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Cari Cari mit dem FM4 Amadeus Musikpreis

APA/GEORG HOCHMUTH

Amadeus Awards 2022

Cari Cari gewinnen den FM4 Award beim Amadeus 2022

Ihr habt entschieden: Cari Cari gewinnen das Rennen um den begehrten FM4-Award beim Amadeus und dürfen die Trophäe mit nach Hause nehmen. Wir gratulieren!

Von Melissa Erhardt

Sie haben in australischen Pizzerien ebenso gespielt wie auf Barcelonas Stränden, auf dem Zeller See wie auf dem Wiener Heldenplatz: Cari Cari. Jetzt hat das steirisch-burgenländische Duo den FM4 Award in der Tasche: „Es war eine Explosion der Emotionen. Wir haben unseren ersten richtigen Preis gewonnen, jetzt müssen wir nur noch schnell unseren Wikipedia-Artikel editieren“, lachen die beiden nach der Show ins Mikrofon. Und nicht nur das: Auch der Oma können sie jetzt endlich sagen, dass sie „doch was Gescheites“ mit ihrem Leben gemacht haben.

Kopfkino Deluxe

Was Gescheites machen Alexander Köck und Stephanie Widmer natürlich schon mindestens seit 2014. Damals treten die beiden mit ihrer Debüt-EP „Amerippindunkler“ zum ersten Mal an die Öffentlichkeit – und sichern sich nicht nur einen prominenten Platz auf dem Soundtrack der Hollywood-Produktion „Shameless“, sie nisten sich mit ihrer Sound-Ästhetik auch nachhaltig in unsere Gehörgänge und Wahrnehmung ein. Dem Kopfkino können wir einfach nicht entfliehen: Americana-Ästhetik ist das, Leder-Gilets und Ethno-Prints der Style, bluesige E-Gitarren und stampfende Base-Drums der Sound. Westernstreifen schießen einem beim Hören in den Kopf, menschenleere Prärie in blutroter Abendsonne, Tumbleweed, das über die Straße fliegt. Bilder mit Musik.

Alle Amadeus-Gewinner*innen 2022 im Überblick

Song des Jahres:
„Expresso & Tschianti“ von Josh.
Album des Jahres:
„Zukunft“ von Raf Camora
Live-Act des Jahres:
Pizzera & Jaus
Songwriter*in des Jahres:
Josh., Tamara Olorga und Ricardo Bettiol für “Expresso & Tschianti” (Josh.)
Tonstudiopreis “Best Sound”:
“Honeymoon Phase” von Oska;
Lebenswerk:
Boris Bukowski

FM4 Award: Cari Cari
Alternative: Granada
Electronic/Dance: Klangkarussell
Hard & Heavy: Turbobier
Hip Hop/Urban: Raf Camora
Jazz/World/Blues: Molden/Resetarits/Soyka/Wirth
Pop/Rock: Josh.
Schlager/Volksmusik: Melissa Naschenweng

Tagträumen ist erlaubt, ja sogar erwünscht, wenn Cari Cari die Bühne übernehmen – wie etwa auf den zahlreichen FM4 Sessions, zuletzt etwa mit dem ORF Radio-Symphonieorchester. Wir werden mitgenommen an die Küsten Jamaikas und in die Straßen Tokios, runter an den Fluss zu den Hummeln und Elstern, zu den Sonnenaufgängen nach Mexiko. Nostalgie schafft das, Wärme und Harmonie, ohne dabei veraltet zu wirken.

Die 60er-Sounds, der Blues, der Rock treffen bei dem Duo auf den aktuellen Zeitgeist, „sie arbeiten mit einer Retro-Ästhetik, die dem polierten Popgeschehen der 10er Jahre entgegengesetzt ist“, schreibt Lisa Schneider in ihrem Empfehlungsschreiben für Cari Cari. Nicht umsonst werden die beiden gerne als „Lovechild“ von The XX und The Kills gesehen. Es ist auch diese Formel, mit denen sich Cari Cari eine globale Hörer*innenschaft aufgebaut haben, in den YouTube-Kommentarspalten treffen sich Fans aus Brasilien, Japan, Russland oder Großbritannien.

