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Dexter: New Blood

Showtime/SKY

„Dexter: New Blood“ drückt altbewährte Knöpfe

Von 2006 bis 2013 gehörte Michael C. Hall als charmanter Killer zu den zentralen Figuren des Serienfernsehens. Nach einem missglückten Finale kehrt der mörderische Antiheld jetzt zurück.

Von Christian Fuchs

Spätestens in den Neunziger Jahren wurde ein neuer Antiheld im Kino endgültig salonfähig. Diabolische Serienkiller grinsten in verschiedenen Varianten von der Leinwand. Der Psychiater Hannibal Lecter faszinierte als intellektueller Übermensch, der einige seine Patienten mit einem Glas Chianti verspeiste. Die „Natural Born Killers“ wiederum begeisterten als mörderische Rockstars mit White-Trash-Background.

Die erste Staffel von „Dexter: New Blood“ wurde von Showtime produziert und ist im deutschen Sprachraum via SKY zu sehen.

Dass solche überzogenen Filmfiguren von der mörderisch trostlosen Realität weit entfernt waren, konnte den gruseligen Kino-Kitzel nicht dämpfen. In einer Popkulturwelt, die damals die schießwütigen Charaktere in „Pulp Fiction“ feierte, in der Trent Reznor und Marilyn Manson mit kontroversen Songs den gewalttätigen Außenseiter stilisierten, passte der Killerkult ins 90ies-Bild.

Aber erst im Jahr 2006, in einer Fernsehserie, mischten sich die Karten dann nochmal neu. Ein Kerl namens Dexter präsentierte sich als idealer Schwiegersohn für die Eltern von nebenan, auch wenn hinter seinem charmanten Äußeren ein blutiges Hobby verborgen war.

Dexter: New Blood

Showtime/SKY

Der Serienkiller als gottähnliche Instanz

Der tolle Michael C. Hall, zuvor in der Familiensaga „Six Feet Under“ zum Star gereift, spielt 8 Staffeln lang einen Forensiker beim Miami Police Department, der heimlich Menschen massakriert. Der zentrale Punkt: Dexter Morgan knöpft sich nur Personen vor, die ihr moralisches Konto weit überzogen haben.

Statt blindwütig oder aus sexuellen Gründen zu morden, wie seine realen Serienkiller-Kollegen, tötet der scharf denkende Psychopath ausgesuchte Opfer, die es anscheinend verdient haben. Der Serienkiller wird zu einer gottähnlichen Instanz, die über Gut und Böse entscheidet. Und schafft es, die Herzen von Millionen Zuseher*innen zu erobern.

Das klingt fragwürdig, aber „Dexter“ gelingt es als Serie die heiklen Fragen mit viel bissiger Ironie abzufedern. Dieser tiefschwarze Humor ist nun auch ein Schlüsselelement in der Neuauflage. Nach dem missglücktesten Ende der jüngeren Seriengeschichte kehrt everybody’s favourite killer in „Dexter: New Blood“ jetzt zurück.

Dexter: New Blood

Showtime/SKY

Erinnerungen an alte Staffeln

Zehn Jahre nach dem Fremdschäm-Finale der Originalserie versteckt sich Dexter Morgan in einer verschneiten Kleinstadt im Bundesstaat New York. Er hat sich hier eine neue Identität aufgebaut, heißt jetzt Jim Lindsay, arbeitet in einem Waffengeschäft - und ist mit der örtlichen Polizeichefin (Julia Jones) liiert. Jeder in dem Örtchen scheint den zugezogenen Mann mit dem freundlichen Lächeln zu mögen.

Aber plötzlich, in der Konfrontation mit einem gewaltbereiten Schnösel, erwacht der einstige Drang zu richten. Eine Kette von Ereignissen wird losgetreten, die an alte „Dexter“ Staffeln erinnert.

Überhaupt werden hier ständig Knöpfe bei Kennern gedrückt, die Macher der Originalserie variieren bloß bekannte Muster. Da hilft es wenig, dass statt des sonnigen Miamis ein winterliches Provinzkaff im Mittelpunkt steht. Auch die Bezüge zu aktuellen Themen wie Klimawandel-Aktivismus oder Diversitäts-Diskussionen wirken eher aufgesetzt. Same old Dexter, same old twists, man kann als Serienprofi beinahe jede Szene geschickt vorher erraten.

Dexter: New Blood

Showtime/SKY

Wieder ist es der sarkastische Witz, der vieles rettet. Der Soundtrack mit exzellenten Indie-Songs und Popklassikern macht auch Spaß. Schön auch: Die großartige Jennifer Carpenter, Dexters Schwester aus der Originalserie, kehrt als Gewissen und Einflüsterer ihres Bruders zurück. Wobei auch das natürlich hauptsächlich nostalgische Gefühle triggert, wie so vieles an „Dexter: New Blood“.

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