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Die eklektischen Lieblingssongs von Amewu

Der Berliner Rapper spielt uns prägende Stücke von Queen und Curtis Mayfield ebenso vor wie Duduk-Musik aus Armenien und Rap aus Südafrika oder Kalifornien.

Von Stefan „Trishes“ Trischler

Kritik am Turbokapitalismus und dem massiven globalen Ungleichgewicht in der Verteilung von Wohlstand sowie Anregungen zum solidarischen Leben – nicht gerade Punkte, die wir aus aktuellen Deutschrap-Playlists kennen. Amewu hat schon oft gehört, er solle sich doch leichterer Themen annehmen, um mehr Erfolg zu haben. Jetzt hat er eine gute Antwort auf solche wohlmeinenden Ratschläge: Das neue Album „Haben oder Sein“ ist gerade auf Platz 8 der deutschen Albumcharts eingestiegen - und zwar independent as fuck und ohne inhaltliche (oder musikalische) Kompromisse. Amewu schafft es wie wenige in Deutschland, auf technisch perfekte Weise fundiert über Probleme im Inneren und Äußeren zu rappen.

FM4 Gästezimmer mit Amewu
6. Februar 2022, 16 bis 17 Uhr auf Radio FM4 und für 7 Tage im FM4 Player.

Der Berliner wollte sich von der Musikindustrie nicht stressen lassen und hat sich nach der letzten Platte „Leidkultur“ zehn Jahre Zeit genommen. Neben vielen Konzerten rund um den Planeten hat er in der Zwischenzeit auch Theater gespielt, als ihn die Berliner Schaubühne zu ihrer Inszenierung von Didier Eribons „Rückkehr nach Reims“ eingeladen hat. Auf dem neuen Album sind auch zwei Songs dabei, die in dem Stück erstmals zu hören waren - trotzdem ist das alles andere als spröder Hochkultur-Rap. „Haben oder Sein“ ist auch musikalisch ein mitreißendes Album – die zehn Jahre Wartezeit haben sich also mehr als gelohnt.

Im FM4 Gästezimmer präsentiert Amewu einige seiner Lieblingssongs, quer durch die Genres, aber schon mit einem Schwerpunkt auf Rap abseits der breiten Öffentlichkeit. Hier einige seiner Selektionen:

Queen - „Innuendo“

Amewu: Das war die erste Platte, die ich als Kind bekommen habe. Ich fand den Song damals sehr faszinierend, hatte aber auch ein bisschen Angst vor dem Video, weil da so creepy Puppen drin waren. Ich habe mir dann, als ich älter war, das erste Mal wirklich die Lyrics reingezogen und gemerkt, wie nah der Inhalt eigentlich an dem dran ist, was ich musikalisch mache. Das war dann noch mal ein zweites Verlieben in den Song.

Curtis Mayfield - „Here But I’m Gone“

Amewu: Ich finde, wenn man sich die Geschichte von Curtis Mayfield reinzieht und den Song dann noch mal hört, ist das noch mal anders. Man hört ihn noch mal anders. Auf jeden Fall ein ein bisschen trauriger, aber sehr schöner Song.

Baba Zula - „Cecom“

Amewu: Ich habe das damals in dem Film „Crossing the Bridge“ gesehen und höre es mir seitdem immer mal wieder an. Dann vergesse ich, dass er existiert, dann begegnet er mir wieder und ist einfach ein sehr, sehr schöner Song.

Kendrick Lamar - „Cartoons & Cereal“

Amewu: Ich weiß nicht mal, ob die irgendwann richtig rausgekommen ist, aber es ist auf jeden Fall mein Lieblingstrack von Kendrick. Sehr abstrakt und weird - und ich mag abstrakte und weirde Musik!

Yugen Blackrok - „House Of Ravens“

Amewu: Ich habe sie damals 2015 in Johannesburg kennengelernt, da war ich bei so einem Künstleraustausch-Projekt. Sie war eigentlich nicht Teil des Projekts, aber ich habe die Organisatoren dann belagert, dass sie auch nach Deutschland eingeladen wird. Dort hat sie dann ihre Bookerin kennengelernt. Das alles hat sehr gut zusammengepasst und es hat mich sehr gefreut und sie ist einfach eine von meinen Lieblings-MCs. Ich sag mal, sie ist wie der gesamte Wu-Tang Clan in einer Person.

Djivan Gasparyan – „A Cool Wind Is Blowing“

Amewu: Jetzt wird es sehr ruhig. Der armenische Duduk-Spieler Dzivan Gasparyan ist leider letztes Jahr verstorben. Ich würde sagen, einige seiner Songs haben mein Leben gerettet oder zumindest erleichtert. Und ich wünsche euch auch viel Spaß oder Ruhe beim Zuhören!

Figures of Speech – „Don’t Get It Twisted“

Amewu: Dieses Duo war damals auf der „Project Blowed“ Compilation drauf. Wer sich näher mit den Mitgliedern beschäftigt, wird feststellen, dass da eine sehr bekannte Person rappt, die jetzt eher Regie führt. (Ava DuVernay, die auch eine Doku über das legendäre Good Life Cafe in Los Angeles gedreht hat - Anm.)

BSMG - „Lang Lebe Afrika“

Amewu: Das BSMG-Album ist für mich eins der wichtigsten Alben, das im deutschen Rap je erschienen ist, und da übertreibe ich nicht. Ich sage es auch nicht, weil das Freunde von mir sind, sondern weil ich das so sehe!

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