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Cari Cari im RKH

Christian Stipkovits/FM4

mit video!

Cari Cari und das ORF Radio-Symphonieorchester in einer FM4 Radio Session

Ein Abend vor dem Bildschirm mit Bildern für die Ewigkeit.

Von Susi Ondrušová

Seit Erscheinen ihrer ersten Single „Nothing’s Older Than Yesterday“, seit 2017, haben sich Cari Cari den FM4 Hörer*innen in verschiedenen Settings, um nicht zu sagen Outfits, präsentiert: Im Studio2 bei einer Soundpark Session, unterwegs durch Österreich bei den Private Sessions, auf Deck am Wasser bei den Summer Sessions, und eine Proberaum Session der ganz besonderen Art war ihr Set anlässlich des FM4 Geburtstagsfests. Mehr Session-Auszeichnung geht nach dem gestrigen Abend nicht mehr: Cari Cari haben mit dem ORF Radio-Symphonieorchester eine FM4 Radio Session absolviert.

Ein leerer Saal ist ein trauriger Saal - aber im grossen Sendesaal im ORF RadioKulturhauses herrscht seit den frühen Morgenstunden reges Treiben. Kabel werden verlegt, Kameras positioniert, Instrumente in Stellung gebracht. Auch wenn die Stühle im Publikumsbereich an diesem Abend leer bleiben werden; es wird geklatscht, es wird zugehört und zugeschaut werden.

Normalerweise würden Cari Cari zu zweit oder zu dritt auf der Bühne stehen, aber diesmal haben sie ein ganzes Orchester im Rücken und den Dirigenten Gottfried Rabl an ihrer Seite.

Wahrgewordener Größenwahn

Einen größenwahnsinnigen Traum haben Cari Cari das Unterfangen genannt, ihre Songs mit einem Orchester zu performen. Im November haben sie mit dem Filmorchester Babelsberg dieses Experiment schon gewagt. Was Cari Cari nicht wollten, war, dass das Orchester einfach „Riffs mitspielt“; der Filmkomponist Peter Hinderthür hat die Arrangements erstellt. „Ich glaube, es funktioniert dann, wenn eben Platz da ist und wenn es so wie eine Ergänzung gedacht ist und nicht einfach stur ‚So, der Gag ist, das ist jetzt eine Band mit Orchester. Hahaha. Interessant!‘ Sondern wenn man die Musik wirklich in eine andere Ebene hebt oder abbiegen lässt.“

In Cari Caris Musik ist viel Platz für ein Orchester. Alex Köck erzählt: „Normalerweise leben wir vom Minimalismus, wir machen Musik so, dass wir alles, was nicht wirklich notwendig ist, entfernen. Und jetzt ist da sehr viel Platz, den wir gut füllen können. Und das funktioniert wirklich extrem gut!“

Schon beim ersten Song „Anaana“, dem Titelsong ihres Debütalbums, war klar, dass sich das alles „ausgehen wird“. Das Orchester unterstützt, hebt hervor, multipliziert, ergänzt die Songs und vor allem: beeindruckt.

Das neue Live-Gefühl

Wenn man keinen vollen Konzertsaal mit Publikum hat, bei dem man die Stimmung des Abends erspüren kann, bleibt mehr Konzentration dafür, die Gesichter und Bewegungen der Auftretenden zu studieren und Emotionen abzulesen und so zu versuchen, sich fallen zu lassen. Es ist die neue Art, sich mit Livemusik anzufreunden. Im zweiten Jahr der Pandemie weicht der alte Wunsch „ganz vorne zu stehen“ dem neuen Wunsch, in den Bildschirm hineinzuhüpfen. Logik spielt bei Fantasie schließlich keine Rolle. Augen zu und durch.

Es gibt am Abend gleich mehrere herzerwärmende „Aha“-Momente: beim wunderschönen orchestralen Mittelteil von „Dear Mr Tarantino“ oder bei der Neubearbeitung von „Do Not Go Gentle Into That Good Night“ - ein Song, der in dieser Formation fast schon Disneyklassiker-Abspann-Qualitäten erreicht. Maultrommel und Streicher sind auch eine Kombination, von der man sich nie gedacht hätte, dass dabei eine harmonische Symbiose mit anschliessender vulkanartiger Sound-Eruption möglich sein würde. So wie bei „Mazuka“.

Die FM4 Radio Session mit Cari Cari und dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter der Leitung von Gottfried Rabl wird am 6. Jänner 2022 im FM4 Soundpark (19-22 Uhr) wiederholt.

„No War“ ist der erste Song, den Cari Cari gemeinsam geschrieben haben. Stephanie hat sich bei einer Jam Session einfach das erste Mal hinters Schlagzeug gesetzt und hat „mal gemacht“. Hätten sie sich damals gedacht, dass sie nur 7 Jahre später, an Stephanies Geburtstag, im zweiten Jahr einer globalen Pandemie, in einem leeren RadioKulturhaus während einer Livesendung genau diesen Song mit dem ORF Radio-Symphonieorchester performen würden? Warum auch nicht. Cari Caris Band-Mantra war schon immer: einfach machen. Alles ausprobieren. Alles ist möglich. Beim ersten FM4-Interview 2017 haben Cari Cari sich selbst als „autodidaktische Dilettanten“ bezeichnet.

Der Meister und die gebildeten Dilettanten

Beim kurzen „Wie war´s für Euch?“-Interview mit der Band und dem Dirigenten Gottfried Rabl verwendet Alex Köck wieder dieses D-Wort: „Ich glaube, Gottfried hat es uns sehr leicht gemacht, dass wir mit unserem Dilettantismus, mit unserem „Nach Gefühl Spielen“ zusammenkommen. Die Brücke zwischen Klassik und Rock’n’Roll ist Gottfried Rabl.“

Der Meister muss hier aber den Begriff in Relation stellen und möchte „heftigst“ widersprechen: „Es gibt das Faktum des ‚gebildeten Dilettanten‘, das war früher im 19. Jahrhundert, das waren Leute, die keine professionellen Musiker waren, aber unglaublich gute Musiker waren. Also, wenn Dilettantismus, dann in diesem Sinne: gekonnteste Musikalität!“

Einmal einen coronasicheren Fistbump auf dieses schöne Kompliment!

FM4 Radio Session mit Cari Cari und dem RSO Wien

Die FM4 Radio Session mit Cari Cari und dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter der Leitung von Gottfried Rabl wird am 6. Jänner 2022 im FM4 Soundpark (19-22 Uhr) wiederholt.

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