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Screenshot aus dem Computerspiel "The Serpent Rogue"

Sengi Games / Team17

„The Serpent Rogue“ ist ein Crafting-Game mit Biss

Mit Computerspielen, bei denen man Kräuter sammelt und Tränke braut, assoziert man üblicherweise entspannte Unterhaltung für zwischendurch. „The Serpent Rogue“ geht einen anderen Weg und verortet das Genre in einer düsteren Welt, die mit Hilfe unserer Alchemie und Kampfkraft geheilt werden soll.

Von Robert Glashüttner

Farming und Crafting, das sind zwei Computerspielmechaniken, die seit über zehn Jahren eine nahezu durchgehende Erfolgsgeschichte schreiben. „Minecraft“ war 2009 der ganz große Startschuss, und „Stardew Valley“ 2016 der Kickstarter der modernen Form dieses meist gemütlichen Game-Genres. Seither gibt es jedes Jahr einige weitere Spiele, in denen man - oft auch gemeinsam - Materialien abbaut, Gegenstände herstellt, Felder bestellt, Tränke braut oder einen Krämerladen betreibt. Nicht alle diese Elemente kommen in jedem dieser Games vor, stattdessen werden sie munter miteinander gemischt.

Erst letztes Jahr ist etwa der Alchemie-Simulator „Potion Craft“ erschienen, vor einigen Wochen hat das kollaborative Bergbauabenteuer „Core Keeper“ einen super Start hingelegt, und aktuell wird das Mittelalter-Shop- und Crafting-Game „Winkeltje“ gerne gespielt.

Crafting, aber mit Gewicht

Was passiert aber, wenn man diese Spiele von ihren entspannten und gemächlichen Vibes befreit und daraus eine harte Nuss macht? Ein Souls-like der Crafting-Games quasi. Das westukrainische Studio Sengi Games zeigt es nun vor: In seinem Spiel „The Serpent Rogue“ steuert man eine mysteriöse Wächterfigur mit Schnabelmaske, die eine verwunschene, verfaulte Welt wieder heilen soll. Dieses Indie-Game ist eine herausfordernde, aber auch motivierende Mischung aus Adventure, Rollenspiel und natürlich jeder Menge Inventory-Management, Farming und Crafting. Klingt mühsam? Hear me out.

Als Russland vor zwei Monaten der Ukraine den Krieg erklärte, hatten viele ukrainische Games-Entwickler*innen plötzlich andere Sorgen als Gamedesign, Content-Entwicklung und Bugfixing.

„Wir werden euch vorerst keine Fragen zum Spiel beantworten können“, hat das Team von Sengi Games damals getwittert. Drei Wochen später folgte dann die Nachricht, dass man - trotz der äußerst angespannten Situation - am ursprünglichen Release-Termin festhalten möchte. Gesagt, getan: „The Serpent Rogue“ ist am 26. April veröffentlicht worden.

Auf den ersten Blick wirkt dieses Game wie viele andere harmlos-entspannte Crafting-Games. Wir sammeln Zutaten ein, stellen Gegenstände her, und legen nach und nach die Spielewelt frei. In „The Serpent Rogue“ will aber jedes Werkzeug, jedes Rezept und ganz allgemein jeder Fortschritt tüchtig erarbeitet werden. Das macht die Sache insofern interessant, als dass jeder Gegenstand, jedes Rezept, jede Anleitung und jede Tätigkeit Gewicht hat.

Geschenkt wird einem nichts, was in den ersten paar Stunden immer wieder für Ratlosigkeit sorgt, aber auch Interesse weckt. Zum Beispiel konnte ich mein erstes Rezept erst finden, nachdem ich an einer anderen Stelle eine Flasche gefunden und diese anschließend zerschlagen hatte, um dann mit einer Glasscheibe ein Seil zerschneiden zu können. Das mag konstruiert wirken, hat in der Praxis aber auch etwas vom Rätsellösen in einem Adventure-Game. Dies klappt auch deshalb gut, weil die Spielwelt nicht besonders groß ist und die Orte, zwischen denen man wechselt, recht übersichtlich sind.

Screenshot aus dem Computerspiel "The Serpent Rogue"

Sengi Games / Team17

So viele Rezepte wie hier zu besitzen, dauert eine Weile.

Der reinigende Sturm

Wichtig ist auch, dass wir Pflanzen, Gesteine und Tiere Schritt für Schritt erforschen, damit wir sie später überhaupt erst zu unseren Zwecken nutzen können. In gefährlicheren Gegenden des Spiels zieht circa alle zehn Minuten ein tödlicher Sturm auf, der sämtliche Gegenstände und Wesen zurücksetzt. Kommt man also mal nicht weiter, kann man so ein bisschen grinden, um etwa genügend Ingredienzen zu sammeln oder auch ein bestimmtes Wesen ein weiteres Mal erforschen zu können.

„The Serpent Rogue“, entwickelt von Sengi Games, ist bei Team17 für Xbox Series S/X, Switch, PS5 und Windows erschienen.

Wirklich kompliziert ist das alles nicht, aber wir müssen dem Spiel eben erst auf die Schliche kommen. Später können wir dann auch Schadenstränke brauen oder Waffen schmieden, die im Kampf gegen Monster naturgemäß wichtig sind, oder uns auch in andere Wesen wie etwa ein Huhn verwandeln, bei denen dann bestimmte Effekte anders wirken als bei unserer humanoiden Form. Menschen für unsere Sache anzuheuern und Tierbegleiter zu zähmen sind ebenfalls Optionen. Überhaupt bietet das Game einige verblüffende Möglichkeiten, wenn man sich mal durch die etwas kargen ersten Stunden gespielt hat.

Leider präsentiert sich „The Serpent Rogue“ etwas zu bescheiden und mitunter auch ein wenig sperrig. Wenn man jedoch ein bisschen Muße mitbringt, hat dieses hübsche Indie-Game im dezenten Comic-Look einiges zu bieten und ist mit seiner unkonventionellen Mischung aus Crafting-Game, Rollenspiel und Adventure ein kleines Unikum. Wer jetzt befürchtet, dass dieses Spiel ein Zeitgrab ist: Keine Sorge. Etwas Erfahrung vorausgesetzt, kann eine Session in acht bis zehn Stunden fertiggespielt werden.

Screenshot aus dem Computerspiel "The Serpent Rogue"

Sengi Games / Team17

FM4 Spielekammerl-Show: Virtual-Reality-Action

A propos Games: In unserer dieswöchigen Livestreaming-Sause FM4 Spielekammerl-Show auf Twitch spielen dieses Mal (am Donnerstag, den 28. April) Diana Köhler und Chris Stipkovits VR-Games wie etwa das neue Mausabenteuer „Moss: Book II“. Los geht es um 17 Uhr auf twitch.tv/radio_fm4.

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