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Sophie Löw

Der Song zum Sonntag: doppelfinger - „how to hide“

Clemens Bäre alias doppelfinger veröffentlicht im März sein Debütalbum. „how to hide“ als Vorbote ist ein Spaziergang durch den kalten Winter.

Von Christoph Sepin

Anleitungen zum Verstecken in einem Lied. Vor was? Es gäbe genug, kann man sich ja etwas aussuchen. Die Welt, wenn sie mal wieder schwer ist. The people, wenn sie mal wieder strange wirken. Die Technologie, die unsere schwarzen Taschenspiegel zum Leuchten bringt und unsere Aufmerksamkeit will. Oder man macht sichs am einfachsten und versteckt sich vor sich selbst, damit man nicht zu sehr ins Grübeln kommt.

„how to hide“ heißt die Gebrauchsanweisung von Clemens Bäre alias doppelfinger. Ein Lied, wie ein Spaziergang durch den winterlichen Wald. Der raue Wind, die Bäume ächzen unter dem Schnee, die Sonne geht unter, obwohl es doch gerade erst Nachmittag geworden ist. Und mittendrin der Songwriter auf Selbstfindung, der seine eingefrorenen Finger über die Gitarrensaiten schiebt.

Zuerst aber alles noch warm und hoffnungsvoll, wie jeder Morgen kurz nach dem Aufwachen. Langsam, geduldig, aber doch verspielt, die Atmosphäre der Instrumentierung zu Beginn. Sind das Streicher oder Synthie-Dronen? Ein Piano, das da einmal ganz kurz durchklimpert? Nein, doch alles anders, ist nur die Gitarre. Zumindest ist das alles, was hängen bleibt, bis doppelfingers Lyrics beginnen.

„Painted eyes, I don’t care for your disguise“, singt Clemens Bäre zu Beginn seines Songs. Keine Überraschung zuerst also, wird wohl ein Love- oder Heartbreaksong. Dann dreht sich aber alles um und die Geschichte biegt doch woanders ab, während die Saiten immer schneller gezupft werden. „We’re so hopeless all the time, all the time“.

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Eine ganze Supercrew der leiwanden Leute ist zusammengekommen, um dieses Lied zu realisieren: Neben Clemens Bäre ist der Song von Jakob Herber geschrieben, recorded und produced (der spielt Musik in Flut und produziert zum Beispiel Anger und Culk). Das Cello kommt von Lukas Lauermann, der Mix von Sophie Lindinger. Und das Foto da oben hat Sophie Löw (Culk, Sophia Blenda) gemacht.

Dann geht’s um seltsame Nächte, um „strangest nights“, in denen man versucht miteinander echt zu reden. „Tell me now what helps you keep your ocean calm“, wie eine Bitte nach einem Ratschlag. „Because I feel bad about every line I write“, die Zusatzinfo, warum man denn jetzt Hilfe braucht. „I regret it all after one night“. Alles bereuen, alle Auswege suchen, verstecken könnte man sich: „I’ve learned how to hide“, singt doppelfinger. Hinter Songtexten, hinter der Maske, hinter langen Abenden oder doch ganz was anderes.

„Ich will immer so gern berauscht sein, und werde doch immer nur breit“, hat Sven Regener 1996 gesungen. „Pale blue sky, loving feels like you’re just high“, singt Clemens Bäre 26 Jahre später. Er habe versucht, nicht alleine zu sein, so erklärt doppelfinger zu Ende des Songs. Was er gelernt hat ist, sich zu verstecken: „Oh, I’ve learned how to hide“. Vielleicht ist das ja doch ein Lovesong. Vielleicht einer, an dessen Ende man lernt, sich selbst zu lieben. Und dann muss man sich auch nicht mehr verstecken. Hoffentlich wird alles wieder gut.

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