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Feldkirch (Vorarlberg): Blick von der Schattenburg über die historische Altstadt, im Hintergrund ist das Alpsteinmassiv mit dem Hohen Kasten (1.794 Meter) zu sehen

Norbert Kaiser / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0 AT

maximilian werner

Umgewöhnung war notwendig

Was in Wien undenkbar und in Vorarlberg absolut notwendig ist. Und umgekehrt. Ein Überblick.

Von Maximilian Werner

In Vorarlberg grüßen sich die Leute auf der Straße. Es war eines der ersten Dinge, die ich mir nach meinem Umzug in die Hauptstadt abgewöhnt und nach meiner weihnachtlichen Rückkehr ins Ländle wieder angewöhnt habe. Da wird einem schon einmal von der anderen Straßenseite „Zeawas“ (West-Österreichisch für „Servus“), „AN GUATA“ (West-Österreichisch für „Mahlzeit!“; inflationär verwendet) oder „Heile“ (fragen Sie einfach nicht, bitte) zugerufen. Es ist vollkommenst normal.

Was nicht normal ist, sind die Betriebszeiten und Betriebstakte der öffentlichen Verkehrsmittel Vorarlbergs. Nach Mitternacht geht selbst in der zweitgrößten Stadt des Bundeslandes nichts mehr: Trotz der Sperrstunde um 22 Uhr bin ich also nicht nur einmal von „Hocks“ (Verwendet man diesen Begriff im Osten Österreichs? Er beschreibt das freudige Zusammenkommen einiger Freund*innen bei guter Musik) für so eine Stunde nach Hause spaziert. Vorteil: Meist ist man dann eh schon wieder nüchtern.

In den vergangenen drei Wochen wollte ich jedenfalls eine Freundin besuchen, die irgendwo in der Höhe zwischen Kühen und Skipisten wohnt. Es war zu diesem Zeitpunkt 17 Uhr am Samstag, der Fahrplan-Finder meines Vertrauens bot mir die nächste passende Verbindung eh schon Montagfrüh an. Wieder etwas gelernt: Es ist vollkommen powidl, wenn man eine unglaubliche Wartezeit von sechs Minuten am Wiener U-Bahn-Gleis verbringen muss.

Maximilian Werner

Maximilian Werner

Maximilian Werner kommt aus Feldkirch, wohnt jetzt in Wien im Studentenheim, studiert Politikwissenschaft und Jus und arbeitet als Journalist.

Er schreibt regelmäßig unregelmäßig eine Kolumne auf fm4.ORF.at

Weiters hat mich die Nachbarin mit „Ah, da ist ja DER WIENER wieder“ angesprochen. Ich persönlich bin mir bis heute nicht sicher, ob die explizite Betonung des Studienortes eine Form der Beleidigung oder der Sorge war - könnte mir eine Mischung aus beidem gut vorstellen. Jedenfalls muss man sich als hauptstädtischer Student in Vorarlberg für alles und jeden rechtfertigen. Das habe ich zu spüren bekommen, das beginnt bei „der Politik da drüben in Wien“, weil „die wissen gar nicht wie es uns geht“. Das geht weiter beim ORF, wenn die eine Skirennläuferin aus Vorarlberg halt nicht interviewt wird („Kannst du denen mal sagen, was das für eine Frechheit ist, dass sie uns [„uns“!] immer ignorieren“). Und es endet bei vollkommen abstrusen Vorstellungen über das Studentenleben: Wenn in den „Seitenblicken“ ein Bericht über das Sacher im ersten Bezirk läuft, werd ich gut und gerne gefragt, wie oft ich denn da jetzt schon war (Spoiler: Nie).

Apropos Studentenleben, ich glaub, ich komm nicht ganz um dieses Thema herum. In den vergangenen drei Wochen in Vorarlberg - eingeklemmt zwischen wunderschönen Bergen und dem schönen (aber kalten, kann ich berichten) Bodensee - kam immer wieder die Überlegung auf, ob ich bis zu den Semesterferien überhaupt wieder nach Wien fahren solle. Weil die Berge halt doch ganz geil waren. Und online ist immer noch jede Lehrveranstaltung, daran hat sich im dritten Jahr der Pest nichts verändert. Und es nervt auch noch im dritten Jahr der Pest sehr.

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