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Die Hauptfiguren der Serie

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In ihrer neuen, auf Tatsachen beruhenden Serie „We Own This City“ sezieren die Macher von The Wire den von Korruption zerfressenen Polizeiapparat von Baltimore.

Von Natalie Brunner

Die neue HBO-Serie „We Own This City“ beruht auf akribisch recherchierten Tatsachen. Die Namen der verbrecherischen Cops sind echt. „We Own This City“ führt sehr schnell tief in den von Korruption, Gewalt und Inkompetenz zerfressenen Polizeiapparat von Baltimore und zeigt uns auch die Perspektiven der politischen und juristischen Akteur*innen.

Innerhalb von 30 Minuten tut sich ein derart komplexes Szenario auf, so komplex, wie die Realität war und ist, dass ich pausiert habe und nachgelesen habe, wer der verurteilte Polizist Wayne Jenkins ist und was die Gun Trace Task Force war: Eine Polizeisondereinheit, die unter der Führung von Jenkins zu einem kriminellen Syndikat heranwuchs.

Die Hauptfiguren der Serie

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Aus mehreren Perspektiven und auf unterschiedlichen Zeitebenen skizziert die Serie institutionelle Dysfunktionalität und die politischen Verstrickungen und Abhängigkeiten, die dazu geführt haben, dass diese Polizeieinheit jahrelang ungestört wie ein kriminelles Syndikat agieren konnte. Drogenhandel, Erpressung, Raub, Schutzgeld, die gesamte Palette.

Das sollte man wissen und auch, wer Freddie Gray war: Er ist am 19. April 2015 in Polizeigewahrsam gestorben. Augenzeugen sagen, er sei bei seiner Verhaftung schwer von der Polizei misshandelt worden. Die Polizist*innen widersprechen und sagen, die Rückgratverletzungen, die zu seinem Tod führten, habe er sich bei einem Bremsmanöver des Polizeiwagens zugezogen. Freddie Grays Tod hat zu tagelangen Uprisings und der politischen Einsicht geführt, dass Reformen des Polizeiapparats dringend nötig sind.

Verbrechen ist in dem bürokratischen Gewirr von Zuständigkeiten und Befugnissen im Baltimore des Jahres 2017, in das uns die Serie führt, eine Sache der Definition geworden. Richter lassen Polizist*innen, die mehr Gewaltdelikte auf dem Kerbholz haben als die Bürger*innen, die sie wegen Bagatellen oder konstruierten Verstößen schikanieren, im Dienst, denn sie halten die Statistik der Verhaftungen auf hohem Niveau und das wiederum brauchen Politiker*innen, um gewählt zu werden.

„We Own This City“ ist eine komplexe Serie von den Machern von „The Wire“ über den Polizeiapparat der Stadt Baltimore, der ein größeres Problem für die afroamerikanische und einkommensschwache Bevölkerung geworden ist als das Verbrechen, das sie vorgeben zu bekämpfen. Um den Schutz und die Anliegen der Bewohner*innen der Stadt geht es schon längst nicht mehr. Die Serie beruht auf einem Artikel und einem Buch von Justin Fenton. Er ist Investigativreporter der „Baltimore Sun“ und hat über Jahre den Korruptionsfall recherchiert, der das Vertrauen in die Polizei tief erschütterte und der sich in den sechs Folgen von „We Own This City“ ausbreitet. Das Drehbuch stammt von dem erprobten Team David Simon und George Pelecanos.

Die Hauptfiguren der Serie

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„We Own This City“ kann im englischen Original via Sky gestreamt werden. Wie auch schon bei „The Wire“ legen die Serienmacher*innen großen Wert auf eine realitätsnahe, authentische Sprache der Protagonist*innen. Die vielen Codes, Slangs, Soziolekte sind manchmal schwer zu verstehen, zweimal hören lohnt sich. Die Sprache ist Teil des meisterlichen Unterfangens, mittels einer TV-Serie eine komplexe, von Gewalt und Korruption durchzogene Realität von polizeilichem Machtmissbrauch und Terror für uns nachvollziehbar zu machen. Und wie schwer es für eine politisches System ist, dagegen vorzugehen.

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