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Mai Ling beim Donaufestival 2022

David Višnjić

Ende mit Kontroverse: Rückblick auf das Donaufestival 2022

Am Abschlusstag des Donaufestivals brach eine Kontroverse um einen problematischen Text im Donaufestival-Begleitband aus. Wir blicken am Mittwoch im Rahmen einer FM4 Homebase Spezialstunde auf das Festival mitsamt seiner High- und Lowlights zurück.

Von Katharina Seidler und Diana Köhler

Das Donaufestival 2022 ist Geschichte. Sechs Tage und Nächte lang wurde in Krems diskutiert, gestaunt, nachgedacht, gelauscht und getanzt. Unter dem Schlagwort „Stealing the stolen“ wurden im Programm Fragen nach geistigem Eigentum und geistigem Diebstahl, nach Inspirationen, Samples und Covers verhandelt.

Das spielerische Aufgreifen des Reizwortes Appropriation sowie des Gegensatz-Begriffs Counter-Appropriation bekam allerdings einen bitteren Beigeschmack durch einen problematischen Essay, der im Festival-Reader veröffentlicht wurde. Dieser Begleitband zum Festival versammelt Jahr für Jahr Texte, die sich auf theoretischer Ebene mit dem Überthema des Donaufestivals befassen. In dem Reader war ein Text des deutschen Radio-Moderators und Autors Karl Bruckmaier mit dem Titel „Paint it Black“ zu finden, in dem der 66-jährige Autor das Blackfacing als eine „in Not geratene Kulturtechnik“ verteidigt, also die rassistische Praxis von weißen Menschen, die Schwarze Menschen darstellen, indem sie sich die Gesichter dunkel anmalen.

Am letzten Tag des Donaufestivals kam es bei der Performance „We all eat dirt“ des in Wien ansässigen Kollektivs Mai Ling dann zu einer Intervention. Die Performer*innen und Aktivist*innen selbst unterbrachen die Show und protestierten gegen den Text; ein dazugehöriges Statement wurde danach im Internet veröffentlicht.

Thomas Edlinger, der Leiter des Donaufestivals hat sich im Namen des Festivals öffentlich für den Text entschuldigt. In zwei Statements erklärt er seine Motivation hinter der Veröffentlichung, gesteht den Fehler ein und verspricht eine Verbesserung der redaktionellen Arbeit in Zukunft. Der Verkauf des Readers wird ab sofort gestoppt, und bis auf den Text von Karl Bruckmair werden alle darin zu findenden Essays - die ja ein gänzlich anderes Bild von dem Festivalthema zeichnen - werden online frei zugänglich gemacht.

Diana Köhler hat mit dem Kollektiv Mai Ling gesprochen und auch Festivalleiter Thomas Edlinger um eine Stellungname gebeten.

Trotz dieses schwerwiegenden Vorwurfs soll das nicht das Einzige sein, was vom diesjährigen Donaufestival in Erinnerung bleibt. Denkwürdige Auftritte wie das Covers-only-Set von Soap&Skin unter dem Titel „in sheep’s clothing“ oder die intensive Show von 700 Bliss standen neben Neuentdeckungen wie dem indonesischen Duo Raja Kirik oder dem polnisch-angolanischen Duo Lua Preta in einem in diesem Jahr besonders global gebuchten Programm. Wir blicken am Mittwoch, 11. Mai, in der FM4 Homebase im Rahmen einer Spezialstunde um 21 Uhr auf das Donaufestival 2022 zurück, mitsamt seinen Kontroversen und Highlights.

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