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„Moneyboys“: Bunte Lichter im Rotlichtmillieu

Der sino-österreichische Regisseur C.B. Yi liefert mit „Moneyboys“ ein beeindruckendes Regiedebüt ab. Darin erzählt er von einem jungen Moneyboy, der sein Geld mit illegaler Sexarbeit verdient. Seine Familie gibt das verdiente Geld zwar großzügig aus, will aber von seiner Homosexualität nichts wissen. Filmstart: 21. Jänner 2022

Von Philipp Emberger

Die hektische Großstadt auf der einen Seite, ein beschauliches Dorf auf der anderen. Getrennt werden sie von einer kleinen Seilfähre. Das sind die zwei Welten von Fei (Kai Ko) in „Moneyboys“. Der junge Mann verdient als Moneyboy mit illegaler Prostitution sein Geld und unterstützt so seine Familie. Die akzeptieren zwar seine finanziellen Zuwendungen, wollen sonst aber wenig mit Fei zu tun haben. Daraus entwickelt sich ein Drama über innere und äußere Zerrissenheit.

In einem Fischerdorf auf dem chinesischen Festland ist auch der Regisseur des Films C.B. Yi aufgewachsen. Nachdem er mit 13 nach Wien gekommen ist, studierte er an der Filmakademie unter anderem bei Michael Haneke. Sein Können zeigt er gleich in seinem ersten Film, der bei den internationalen Filmfestspielen von Cannes in der Sektion Un Certain Regard eine Festivaleinladung erhalten hat.

Illegal & Tabu

„Moneyboys“ ist ein seltener Film über Homosexualität in China. In der strengen chinesischen Gesellschaft ist Feis Arbeit illegal, seine Homosexualität wird tabuisiert. Das wird bei einem gemeinsamen Essen der männlichen Familienmitglieder mehr als deutlich. Fei wird beschimpft, gar von einer Familienschande ist die Rede. Feis Onkel werfen ihm sogar vor, dass der Großvater nur wegen ihm krank geworden ist. Der Streit eskaliert und wird gewalttätig. Es ist nicht das einzige Mal, dass Gewalt zum Ausdrucksmittel wird.

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Österreich-Premiere gefeiert hat der Film vergangenes Jahr auf der Viennale. Beim Publikumsgespräch erzählte Regisseur Yi, dass er das Drehbuch vor über zehn Jahren geschrieben hat. Alleine der Castingprozess hat dann nochmal drei Jahre gedauert. Gedreht werden musste der Film in Taiwan. Die politische Führung in Peking macht es immer schwieriger, queere Agenden zu thematisieren. Für die Hauptrolle konnte der taiwanesische Schauspielstar Kai Ko gewonnen werden. 2014 wurde er von der Polizei wegen Drogenmissbrauch verhaftet, zwei Jahre nachdem er einer großen taiwanesischen Anti-Drogen-Kampagne sein Gesicht geliehen hat. Mit „Moneyboys“ fügt er seiner Filmographie nun wieder eine überzeugende Performance hinzu.

Außerordentliche Ästhetik

Besonders ins Auge fallen die stylischen Bilder des Dramas. Fast jedes davon könnte man sich als Poster aufhängen und sich tagelang daran erfreuen, zum Beispiel dann, wenn die Moneyboys in blumigen Hemden vor einer strahlenden, blauen LEW-Wand stehen und Karaoke singen. Für die Kameraarbeit ist der Franzose Jean-Louis Vialard verantwortlich. Er beobachtet die Darsteller in distanzierten und unaufgeregten Einstellungen und gibt einen intimen Einblick in ihre Welt.

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„Moneyboys“ liefert die wohl schönste Karaokeszene

Im Karaokelied geht es ums Lachen, Weinen und Sterben in Peking. Ein Sehnsuchtsort für viele junge Männer in „Moneyboys“, denn obwohl der Film auf Feis individueller Ebene beginnt, entwickelt er sich zu einer Erzählung über das Kollektive. Regisseur Yi hat während seines Auslandsstudiums in Peking einige Kolleg*innen kennengelernt, die sich, um ihre Lebensträume zu verwirklichen, den Lebensunterhalt mit illegaler Sexarbeit verdienen mussten.

In „Moneyboys“ trifft das auf Long (Yufan Bai), einem Freund aus Kindheitstagen, zu. Er folgt Fei in die Großstadt und versucht sich dort ebenfalls erfolgreich als Moneyboy. Gemeinsam streben Fei und Long trotz aller Widrigkeiten nach Glück und die Zuseher*innen begleiten sie auf diesem Weg. „Moneyboys“ ist ein unaufgeregter Film mit einer außerordentlichen Ästhetik. Die Thematik geht nahe und berührt, das langsame Tempo und die vielen langen Einstellungen muss man aber mögen.

„Moneyboys“ startet am 21. Jänner 2022 in den österreichischen Kinos.

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