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Maximilian Werner

Wer sind diese alten Menschen eigentlich?

Letztens hat mich jemand im Internet gefragt, wer denn diese alten Menschen genau sind? Ein Versuch der Annäherung.

Eine Kolumne von Maximilian Werner

Ich hatte einen Tweet darüber geschrieben, dass die frühe Sperrstunde speziell junge Personen treffe, weil „die Alten“ können in der Pension doch eh den ganzen Tag im Wirtshaus sitzen und einen Spritzvino nach dem anderen trinken. Vielleicht war ich nicht ganz lieb, aber das muss man nicht immer sein. Jedenfalls kam dann die Frage auf, welche Personen genau so schrecklich seien, welche Personen genau ich immer kritisieren würde, wenn ich von „den Alten“ schreibe.

Das ist eine gute Frage. Weil eigentlich mag ich viele alte Menschen. Sogar einige meiner Verwandten sind alte Menschen (Ou wow, den hat er nicht gebracht…). Und mir würde natürlich niemals einfallen, eine ganze Generation pauschal zu verunglimpfen: Weil ich mir das auch nicht für meinen Jahrgang - Ich hab den Überblick verloren, ob ich mich jetzt Millenial oder doch Mitglied der Generation Z nennen darf bzw. muss - wünsche. Wenn ich also Kritik gegenüber „der“ älteren Generation äußere, mich von „der“ älteren Generation nicht verstanden fühle oder an „die“ ältere Generation appelliere, sind da ganz oft doch nur bestimmte charakterliche Eigenschaften gemeint, die bei Personen in meinem Alter auf Missverständnis stoßen.

Gemeint sind zum Beispiel Menschen, die wöchentliche Kolumnen im Stil einer Lehrstunde in alteingesessene Tageszeitung dreschen - Ganz nach dem Motto „So, liebe Jugend, jetzt hör mir mal zu!“. Es können Philosophen sein, die uns etwas über Medienkonsum erzählen und wieso diese ganze Selbstdarstellung in diesem neumodischen Internet doch ganz schlecht für uns ist. Es können Personalchefs großer Firmen sein, die jahrzehntelang auf ihren Posten sitzen und die davon überzeugt sind, dass wir die Welt mit unserer dramatischen Arbeitsmoral ins Verderben stürzen. Oder auch gerne ehemalige Politiker aus der dritten Reihe, die sowieso alles besser wissen und die sowieso davon überzeugt sind, wir alle würden wegen dieser angeblich miesen Ausbildung heutzutage eh keinen Job finden - niemals. Bitte versteht mich nicht falsch: All diese Menschen dürfen sich natürlich sehr gerne zu jedem erdenklichen Thema äußern, wie ich das an dieser Stelle auch regelmäßig tue.

Wenn das dann aber in eine Art Generalvortrag ausartet, verbinden mit den Aufrufen zur Lebensveränderungen und Interpretationen, wie wir unseren Alltag verschwenden, trifft das zumindest bei mir auf wenig Gehör. Und ich glaube nicht, dass ich da alleine bin. Stellt euch mal vor, ich würde einem Mitglied der Boomer-Generation in einem Leitartikel erklären wollen, wie die neumodische Welt heutzutage funktioniert. Wenn ich dann noch erwähne, dass ich die fehlende Bereitschaft einiger älterer Menschen, sich mit der Digitalisierung zu beschäftigen (auch wenn es in bestimmten Branchen sogar sehr sinnvoll wäre), befremdlich finde, müsste ich wegen des Shitstorms wohl meinen Twitter-Account löschen. Weil am Totschlagargument „Du hast noch nie in deinem Leben Steuern gezahlt, DU HAST LEISE ZU SEIN“, scheitere sogar ich. Also bleiben wir halt doch alle lieb, oder so.

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