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Elias Hirschl

Christian Pausch | Radio FM4

Elias Hirschl zeigt uns seine Lieblingslieder im FM4 Gästezimmer

Viele handeln ihn als aktuellen Shootingstar der österreichischen Literatur-Szene. Im FM4-Gästezimmer präsentiert uns Elias Hirschl Songs, die ihm besonders am Herzen liegen - von Miley Cyrus bis Franz Fuexe.

Von Xaver Stockinger

Das FM4 Gästezimmer mit Elias Hirschl am 19. Dezember von 16 bis 17 Uhr auf Radio FM4 und für 7 Tage im FM4 Player.

Er ist österreichischer Meister im Poetry-Slam, schreibt Texte für Theaterstücke und hat mit seinen 27 Jahren so ganz nebenbei schon vier Romane veröffentlicht. Sein jüngster mit dem Titel Salonfähig könnte aktueller nicht sein. Auf 250 Seiten seziert Elias Hirschl eine machthungrige, slim-fitte Polit-Generation. Das Buch liest sich wie eine böse Satire auf Sebastian Kurz & Co und gilt bei Vielen als Roman der Stunde. Für sein bisheriges literarisches Schaffen hat Elias Hirschl schon den Reinhard-Priessnitz-Preis und den AK-Literaturpreis gewonnen.

Neben dem geschriebenen Wort spielt aber auch die Musik eine große Rolle im Leben des Wieners - ob als Inspiration fürs Schreiben oder selbst als Musiker auf der Bühne. Er ist Teil des Indie-Duos Ein Gespenst, musiziert aber auch solo unter seinem eigenen Namen. Für das FM4-Gästezimmer hat er eine bunte Liste mit seinen Lieblingsliedern erstellt und uns erzählt, was er an jenen Songs so mag.

Peter Muffin feat. Ilona Hartmann – „Der Mond im Januar 2021“

Elias Hirschl: Ich weiß nicht, wie Peter Muffin in Wirklichkeit heißt. Er ist der Sänger von Die Nerven und auf Twitter relativ bekannt. Im letzten Jahr während einem Lockdown hat er einfach beschlossen, ein eigenes Album in kompletter Eigenregie zu Hause aufzunehmen und dann herauszubringen. Er hat einfach getwittert: „Ich bringe ein Album raus. Es heißt ‚Dose Scheiße‘, wer will es haben?“ Und dann hatte er ein paar hundert Vorbestellungen, aber noch nichts geschrieben oder aufgenommen. Er hat das ganze Album dann innerhalb von 1, 2 Monaten gemacht - genauso klingt es und ich finde es großartig.

Fuffifufzich – „Kontrollverlust“

Elias Hirschl: Ich glaube, es nennt sich Cloud Pop. Was es im Endeffekt ist? Keine Ahnung! „Kontrollverlust“ ist ein wunderschönes Lied, sehr poetisch und trotzdem extrem dadaistisch. Und es klingt auch wirklich motivierend und energiegeladen.

Pixies – „Bone Machine“

Elias Hirschl: Die Pixies sind irgendwie die unästhetischste Band überhaupt. Niemand aus der Band schaut wirklich gut aus, der Sänger am allerwenigsten. Sie sind einfach cool, ohne sonderlich zu versuchen, cool zu sein. Ich habe die Pixies in einem Second Hand Musikgeschäft in Berlin vor zehn, elf Jahren entdeckt. Nachdem ich sie auf Dauerschleife durchgehört hab, bin ich draufgekommen, dass das die gleichen sind, die „Where is my mind“ gemacht haben. Nach wie vor sind die Pixies eine Band mit extrem vielen Neben-Liedern und B-Seiten, die man ohne Ende entdecken kann.

SPRINTS – „DRONES“

Elias Hirschl: Vor zwei Monaten war ich in Glasgow und habe nachgeschaut, was für Konzerte so stattfinden. Und SPRINTS wirkten am interessantesten. Ich war dann dort, in einem Mini Raum mit maximal 15-20 anderen Zuschauern. Beim Konzert dürfte ich so begeistert gewirkt haben, dass mich die ganze Band dann noch eingeladen hat, mit ihnen etwas trinken zu gehen. Ich bin die ganze Nacht mit SPRINTS in einer Glasgower Kneipe versackt. Das Lied „DRONES“ fand ich so schön, dass ich es auf Deutsch übersetzt habe. Bald wird es dazu eine Coverversion von meiner Band Ein Gespenst geben. Außerdem ist „DRONES“ ein Lied, das bloß einen Akkord hat, was auch sehr schön ist.