Und ihr Platz in der österreichischen Musikszene? Den verortet Alex Köck bei einem ausführlichen Soundpark-Interview vor kurzem so: „Eine unserer größten Verbindungen zur österreichischen Szene ist, dass wir immer wieder zufällig vom Marco Kleebauer Sachen auf Willhaben kaufen“. Tja. Platz gibt es auf jeden Fall genug für das, was Cari Cari machen – und Nachfrage, die erst recht.

Nominierungen für den FM4-Award

... und so war die Gala!

Ist der Green Carpet in Wahrheit ein Green Screen und wir versinken in projizierter Lava? Das war gestern wohl die brennendste Frage des Abends. Oder um Toxische Pommes zu zitieren: „Das erste Mal Red Carpet – und dann ist er nicht rot!“ Mindestens genauso interessant aber die Frage, wo man denn jetzt eigentlich NACH der Veranstaltung zum Feiern hingeht. Nicht schlecht, diese Haltung. Vor allem, wenn man bedenkt, wie oft auf dem Red Carpet (wir nennen ihn trotzdem so) die Schlagworte „Social Anxiety“ oder „Überforderung“ fallen. Leichter wird es für die Soziophoben bei den 22. Amadeus Awards jedenfalls nicht mehr: „Heut rutsch ma zam und machen uns a Gaude“, so das von Conchita Wurst verkündete Motto des Abends.

„Heut rutsch ma zam und machen uns a Gaude!“

Der führt inklusive Outfit-Wechsel durch die Show – und die geht im Vergleich zu den letzten Jahren relativ zügig vorbei. Unter anderem auch deshalb, weil die Sieger*innen der Genre-Kategorien heuer schon im Vorhinein verkündet worden sind. Dadurch werden sie leider ein bisschen zum Nebenschauplatz – und der Überraschungseffekt fällt auch ein bissi weg: „Wir freuen uns extrem, noch mehr würden wir uns aber freuen, wenn wir drinnen sitzen würden und es noch nicht wissen würden“, lachen OSKA und Produzent Alex Pohn ins Mikrofon, die gemeinsam in der Kategorie „Best Sound“ gewonnen haben.

Wiener Freundschaften und weirde Baby-Metaphern

Die wahrscheinlich weirdeste Ansprache des Abends kommt gestern von Turbobier-Sänger und Bierokrat Marco Pogo, der die Kategorie „Album des Jahres“ anmoderiert. Musiker*innen würden ihre Alben gerne als Babys bezeichnen, setzt er an, und der Vergleich sei gar nicht weit hergeholt: „Man steckt sein tiefstes Inneres in den Schaffensprozess, es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis es endlich fertig ist und man selbst findet am Ende, dass es das Schönste auf der ganzen Welt ist“. Dann gibt es Grüße von Simmering an Rudolfsheim und Raf Camora holt sich den Award ab: Seinen zweiten, an diesem Abend – mehr (und zwar drei) nimmt nur noch Josh. mit.

Und es ist vielleicht diese Szene, an der wir merken: Bei der Diversität geht noch ein bissl mehr, bei den Amadeus Austrian Music Awards. „Das ist ein Wirtschaftsaward, kein Musikaward. Die österreichische Musikszene wären alle Leute, dieser Award ist eine Hetero-Cis-Dude-Convention, des müss ma noch klarstellen“, sagt dazu etwa Kerosin95, gemeinsam mit Raf Camora in der Kategorie Hip Hop / Urban nominiert. Die Bedeutung der Verleihung und des gesamten Abends stellt aber so schnell niemand in Frage – auch nicht Cari-Cari-Hälfte Alex Köck, der ja sonst nicht davor zurückscheut, seine Meinung zu sagen:

„Ich finds gut, dass es sie gibt. Es gibt natürlich immer viel über das man jammern kann, was gut oder schlecht ist, aber ich find es schön, dass da alles seinen Platz hat – ob Jazz, Blues oder Schlager – und dass man das respektiert und diese Vielfalt zeigt. Wir freuen uns über den Preis."

FM4-Award-Sieger Cari Cari - „Zdarlight 1992“

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