Neues von DIVES, Jayden, ANTHEA und vielen mehr

Und jetzt mal alle, die nix zu melden haben, kurz still sein: Die österreichische Musikwoche im Überblick.

Von Lisa Schneider

Wenn diese Zeilen online gehen, ist eines der österreichischen Alben des Jahres gerade mal ein paar Stunden jung: „Not To Regress“ nennt Farce ihren neuen Langspieler. „Ich wollte ein Album machen, das man von Anfang bis Ende durchhört, wo man einzelne Songs immer wieder hört, weil es kompakt ist und Spaß macht - und ich glaube, das ist gelungen“, bestätigt die in Wien lebende Musikerin und Produzentin Veronika König den überall wieder aufkommenden Trend, das Album als Kunstform hochzuhalten. Auf Playlists kann man auch getrost pfeifen, klingt das Ergebnis so detailliert und liebevoll kuratiert wie dieses. Erst vergangenes Wochenende hat Farce ihre neuen Lieder erstmals live am Hyperreality Festival vorgestellt.

Und: Sogar der Merch ist spitze. Auf dass die sommerlichen Straßen voll sein mögen mit Menschen, die „Trophy Wife“-T-Shirts tragen (ich bin bestechlich und meine Mailadresse lässt sich herausfinden)! Obendrauf war Farce, unser aktueller FM4 Soundpark Act im Mai, im Soundpark am Donnerstag zu Gast, um ausführlich über die Liebe zur Musik und Fandom in all seinen schönsten Facetten zu sprechen. Veronika hat Lieder von Broadcast, Charli XCX oder Albert Hammond Jr. mitgebracht, es war ein Fest.

Als Zusatz zu dieser schon sehr guten, musikalisch breit gefächerten Sommer-Playlist will ich an dieser Stelle noch eine weitere, neue, österreichische Band empfehlen. Sie heißt Dowser, vielleicht kanntet ihr sie schon unter dem Namen Powerhouse. Neopsychedelia und Shoegaze und das in Albumlänge: Am 20. Mai ist „432 Hurts“ erschienen, Dowser werden ihre neuen Lieder am 26. Mai im Wiener Kramladen vorstellen. Für alle, die (Sandy) Alex G schon vermissen, vor allem dann, wenn er früher ins Breite, Flächige, Atmosphärische ging (hier spätestens ab Minute eins!):

Die Musikvideoauswahl der Woche:

DIVES - „Ego“

Wahrscheinlich ohne es zu wissen, haben DIVES mit ihrer neuen Single „Ego“ (und das vorbildlich noch vor Einsendeschluss am 6. Juni!) ihren Beitrag zum FM4 Kurzgeschichtenwettbewerb Wortlaut abgegeben. Gut, die Jury ist streng und nimmt keine Songtexte oder Gedichte an, aber dann denken wir uns dieses Lied als begleitenden Soundtrack des Buches, das dann im Herbst zum Thema AUSREDEN erscheint.

Das „Ego“, von dem Dora de Goederern, Viktoria Kirner und Tamara Leichtfried hier singen, ist nämlich genau ein Typ der Sorte „Am liebsten hör’ ich mir selbst beim Reden zu“. „You’re on a one-way road and you’re driving too fast“ - da brettert jemand ohne Rücksicht auf Verluste über den Highway, abgekapselt in einer Welt, in der er sich furchtbar toll findet. Musikalisch sind wir frühsommerlich angepasst wieder im Metier DIVES: Surf, Garage, der Punk subtil, aber doch da. Am 14. Oktober werden DIVES ihr neues, zweites Album „Wanna Take You There“ veröffentlichen.

Jayden - „Joch“

Dieses Lied „hört ihr am besten, wenn ihr mit dem Radl durch die Stadt düst, vorbei an den Autos, die im Stau stehen, und an den Leuten, die im Auto sitzen und sich ärgern, dass sie viel zu viel fürs Benzin zahlen - zurecht“, bekräftigt die Grazer Band Jayden, das ist also ein Song für euch, wenn’s mal wieder bergauf geht und ihr Power braucht.

So ganz neu ist dieser Musiktipp eh nicht, Jayden - das sind Thomas Hammer (Gitarre), Nicole Hofmüller-Teischel (Drums), Daniela Oberndorfer (Bass) und Michael Windisch (Vocals) - sind schon seit 2014 eine Band. „Joch“ ist die erste Single ihres ersten Albums, das in einigen Wochen auf Numavi Records erscheinen wird. Das kann ja auch nicht weniger als spitze werden, gemessen an der Zeit, die die Band hineingesteckt hat und gemessen an der ersten Single: ein kurz-knackiger Finger eurer Wahl, ausgestreckt Richtung bestem, jungem Punkspirit.

