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Pixabay, gemeinfrei

Hallo FM4

„Into The Wild“: Natur im Pop

Hallo FM4 widmet sich heute dem Thema „Into the Wild“. Boris Jordan will wissen, wie das jetzt mit der Natur im Pop ausschaut. Kann man unironisch über Tiere und Bäume singen? Meint man damit nicht immer auch was anderes? Ein assoziativer Streifzug durch 50 Jahre Popgeschichte.

Von Boris Jordan

Heißt „Back to Nature“, dass man sich der Realität der Stadt, der Gesellschaft, der menschlichen Beziehungen, den großen Themen der Popkultur entzieht? Hat es nicht auch Bands gegeben, die Mountain geheißen haben oder Green River? Oder Clear Water im Namen trugen? Ein kleiner, assoziativer Streifzug durch 50 Jahre Pop, ohne Absicht oder Anspruch auf Vollständigkeit.

„Into The Wild“ heißt das Motto von Hallo FM4 am 27. März mit Pauline Binder und David Riegler. Boris Jordan nähert sich der Natur im Pop an und Christian Fuchs erinnert aus diesem Anlass nicht nur an den gleichnamigen Aussteigerfilm von Sean Penn. In der filmischen Wildnis warten auch Frauen, die mit Wölfen leben oder sich in Hexen verwandeln.

Hallo FM4, jeden Sonntag von 13 bis 17 Uhr auf Radio FM4 und im Player.

Die Sixties, die beginnende Popkultur wie wir sie kennen, sind teilweise eine Kultur der Flucht. Der Flucht aus den Funktionszwängen der Nachkriegszeit, der engen Regeln der Eltern... Zuerst ist diese Flucht eine in die virtuellen Welten des Selbst-Ausgedachten, wie etwa in die Welt des gesellschaftlichen Gegenentwurfs von freier Sexualität, gegenkultureller Politik und – vor allem – bewusstseinserweiternder Drogen. Gegen Ende der Sixties, nach dem Mord an Martin Luther King und der Katastrophe von Altamont war man da in einer Art Sackgasse angekommen - und die Hippies entdecken die Natur als Ziel ihrer Flucht. Eine der ersten Bands, die diesen „Back to Nature“-Trend erkannten, waren - wieder mal – die Beatles.

The Beatles - „Mother Nature‘s Son“

Mit der Natur wurde auch eine Sehnsucht nach einer Wildheit und Klarheit gestillt, zumal von einer Band, die das klare Wasser schon im Namen trägt und uns auffordert, einfach durch den Dschungel zu laufen.

Creedence Clearwater Revival - „Run Through the Jungle“

Eine der bekanntesten Hippie-Ikonen schreibt dann auch ihr bekanntestes Lied über eine unberührte Natur, die von uns Menschen in einen Parkplatz verwandelt wird, während wir die Bäume im Baummuseum betrachten dürfen... Eines der ersten Protestsongs über den Umgang mit der Natur.

Joni Mitchell – „Big Yellow Taxi“

Die Seventies, die Gegenbewegung zur teilweise idyllischen Verklärung des Natürlichen und Einfachen, lässt nicht lange auf sich warten. Früher Punk und die Avantgarde der Siebziger Jahre verachten die Verklärungen der Hippies, den Natur-Eskapismus der Post-Woodstock-Generation. Und im postmodernen Beton-Dschungel der achtziger Jahre ist eine Natur gar nicht mehr möglich - das einzig natürliche ist ein Kuss unter dem Gummibaum.

Fad Gadget – „Back to Nature“

Von dieser Komplexität und Naturentfremdung wird man nicht mehr so recht loskommen: Hiphop, New Wave, Techno sind städtische, zivilisatorische Kulturen.

Die Sixties-Zitat-Bewegung, die am Ende den Namen „Americana“ tragen sollte, bezieht sich in den neunziger Jahren dann nicht selten wieder auf die Naturverklärung der Hippies, so zu hören bei R.E.M., Bonnie Prince Billy oder der Wüsten-Verehrung der Handsome Family.

Handsome Family - „Far From Any Road“

Es bleibt beo allem auf und ab die Natur im Pop – so wie in ihrem Vorbild der Romantik – eine Natur der Liebe, dem unmittelbarsten Naturgefühl, das wir kennen. Selbst bei einem Ironiker wie Jarvis Cocker, hier produziert vom großen Romantiker Scott Walker

Pulp – „The Trees“

Und am Ende, in der heutigen Zeit, scheint das Zitat wieder eine Möglichkeit, sich auf etwas urwüchsiges wie die Natur zu beziehen, und auch hier geht es nicht um Bäume oder Flüsse, sondern wieder um die Liebe zwischen den Menschen, die das Ziel der Reise in die Natur ist, wie Aurora in einer Version eines Jazz-Standards von Nat King Cole aus den vierziger Jahren.

AURORA - „Nature Boy“

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