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Pam & Tommy

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Pam & Tommy

Die Verfilmung der Sextape-Affäre ist auf vielen Ebenen mehr als unangenehm.

Von Natalie Brunner

Wie toxisch Celebrity-Culture ist, kann man daran erkennen, dass sich die Welt nach fast drei Jahrzehnten immer noch an dem - wie man heute sagen würde - „geleakten“ Sextape von Pamela Anderson und Tommy Lee aufgeilen kann. Es wirft ein unsympathisches Licht auf die Serie „Pam & Tommy“, wenn Pamela Anderson erklärt, wie sie durch die Produktion ein zweites Mal missbraucht und gedemütigt wird.

Ihre Freundin Courtney Love springt ihr zur Seite und erklärt der Schauspielerin Lilly James, die für ihre Darstellung von Pamela Anderson gelobt wird, dass sie sich für diesen unsolidarischen und antifeministischen Akt schämen soll.

Einer der ersten großen Leaks des noch jungen Internet

Pamela Anderson, Baywatch-Star und gefeiertes Playmate, und Tommy Lee, Schlagzeuger von Mötley Crüe und Bad Boy wie aus dem Katalog, waren Mitte der 90er das skandalumwobenste Celebrity-Paar. Sie haben vier Tage, nachdem sie sich kennengelernt haben geheiratet und hatten offensichtlich jede Menge Spaß, Sex und obendrein noch viel Geld.

Robert Siegels achtteilige Miniserie „Pam & Tommy“, die via Disney+ gestreamt wird, zeigt, was mit den Zwei geschehen ist, nachdem ein privates Video, das sie beim Sex in den Flitterwochen zeigt, an die Öffentlichkeit gelangte. Es war einer der ersten großen Leaks des damals noch jungen Internets.

In der ersten Folge lernen wir das frisch verheiratete Paar als arrogante, abgehobene Clowns kennen, die in ihrem Haus arbeitende Handwerker so schlecht behandeln, dass das als moralische Legitimation für spätere Rache verwendet werden kann. Der Schöpfer der Serie, Seth Rogan, spielt selbst den in weiterer Folge das Tape veröffentlichenden Handwerker Rand Gauthier. Nachdem er von Lee gefeuert und nicht bezahlt wird, verkleidet sich Rand, unglaublich aber wahr, wegen der Überwachungskameras mit einem wuscheligen Teppich als großer Hund und stiehlt den Safe des Rockstars, darin die Videokassette die Boulevardmediengeschichte schreiben sollte.

„Pam and Tommy“ springt sowohl auf der Zeitachse als auch in der Perspektive auf die Figuren. Sie sind sympathisch, mehr als nur die Abziehbilder ihres Images. Und die Zuseher*innen verstehen, warum diese beiden Menschen sich so ineinander verliebt haben und wie ihre Beziehung, unter einen Druck geraten ist, als das Video veröffentlicht wurde.

Dennoch kann ich „Pam & Tommy“ nicht ohne Bauchweh streamen. Die Empathie für die realen Personen, die die Serie vorgibt, ist - wie die Kritik an medialen Mechanismen - geheuchelt, da „Pam & Tommy“ ohne Zustimmung von Anderson und Lee entstanden ist. Es wird, wie schon beim Sextape, Kapital aus ihrem Trauma geschlagen, und das kann ich zu keiner Sekunde der achtteiligen Serie vergessen.

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