Crack Ignaz - „Schwarzes Blut“

„Der König der Alpen ist back“, „hoffe du weißt, wieviel du wert bist <3“, „Ich werde sentimental“ - so lesen sich eine Handvoll der Youtube-Kommentare unter dem letzte Woche veröffentlichten Video zum Song „Schwarzes Blut“ von Crack Ignaz. Es ist wahr: Er ist (liebes-)traurig. Und er hat ein sanftes Lied darüber weniger gerappt als gesungen. „Baby, meine Liebe geht tiefer als der tiefste Punkt, der tiefste, Babe, verlier dich nicht“, heißt es in der Hauptzeile dieses nur gut 40-sekündigen Clips. Ist das jetzt schon ein Song oder eh nur ein Teaser? Jedenfalls wird das Ganze laut Instagram am 24. Juni mit dem Titel „Blauer Dolch“ fortgesetzt.

ANTHEA - „Okeanos“

Wer sich beim Montagmorgenaufwachen und nach dem vergangenen Release-Freitag bei diversen Streamingdiensten in den (internationalen) „Hyperpop“-Playlists wiederfindet, hat was richtig gemacht. ANTHEA schießt mit „Okeanos“ mal wieder so einen Vogel ab, klingt unbeirrbar zeitgemäß und eigenständig. Der muss jetzt sein: auch unter Wasser!

Auch noch gut und gut zu wissen

• „Überall is’ Kirtag / auf amoi pass’n wieda sechs auf a Bierbank“ - endlich, endlich. BumBumKunst & Skero die Maasnbriada freuen sich, dass wieder was geht.

• Gemeinsames Protzen ist schöner! Donna Savage gemeinsam mit Syc Tyson (prod. by Brenk Sinatra) und „SGS“.

• „OMW“ heißt die neue Single von ANGER, und das ist kein Tippfehler, es hat auch nichts mit Jesus zu tun: „On My Way“ ist nicht nur ein Chat-Kürzel, sondern auch eine kluge Metapher auf die Zeit, und wie wir mit ihr umgehen. Wer die Freude hat, in gut einer Woche in Barcelona einzutreffen, kann sich die beiden dort live ansehen: ANGER spielen - wie My Ugly Clementine - am renommierten Primavera Sound Festival.

• „Call it a night“ ist ein schöner Spruch, mit dem man ankündigen kann, dass man genug gefeiert hat und gerne ins Bett gehen würde. „Call it a night“ hat Toby Whyle sein erstes Album genannt, und er meint das schon ein bisschen anders: „Ein zentrales Thema ist mitunter, dass ich stark zum Overthinking neige und mir damit selbst oft im Weg stehe. Den Titel habe ich auch deshalb gewählt, weil er dran erinnern soll, von Zweifeln oder Denkmustern abzulassen, die einen nur blockieren.“ Die Gitarren passen gut dazu.

• Wisst ihr noch, 2018 haben Lupin mit „1 Lied gegen Sexismus“ den FM4 Protestsongcontest gewonnen. Mit guten Titeln haben es die beiden Musikerinnen immer noch: „Musik aus halbleeren Flaschen“ heißt ihre neue Single und gleichzeitig ihre neue EP.

• Rapper p.tah hat gemeinsam mit Allone eine neue EP veröffentlicht, mit der er gleich mal premierenmäßig in der letzten Ausgabe der FM4 Tribe Vibes zu Gast war.

• Kommenden Freitag erscheint das neue Album von Elis Noa. Mit „Mad About You“ gibt es noch eine letzte Vorab-Single. Honigmusik!

• Pippa war gemeinsam mit der Wiener Band Another Vision im Studio, das Ergebnis heißt „Blind“. Synthie-Pop und Atmosphäre, deutsch-englischer Sehnsuchtsdialog.

• Wandl macht es wie dazumal Foals oder the 1975 und kündigt für den Rest des Jahres noch zwei weitere Studioalben an (als hätte er nicht grade mit Döll und Torky Tork das Mixtape „Nackt“ veröffentlicht). "Break Down (The Feeling)" heißt die Ankündersingle.

• Am Donnerstagabend im Soundpark haben wir in Rosa Anschütz’ neues Album hineingehört, außerdem neue Lieder von DIVES, Jayden, Toby Whyle und ANGER (die wie auch My Ugly Clementine Anfang Juni am Primavera Sound Festival in Barcelona spielen!). Außerdem war unser FM4 Soundpark Act im Mai - Farce - eine Stunde lang zu Gast und hat uns Lieder mitgebracht, die ihr Leben begleiten und begleitet haben, es geprägt und besser gemacht haben.

• In der Soundparknacht am Sonntag bei Stefan Trischler waren unter anderem HipHop-Produzent Fuzl (der als Flavio Love eine Disko-EP aufgenommen hat) und Austrofred & Kurt Razelli (mit neuer LP „Life is Laff“) zu Gast.