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Die schönste Musik der Welt: Soundtrack-Special in „Hallo FM4“

Filmmusik ist schon immer eine eigene Kunstform gewesen, die oft unabhängig von den untermalten Bildern funktioniert. Hier ein paar Liebeserklärungen an einige der wichtigsten, spannendsten und mitreißendsten Komponisten.

Von Christian Fuchs

„Star Wars“ ohne die Musik von John Williams? Unvorstellbar. Die epische Musik des mittlerweile 90-jährigen Komponisten ohne die Bilder von George Lucas & Co.? Funktioniert großartig. Der Schreiber dieser Zeilen empfiehlt besonders das „Indiana Jones“-Thema für anstrengende Laufrunden. Und der „Imperial March“, der die Auftritte von Darth Vader begleitet, kann so mitreißend wirken wie ein heftiges Rockstück.

Der gebürtige New Yorker John Williams hat Hollywood-Hymnen für die Ewigkeit komponiert, die auch den durchschnittlichen Alltag überhöhen. Sein Durchbruch 1975 verdankte sich aber einem Soundtrack-Thema, das Badeurlaubern in aller Welt bis heute eine Gänsehaut beschert.

John Williams - Der Soundtrack-Superstar

Nach „Jaws“ und den ikonischen Ta-Tamm-Ta-Tamm-Akkorden untermalte John Williams noch Dutzende andere Filme von Steven Spielberg, eine der berühmtesten Kollaborationen des modernen Unterhaltungskinos.

Spielberg stellte Williams auch seinem Regiebuddy George Lucas vor. 1977, als der originale „Krieg der Sterne" in die Kinos kam, den meisten Menschen heute als „Episode Episode IV – A New Hope“ bekannt, war es fast gewagt, einen Science-Fiction-Film mit euphorischen Orchesterklängen zu untermalen. John Williams tut genau das und plündert, wie viele seiner Komponistenkollegen, kreativ den Fundus der klassischen Musik. Aber was der Soundtrack-Superstar aus diesen Inspirationen macht, ist umwerfend. Seine filmischen Symphonien sind pure Verzauberung.

John Carpenter - Der Synth-Pionier

Während John Williams in den späten 70er Jahren große Orchester dirigiert, sitzt damals ein junger Indie-Regisseur alleine zuhause am Keyboard. John Carpenter macht, auch aus Kostengründen, vieles selbst bei seinen Horrorfilmen. Beeinflusst vom Synthpop der Ära komponiert er super-minimalistische Electro-Scores für Genre-Meisterwerke wie „Assault“ oder „Halloween“, die später ganze Generationen beeinflussen.

Ohne John Carpenters düstere Klänge gäbe es nicht die heutige Synthcore-Bewegung, kein „Stranger Things"-Titelthema, keine Electro-Scores in Filmen von beispielsweise Nicolas Winding Refn. Carpenter hat sich zwar schon lange vom Kino abgewandt, aber er schreibt weiterhin Musik für die gruseligsten Filme, die sich im eigenen Kopf abspielen.

Goblin - Die Progrock-Apokalyptiker

Welchen Anteil hat die Filmmusik an den Horrormeilensteinen des italienischen Regisseurs Dario Argento? Keinen geringen. Antike Analogsynthies pulsieren und brummen da, Gitarren kreischen, Kirchenorgeln heulen, die Drums peitschten verquere Rhythmen, dazwischen zischelten Stimmen immer wieder: „Witch!“ „Witch!“ Die Rede ist von Goblin, den vier römischen Reitern der Apokalypse.

In „Dawn Of The Dead“ von George Romero, der Kaufhaus-„Zombie“, produziert von Argento, dröhnen und rocken sie ebenso, überlagern die bedrohlichen Bilder mit einer Musik, die für einen Moment lang alles schlägt.

In den späten Siebzigern waren Goblin das Italo-Pendant zu Pink Floyd, ein Megaact, der römische Hallen ausverkaufte. Dann kam der Anruf von Dario Argento, der Rest ist Filmmusikgeschichte. Goblin haben längst den Weg von der Splatternerd-Community in die Hipness-Zone geschafft. Nachdem Legionen von Death-/Black-/Doom-Metal-Bands ihre Konzerte mit „Dawn Of The Dead“-Klängen einleiteten, stürzt sich seit geraumer Zeit die Electro-Ecke auf die Italiener.

Radiohead-Gitarrist Johnny Greenwood und seine aufregenden Scores für Paul Thomas Anderson. Der betäubende Bombast von Hans Zimmer, der trotzdem manchmal punktgenau Stimmungen evoziert. Die pulsierende Elektronik von Vangelis, dem kürzlich verstorbenen „Blade Runner“-Komponisten. Der dunkle Gigant Bernard Herrmann, der den Filmen von Alfred Hitchcock echten Suspense verlieh. Die schwelgerischen James-Bond-Scores von John Barry. Mit tollen Soundtrack-Komponisten kann man Bücher füllen. Tatsächlich, muss als einziges großes Manko erwähnt werden, gibt es kaum Frauen in dem Geschäft. Die Elektronikkünstlerin Wendy Carlos fällt einem zumindest sofort ein, die Klassiker von Stanley Kubrick in eisige Klänge hüllte.

Ennio Morricone - Il Maestro

Bewusst am Ende muss klarerweise noch Gott gewürdigt werden. Gott ist 2020 verstorben und wir verdanken ihm über 400 Filmmusiken. Die Rede ist natürlich von Ennio Morricone, Il Maestro der originellen Ohrwurm-Melodien für die Ewigkeit. Unzählige Thriller, Romanzen, Komödien und Giallo-Schocker verdanken dem Italiener die intensive musikalische Untermalung. Am berühmtesten wurde Morricone aber durch seine Italowestern-Scores für Sergio Leone.

Da tickt eine kleine Spieluhr vor sich hin, dann summt ein Chor dazu, dann spielen alle Orgeln und Trompeten des jüngsten Gerichts auf. Es schnalzt, rattert, pfeift und maultrommelt, bis zu einem plötzlichen Stopp. Schwere Pauken. Eine Mundharmonika. Clint Eastwood, der Mann ohne Namen, der einsame Outlaw, spuckt den Zahnstocher aus und beginnt mit seinem dreckigen Job. „We can fight“, murmelt der Chor von der Tonspur. Spiel mir das Lied vom Tod, wieder und wieder.

Jüngere Menschen wurden dann durch den massiven Morricone-Einsatz bei Quentin Tarantino auf den Maestro aufmerksam. Der Retro-Regisseur hat schließlich einige der schönsten Szenen in seinen Filmen, allen voran „Kill Bill“, mit Scores des Italieners veredelt: „Wenn ich sage, Morricone ist mein Lieblingskomponist, dann meine ich nicht: FILMkomponist. Ich spreche hier von Mozart, Beethoven, Schubert. Das ist die Liga.“ Dem ist nichts hinzuzufügen, außer: Auch fernab von Kino können Soundtracks die schönste Musik der Welt sein.

Soundtrack-Special in „Hallo FM4“ am Sonntag, 5.6.2022, 13-17 Uhr

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Eine Auswahl guter Songs in tollen Filmen hat Christian Lehner zusammengestellt.

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