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Menschen fotografieren sich vor dem Olympiastadion in Peking. Es schneit.

APA/AFP/Noel Celis

Olympia 2022

Warum schon wieder Peking?

In etwas mehr als einer Woche wird Peking die erste Stadt in der Geschichte werden, die sowohl Olympische Sommer-, als auch Winterspiele veranstaltet hat. Doch warum kommt die chinesische Hauptstadt schon wieder zum Zug? Weil niemand anders die Spiele wollte?

Von Simon Welebil

Olympische Spiele auszurichten ist eine Sache des Prestiges. Mehr als zwei Wochen lang steht eine Stadt oder Region dann in den Augen der Weltöffentlichkeit, mit den Berichten vorher und nachher sogar jahrelang. Für die eigene Bevölkerung gibt es neue Infrastruktur, Flughäfen, Autobahnen, Sportstätten, massenhaft Tourist*innen kommen ins Land, und es gibt jede Menge Partys zu feiern.

Doch speziell, was die Winterspiele anbelangt, zieht dieses Prestige bei den Einwohner*innen potenzieller Austragungsstädte immer weniger. Das beste Beispiel dafür ist die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2022, die wohl weniger nach dem stärksten Konzept entschieden worden ist, sondern danach, welche Bewerbungen am Schluss überhaupt noch übrig gewesen sind. Zu Beginn des Bewerbungsverfahrens waren 9 Städte bzw. Regionen daran interessiert, die Winterspiele 2022 auszutragen, doch eine nach der anderen fielen sie weg.

Die Schweizer Bewerbung aus St. Moritz und Davos machte den Anfang. Die Bevölkerung im Kanton Graubünden lehnte in einem Referendum die Bewerbung von St. Moritz und Davos ab, die Einwohner*innen der beiden Orte selber stimmten dafür.

München und Garmisch-Partenkirchen waren die nächsten, die nach einem Referendum ausgestiegen. Obwohl sich Promis wie Franz Beckenbauer und Skiläuferin Maria Höfl-Riesch für die Bewerbung eingesetzt hatten, konnte das Nolympia-Bündnis die Bevölkerung mit seinen Gegenargumenten überzeugen.

Auch Krakau in Polen (fehlender Rückhalt in der Bevölkerung), Lwiw in der Ukraine (politische Situation), Stockholm (Angst vor Investitionsruinen) und zuletzt Oslo zogen ihre Bewerbungen zurück.

Wahl zwischen Pest und Cholera?

Das Internationale Olympische Komitee tobte speziell wegen Oslo, das in allen Bewertungen am besten abgeschnitten hätte. Übrig blieben nur noch Peking und Almaty in Kasachstan, zwei Orte ohne richtige Wintersporttradition. Almaty hätte zumindest Schnee garantieren können, aber das IOC befürchtete, dass sich Kasachstan bei einem eventuellen Verfall des Ölpreises die Spiele nicht mehr leisten hätte können. Die Abstimmung ging schließlich recht knapp 44:40 für Peking aus. Die kommerziellen Möglichkeiten sind dort eben größer.

Diktaturen mit groben Menschenrechtsverletzungen sind sowohl China als auch Kasachstan, aber das ist für das IOC ja nicht wirklich ein Ausschlussgrund. Der mittlerweile verstorbene FIS-Präsident Gianfranco Kaspar hat das in einem Interview mit dem Schweizer Tagesanzeiger 2019 unumwunden zugegeben:

Es ist nun einmal so, dass es für uns in Diktaturen einfacher ist. Vom Geschäftlichen her sage ich: Ich will nur noch in Diktaturen gehen, ich will mich nicht mit Umweltschützern herumstreiten.

Mit derart katastrophalen Bewerbungsphasen wie jenen für die Olympischen Winterspiele 2022 wollte das IOC aber dennoch nicht weitermachen und hat daraufhin die Agenda 2020 gestartet, die eine Reduzierung des Gigantismus bringen sollte und mehr Flexibilität für die Austragungsstädte. Für 2026 haben jetzt Mailand und Cortina d’Ampezzo in Italien den Zuschlag bekommen. Dort hat allerdings auch kein Referendum stattgefunden.

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