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Produzent Nik Dean in seinem Studio

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Vom Gemeindebau in die US-Charts: Produzent Nik Dean

Der Wiener Musiker Nik Dean produziert Hits für US-Rapper wie Gunna, Kodak Black oder Tory Lanez und hat es so gerade zum bereits vierten Mal an die Spitze der Billboard-Albumcharts geschafft. Ein Besuch in seinem Bedroom-Studio.

Von Stefan „Trishes“ Trischler

Im Innenhof die richtige Stiege finden, ein enges Stiegenhaus, ein paar Stockwerke im Aufzug - schon ist man im Reich von Nik Dean. Das Studio in seinem Schlafzimmer sieht nicht wesentlich anders aus, als man das von anderen Bedroom Producern kennt - außer, dass hier eine Platin-Plakette an der Wand hängt. Und sie wird nicht lange alleine bleiben: Gerade stöbert der Hausherr online durch die verfügbaren Designs. Denn er hat am Tag davor erfahren, dass schon wieder eine Platte, an der er beteiligt war, an der Spitze der Billboard Album-Charts steht: „DS4Ever“ von Rapper Gunna aus Atlanta.

Dass er überhaupt auf dem Album vertreten ist, hat Nik Dean erst zwei Tage vor der Veröffentlichung gehört. Denn das zeitgenössische Geschäft um die Rap-Instrumentals ist schnelllebig und kleinteilig: Hochdekorierte Produzenten wie Wheezy sitzen mit den jeweiligen Rappern direkt im Studio. Um ihnen möglichst viele verschiedene Beats vorspielen zu können, greifen sie oft auf Melodien, Loops und Samples von jungen Musikern aus der ganzen Welt zurück - wie etwa auch Nik Dean. Für den Song 25k Jacket von Gunna und Lil Baby hat er die Akkordzerlegungen und die Streichermelodie geschrieben, ebenso wie die Synths bei In The Flesh von Kodak Black, das ihm 2018 die erste Nummer 1-Plakette einbrachte.

Begonnen hat für Nik Dean alles mit großer Leidenschaft für Pop-Musik, HipHop und Basketball. Am Rande eines Turniers zeigte ihm ein Freund eine Audio-Workstation und der computeraffine Wiener mit serbischen Wurzeln war sofort Feuer und Flamme. Musikalische Ausbildung hat Nik Dean nie genossen, „mein Instrument ist die Maus“ sagt er im Interview. Mehr als ein Jahrzehnt später saß er in einem Studio in Miami und spielte seine Beats vor, einer davon schaffte es auf Umwegen zum R&B Sänger Trey Songz. Es folgten (Co-)Produktionen für etwa Tory Lanez, G-Eazy oder French Montana.

Seitdem hat er seinen Fuß in der Tür und einen gut vernetzten US-Manager, der ihn über die aktuell gefragten Sounds am Laufenden hält. Wenn etwa Kanye für sein zweites „Donda“-Album nach clever rekontextualisierten Soul-Klängen sucht, ist auch Nik Dean am Basteln und schickt ein paar Loops an die zuständigen Produzenten. Und vielleicht kommt dann wieder kurz vor Release der Anruf, dass er ein placement geschafft hat. Gleichzeitig will der Produzent aus Wien-Margareten aber in Zukunft auch stärker in der hiesigen Szene mitmischen und etwa mit Eli Preiss oder Azman arbeiten.

Aber egal auf welcher Seite des Atlantik er seine nächsten Schritte macht: Man darf gespannt bleiben, welche eingängigen Notenfolgen Nik Dean in seinem Schlafzimmer-Studio in der Nähe des Matzleinsdorfer Platzes als nächstes einfallen!

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