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Portrait von Wortlautjuror Luca Manuel Kieser

Zita Bereuter/FM4

Wortlaut

Wer ist Wortlautjuror Luca Manuel Kieser?

Im Vorjahr hat Luca Manuel Kieser Wortlaut, den FM4 Kurzgeschichtenwettbewerb gewonnen, mit dem Text „Chemie“. Aus dem Text ist mittlerweile ein Roman geworden. Über das Schreiben, die FM4 Tasse, Ausreden - und natürlich Wortlaut.

Von Zita Bereuter

„Ich habe das echt eine Weile gar nicht richtig glauben können. Und bis heute ist es manchmal so - und es klingt vielleicht ein wenig seltsam - aber wie ein beruhigender Gedanke, das wirklich geschafft zu haben, wenn man das Wort ‚schaffen‘ verwenden will. Und was jetzt das Schreiben angeht, war es halt ein Motivationsschub für zumindest dieses Projekt, wo ‚Chemie‘ ein Teil davon ist.“

Im Vorjahr hat Luca Manuel Kieser mit der „Chemie“ die Wortlautjury überzeugt. Die Gewinnergeschichte über einen philosophierenden Tintenfisch hat er mittlerweile in einen Roman eingebaut. „Ich habe an den einzelnen Teilen von ‚Chemie‘ nicht mehr viel geändert. Sie kommen aber nicht in diese Linie geschlossen in dem Roman vor, sondern so über den ganzen Text eingestreut.“

Auch die Form von „Chemie“ war besonders. Dass er genau damit Wortlaut gewinnen konnte, hat Lucas’ Selbstvertrauen gestärkt. „Doch. Doch. Das darf man schon sich trauen“. Unter dem Motto hat er auch dem Roman - mit dem derzeitigen Arbeitstitel „Weil da war etwas im Wasser“ - eine eigene Form verpasst. Das Manuskript liegt nun bei verschiedenen Verlagen, für Luca bedeutet das geduldiges Warten.

Untätig ist er deswegen nicht. Im Gegenteil. Luca Manuel Kieser schreibt wieder vermehrt Gedichte bzw. schneidet er Papierschnipsel aus Notizen und arrangiert diese. Vor Kurzem hat er ein Stipendium der Grazer Literaturzeitschrift Lichtungen bekommen - explizit für Lyrik.

Daneben lehrt er nach wie vor Schreiben an der PROSA-Schule für junge Menschen mit Fluchterfahrung, die ihren Pflichtschulabschluss nachholen. „PROSA für Welt“ nennt sich das Projekt, bei dem sie vom Weltmuseum unterstützt werden. Im Museum wurde anhand der Ausstellungsobjekte über Themen wie Aneignung, Kultur, Rassismus oder ihr Leben in Wien geschrieben. Am 1. Juli ist die Buchpräsentation im Literaturhaus in Wien.

Das Fluc und die Tasse

Eine besondere Beziehung hat Luca zum Wiener Club Fluc. Dort hat er als Student geputzt, dabei erstmals im Radio von Wortlaut gehört und davon geträumt, den Wettbewerb mal zu gewinnen. Im Vorjahr hat sich dieser Traum erfüllt und Luca hat seinen Gewinnertext dort gelesen. Und dort hat er auch die FM4 Tasse bekommen, die für ihn sehr besonders ist. „Das klingt fast zwanghaft, aber ich habe so ein bisschen einen Tick ihr gegenüber entwickelt. Ich verwende sie nur, wenn ich schreibe, und nicht, wenn ich etwas anderes mache. Ja, die ist fester Bestandteil von meinem Alltag.“

(Luca Manuel Kieser liest 2021 seine Gewinnergeschichte „Chemie“ im Fluc. - Video von Gersin Livia Paya)

Überhaupt streut er FM4 gleich Rosen - „Ich höre auch nach wie vor viel FM4 beim Schreiben. Ich glaube, es schiebt sich ins Unterbewusste. FM4. Ich denk nicht so viel daran, aber es ist immer da.“

Wortlaut Logotype

Radio FM4

Luca Manuel Kieser ist heuer Juror bei Wortlaut, dem FM4 Kurzgeschichtenwettbewerb

Einsendeschluss ist der 6.6.2022

Wortlaut

Heuer ist Luca Manuel Kieser auch in der Wortlautjury. Für ihn ist ein Text dann gut „wenn ein Leser, eine Leserin sich darin gerne aufhält. So geht es mir. Ich möchte mich in Texten, egal ob sie lang sind oder kurz sind, gerne aufhalten. Und natürlich frage ich mich immer noch, woran das liegt.“ Daneben gibt es für ihn noch ein paar technische Anforderungen. „Also, kenne ich mich aus in einem Text? Werde ich von Anfang in ihn hineingezogen - aber auch begleitet dabei?"
In einer guten Kurzgeschichte müsse er sich wohlfühlen. Mit einem guten Titel hat man ihn sofort und eine gute Kurzgeschichte beginnt "mit einem guten ersten Wort“.

Als Juror hat er noch keine Erfahrung. Weil er noch nie in einer Jury war, will er sich „extrem gut vorbereiten“ und alle Texte lesen „wie ich noch nie Texte gelesen habe.“ Sein Rat an Jungautor*innen: „Einfach viel Schreiben.“

Ausreden

Das Thema von Wortlaut ist heuer „AUSREDEN“. Als Kind wollte man ihm „das Knabbern an den Fingern“ ausreden. Nicht besonders erfolgreich - „Knabbern tu ich immer noch.“ Seine liebste Ausrede als Kind war der Klassiker „Ich war’s nicht!“ Mittlerweile sind seine Ausreden vor allem lange: „Also ich versuche, den andern auszureden. Was auch immer“, lacht er. Er selbst braucht Ausreden hauptsächlich „in dem Bereich, warum ich rauche.“ Und „die beste Ausrede ist dann doch die Wahrheit.“

Ausreden und Ethik

In seinem Ethikstudium hat sich Luca Manuel Kieser mehr auf die Bereiche Tier-, Natur- und Klimaethik spezialisiert. In diesem Zusammenhang denkt er viel über die Arten von Ausreden nach, die ihm immer häufiger begegnen. Was konsumiere ich? Wie gehe ich mit der Welt, der Umwelt um? Wie gehen wir mit der Welt, der Umwelt um?

„Und wir alle wissen, dass wir da ganz viel anders machen müssten. Wir sagen uns das auch ganz oft. Aber so auf der individuellen Ebene gibt es schon ein Riesenspektrum an Ausreden, die dann jeder und jede für sich selbst findet. Warum man dann doch dieses eine Fleischstück isst oder dann doch fliegt oder fliegen muss.“ Auch die Bereiche Abfall oder Energieverbrauch seien in aller Munde. „Ja, darüber denke ich viel nach. Wie geht man mit diesen Ausreden um?“

Einige gute Ausreden für...

  • ... zu spät kommen: U6
  • ... Etwas vergessen haben: falsche Jacke angezogen
  • ... verschlafen haben: Akku vom Smartphone leer
  • ... einen Geburtstag vergessen haben: Am nächsten Tag gratulieren - dafür, dass man auch an diesem Tag existiert.
  • ... abends nicht wohin gehen wollen: Erwachsen werden wollen
  • ... nicht heimgehen wollen: dass es noch schöner werden kann
  • ... nicht schreiben wollen: dass man unterbewusst eh am Text weiterschreibt

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