Fink – „Er sieht sie an während sie ihn ansieht und er sieht zur Tür“

Elias Hirschl: Fink ist ein Urgestein der „Hamburger Schule“-Bands. Der Sänger Nils Koppruch ist ziemlich früh gestorben, mit Mitte vierzig. Ich habe Fink durch einen Onkel von mir kennengelernt, als ich mich einfach durch seine CD-Kollektion gewühlt habe. Dieses Lied ist einer der wunderschönsten Love-Songs, die ich kenne.

Bilderbuch – „Mein Herz bricht“

Elias Hirschl: Ich habe das Gefühl „Bilderbuch vs Wanda“ ist das neue „Beatles vs Elvis“, und ich kann nur sagen, dass ich Wanda verabscheue und Bilderbuch großartig finde. Ich glaube, ich habe inzwischen Bilderbuch vier oder fünf Mal live gesehen, weil es einfach super Live-Konzerte sind, jedes Mal mit großartigen Bühnenelementen. „Mein Herz bricht“ ist einer der eher ruhigeren Songs.

Miley Cyrus – „Heart of Glass”

Elias Hirschl: Das Lied ist eigentlich ein Cover von Blondie. Ich höre die Miley Cyrus-Version schon seit zwei Wochen in Dauerschleife. Es hat so einen klitzekleinen, wunderschönen Taktwechsel in der Mitte. Ich freue mich immer sehr, wenn es so was gibt.

Franz Fuexe – „Everybody Linksextrem”

Elias Hirschl: In meinem Roman „Salonfähig“ besucht der Protagonist - ein neokonservativer junger Politiker - ein Konzert von Franz Fuexe. Es ist aber eine Band, die Musik genau gegen diese Leute, genau gegen die jungen Konservativen macht. Als das Buch rausgekommen ist, hat sich der Sänger von Franz Fuexe bei mir gemeldet und mir gesagt, dass er es großartig findet. Er hat mich gefragt, ob ich den Pressetext von Franz Fuexe schreiben will und wie viel Geld ich dafür haben will. Ich habe aber verweigert, von einer linksradikalen Punkband Geld anzunehmen und gesagt, dass ich es gratis mache. Jetzt habe ich Freikarten für Franz Fuexe auf Lebenszeit. Vor ein paar Wochen war ich auch auf einem Konzert von ihnen im Chelsea, das war völlig absurd. Ein laufendes Motorrad war auf der Bühne und der Sänger hat sich insgesamt 20 Mal ins Publikum gestürzt. Live sind Franz Fuexe also wirklich sehr zu empfehlen. Das Lied „Everybody Linksextrem“ enthält einfach meine Lieblings-Zeilen: „Armin Wolf ist linksextrem, Helene Fischer ist linksextrem, der Verfassungsgerichtshof ist linksextrem.“

Yasmo – „Historepeats itself” feat. Selbstlaut, Def Ill & Giga Ritsch

Elias Hirschl: Ein Song, den ich hauptsächlich deshalb ausgewählt habe, weil ich fast alle Beteiligten persönlich kenne. Yasmo kenne ich seit Ewigkeiten vom Poetry Slam. Selbstlaut, der auch unter dem Namen Christopher Hütmannsberger lebt, bildet mit mir zusammen die Band Ein Gespenst. Giga Ritsch heißt in Wirklichkeit Sigrid Horn und ist inzwischen als Wiener Songwriterin großartig unterwegs. Einzig Def Ill, ein Linzer Rapper, kenne ich nicht persönlich. Es sind also viele liebe Menschen in einem Song vereint, der auch wirklich super ist.

The Screenshots – „Google Maps“

Elias Hirschl: The Screenshots sind eine großartige Band. Vor der Pandemie war ich noch auf einem Konzert von ihnen. Die gesamte Band ist im Grunde ein einziger Twitter-Witz. Es waren nicht wahnsinnig viele Leute beim Konzert, die meisten dort kannten sich von Twitter. Auch die Lieder sind Witze über und von Twitter oder handeln von Dingen aus dem Internet.

Tocotronic – „Jetzt geht wieder alles von vorne los“

Elias Hirschl: Zum Abschluss ein altes Weltschmerz-Lied. Tocotronic war die erste Band, auf die ich als 15-Jähriger komplett abgestürzt bin. Und tatsächlich habe ich damals ihr Lied „Macht es nicht selbst“ auf FM4 gehört. Ich dachte mir einfach nur: Was ist das bitte für eine geile Aussage? Ein Lied, das zur kompletten Leistungsverweigerung aufruft. Überhaupt finde ich diesen Vibe sehr schön, den Tocotronic seit Jahren fahren: Es ist völlig okay, komplett aufzugeben, nichts zu leisten und nichts leisten zu wollen. In meinen Augen ist das eine extrem wholesome Message.

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