa nicht mit einem Action-Feuerwerk und ist für Marvel-Verhältnisse fast schon zurückhaltend. Das tut der Serie aber nicht schlecht, ganz im Gegenteil. Nach dem übergroßen Eternals-Clusterfuck ist Zurückhaltung nicht die schlechteste Idee. Dass das auch so bleibt, darf bezweifelt werden. In den ersten beiden Folgen wird an der Weihnachtsidylle immerhin schon gerüttelt.

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Clint Barton (Jeremy Renner) ganz der Familienvater in „Hawkeye“

Die Tracksuit-Mafia - namensgebend für die russische Verbrecherorganisation sind rote Trainingsanzüge im Retrolook - taucht samt Molotowcocktails auf und will eine alte Rechnung mit Clint Barton bzw. dessen Alter Ego Ronin begleichen. Wir erinnern uns: In der Zeit zwischen Thanos Fingerschnipsen und der Behebung desselbigen war der nach Rache dürstende Barton als Ronin in Samuraigewand gekleidet unterwegs und hat Schurken das Leben schwer gemacht. Warum die Bösewichte auch im Jahr 2021 noch klischeebehaftete Russen sein müssen? I don’t know.

Das Ende der zweiten Folge deutet an, dass das Tempo noch angezogen wird, und ein Crossover mit den Ereignissen in „Black Widow“ dürfte auch anstehen. Insgesamt kombiniert „Hawkeye“ die Weihnachtsstory mit Humor und leichter Action, tut sich aber noch schwer, den eigenen Ton zu finden. Ein Treffer ins Schwarze ist die Serie deshalb noch nicht, die Last des riesigen MCU-Überbaus wiegt eben doch schwer. Zumindest einzelne Komponenten lassen aber leichte Hoffnung aufkommen.

Die ersten zwei Folgen von „Hawkeye“ sind seit 24. November auf Disney+ verfügbar. Jeden Mittwoch folgt eine weitere Folge.

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