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mit akzent

Und was, wenn alles immer teurer wird?

Man sagt, dass wir heuer eine Inflation in Rekordhöhe erleben werden. Die westliche Gesellschaft hat vergessen, was das bedeutet, obwohl jedes Jahr alles immer teurer wird.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Es ist eine Sache, zu wissen, dass alles immer teurer wird, aber es ist eine ganz andere Sache, zu wissen, dass die Inflation steigt. Denn das bringt uns in die Nähe dieser schrecklichen Länder aus der dritten Welt, über die wir bisher nur gelesen haben.

Ich kann euch von meiner eigenen bescheidenen Erfahrung in meiner Kindheit in Bulgarien berichten. Im Herbst 1996 betrug die offizielle Monatsinflation dort 242 Prozent. Ich wusste damals nicht, was das bedeutet, alles, was ich sah, war, wie die Menschen sich auf die Lebensmittel in den Geschäften stürzten, bevor die neuen Preise kamen.

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Meine Mutter brachte fünf Einmachgläser mit roten Rüben nach Hause. Das war alles, was im Supermarkt übrig geblieben war, das sie sich leisten konnte. Vorher hatte ich nie rote Rüben gegessen, aber mir wurde versichert, dass sie gut schmecken und auch sehr gesund seien. Zwei Wochen lang aßen wir nur rote Rüben. Wir lächelten einander mit roten Mündern an und zeigten unsere violetten Zungen. Wir waren damals Millionäre. Eigentlich waren alle Familien damals Millionäre, da das Geld immer schneller an Wert verlor. Die Lebensmittelgeschäfte waren voll mit irren Millionären, die nichts mit ihren Millionen kaufen konnten.

Die Inflation steigt in Zeiten von Wirtschaftskrisen oder Kriegen. Die Wirtschaftskrise ist schon da und der Krieg in Europa steht anscheinend vor der Tür.

Am Anfang der Pandemie sah ich Schlangen vor den Goldgeschäften in Wien. Die Menschen, die damals Gold gehortet haben, sind jetzt glücklich. Ich bin auch ruhig, da ich als Low-Life-Experte nichts habe. Und wenn man nichts hat, kann man auch nichts verlieren. „Die Proletarier haben nichts außer ihre Ketten zu verlieren“, meinte Karl Marx. Außer, wenn ihre Ketten aus Gold sind.

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