Wovon träumen Menschen?

Menschen träumen von Sachen, die sie nicht haben. Zum Beispiel von Freunden.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Die zehnjährige S. hatte eine sehr gute Freundin, mit der sie alles teile. Sie gab ihr auch die Passwörter für Lieblingsonlinespiel. Somit hoffte S., dass sich die beiden noch näher kommen. Nach einem Monat änderte ihre Freundin aber dann das Passwort und S. hatte keinen Zugriff mehr auf ihr eigenes Spiel. Die Freundin antwortete nicht mehr auf ihre Nachrichten. Anscheinend wollte sie mit anderen Freundinnen das Spiel spielen.

Jetzt hat S. einen neuen Traum. Sie träumt, alles über das Internet zu wissen, damit sie nicht mehr geblockt werden kann. S. träumt davon, in die IT Branche einzusteigen. So ändern sich Träume.

Aber manche Träume gehen auch in Erfüllung. E. träumte davon, eine Katze zu haben. Sie las die ganze Zeit Anzeigen über Katzen, die zum Verkaufen oder zum Verschenken waren. Sie fieberte mit jeder Anzeige mit und stellte sich vor, wie jedes Kätzchen ihr gehört. Vor ihren Eltern weinte sie und verkündete sogar einen Hungerstreik, den sie ganze fünf Stunden aushielt. Danach aß sie „nur zwei Kekse“, dann weitere zwei und so weiter bis die ganze Schachtel leer war. Ihr ging es schlecht, sie hatte keine Katze bekommen und kotzte Schokolade aus. So fanden sie ihre Eltern.

Die Woche darauf hatte sie dann eine Katze. Die Katze war gelb, aber E. meinte, sie schaut wie ein Pfirsich aus und so nannte man sie auch. Außer, dass sie Pfirsich hieß, hatte die Katze aber keine einzige positive Eigenschaft. Sie liebte es, auf die Schulhefte von E. zu urinieren und der Rucksack roch deshalb ständig nach Katzenpisse. Außerdem stand sie am liebsten oben auf den Gardinenleisten und schaute auf E. herab, ganz egal wie viel E. sie auch bat runterzukommen. Die Gardinen musste man deshalb nach wenigen Wochen wegschmeißen.

E. konnte sie nicht erreichen, um sie zu streicheln. Und wenn sie sie doch erwischte, wurde sie so stark gekratzt, dass sie aussah, als ob sie gerade ein Fechtduell verloren hätte.

Die Eltern von E. haben alles versucht, sie zu überreden, die Katze wieder wegzugeben. Sie sei gefährlich. E. wollte aber nicht. Es vergingen einige Wochen und plötzlich war die Katze weg. E. suchte sie überall, bis sie Geräusche hinter dem Bücherregal hörte. Pfirsich lag dort, sie hatte Junge bekommen. E. hatte eine schwangere Katze geschenkt bekommen. Jetzt waren beide ruhig. Auch so können Träume in Erfüllung gehen.