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Portraitfoto von Sänger und Songschreiber Felix Kramer

Simone Körner

FM4 Soundpark Weekly

Neue Musik von Felix Kramer, Homonym, Oehl u.v.m.

Indie-Pop zur befreienden Achterbahnfahrt, zarter Singersongwriterfolk im Wald, watteweicher Pop im Land der Verdrängung und Gitarrenwände-einreißender Rock, der nicht urteilt. Das sind die neuen Videos und Singles aus Österreich.

Von Andreas Gstettner-Brugger

Jetzt ist sie so richtig sommerlich eröffnet worden, die Festivalsaison. Mit den Bubble Days in Linz, mit allerhand Sportaktivitäten abseits des klassischen Konzerterlebnisses, wie René Froschmayer und Susi Ondrušová berichten.

Nach den Bubbles Days ist vor dem Nova Rock. Die österreichischen Acts sind diesmal Seiler & Speer, Mono & Nikitaman und :aexattack. Was man sich sonst noch so anschauen soll, haben meine Kolleg*innen hier zusammengefasst.

Ein neues Monat bringt auch immer einen neuen Soundpark Act, diesmal ist es im Juni das wundervolle Duo AZE. Zu ihren Songs kann man heulen oder aber sich verlieben, wie Lisa Schneider meint und weiter ausführt: „Die Grundstimmung ist sad & sexy“. Das reicht eigentlich schon, um sich in das Sounduniversum von AZE fallen zu lassen.

Aber auch sonst war einiges los in der österreichischen Musikszene.

Felix Kramer - „Oh wie schön das Leben is“

Recht offen und direkt ist Sänger und Songwriter Felix Kramer in seinen bisherigen Songs textlich immer gewesen. Spontane Lachanfälle und wütendes Schreien zu Calexico-artigem Indiepop inklusive. Doch im Laufe der Pandemie war eben nicht „Alles gut“, wie der Titel vom letzten Album vermuten hat lassen. Felix Kramer ist aufgefallen, was ihm eigentlich alles abgegangen ist in diesen zwei Jahren und in der Zeit des erzwungenen Stillstands sind auch ein paar andere Themen an die Oberfläche geraten, die sich nicht mehr verdrängen ließen.

„Wie mein erstes Album erschienen ist, habe ich geglaubt, irgendeinem Bild entsprechen zu müssen. So einem old school Singer/Songwriter eben. Und da gab es ein paar Sachen, von denen ich geglaubt habe, dass sie da nicht dazu passen. Wie ausgelassen gut drauf sein, Drum-Maschines verwenden, Achterbahn fahren, in die Kamera grinsen und halt auch mit Männern schmusen. Da bin ich jetzt viel freier geworden und spüre mich besser.“

Die sexuelle Orientierung zu offenbaren, war für Felix Kramer ein herausfordernder und wichtiger Schritt. Kein Verstecken mehr, keine Geheimnisse. Loslassen, ganz das Selbst leben und dazu stehen. Dann wird das Leben auch wieder schön und freudig. Dazu gehört natürlich auch Achterbahn fahren, wie man im Video zur neuen Single „Oh wie schön das Leben is“ hautnah miterleben kann, dass einem schwindlig wird.

Homonym - „Blueprints“

Man hört sofort, dass Michael Dey alias Homonym in Großbritannien geboren worden ist. Das zarte Timbre zu glitzernden Gitarren, die schönen Lyrics und die internationale Qualität des Songwritings und der Produktion, das alles macht den Song „Blueprints“ des in Wien lebenden Musikers besonders. Und die Ohrwurmqualität des Refrains, der sich im Duett gut einprägt und aufgeht, wie die sommerliche Morgensonne.

Inhaltlich ist die Nummer eine Rückschau auf 30 Jahre gelebtes Leben. Mit Verlust von Familie und Beziehung, hineingeworfen ins Erwachsensein. So sind diese Erfahrungen die Blaupause für das spätere Leben, mit all seinen Erfolgen und Fehlern. Und auch wenn man diese Blaupause nicht komplett neu zeichnen kann, so lässt sich ihr in den kommenden 30 Jahren vielleicht die eine oder andere neue Färbung geben.

Oehl - „Schönland“

Die neue Single von Oehl prägt einen cleveren Begriff: Das „Schönland“. Das ist der Ort der Verdrängung. Die verklärte Rückschau auf die vergangene Zeit, als alles besser war. Denn Klimakrise gab es da ja noch keine (zumindest bildete man sich das ein) und Rassismus und Sexismus hat immer nur „die Anderen“ betroffen. „Schönland“ ist auch ein Synonym für das Wegschauen, gesungen aus der Perspektive eines privilegierten Weißen.

Musikalisch ist bei Oehl trotz des anderen Line-Ups alles beim Alten geblieben. Sanfte Synthies, grooviger Rhythmus, in Watte bebauschte Gesangslinien und sich anschmiegende Gitarren. Im Video trifft Sänger Ariel Oehl sein älteres Ich, das durch das Atomkraftwerk Zwentendorf tanzt, während die Illusion einer naturbelassenen Welt auf die Wände projiziert wird. Umgesetzt worden ist das Video von Regisseur Alex Lazarov.

Lausch - „Sue Me“

Lausch lieben es, verzerrte Gitarren zur Wall Of Sound aufzutürmen. Dabei brettert das Schlagzeug dahin, der verzerrte Bass und die Gitarrenriffs „verdrehen“ dabei den Takt und machen den Song zu einem komplexen Hörerlebnis. Dabei bleiben der Refain mit dem schönen Gesang und die spannenden Strophen immer sehr zugänglich.

Inhaltlich reflektiert die neue Single „Sue Me“ das Entzweien und manchmal Wiedervereinigen von Beziehungen während der Pandemie. Sei es jetzt zwischen Liebenden, Familien oder größeren Gesellschaftsgruppen. Außerdem widmet sich der Song dem großen Thema „Don’t judge a book by its cover“, wie Sänger und Songschreiber Alexander Lausch meint: „Ich habe schon das Gefühl, dass wir durch die Auseinandersetzung mit Themen, deren Experten wir kaum sind, so viele Vorentscheidungen getroffen haben, aufgrund unserer eigenen Befindlichkeiten.“

You don’t know me and I don’t know you and I’m not here to judge, heißt es in „Sue Me“, dem Song, der sich aus einem spontanen Riff entwickelt und in nur einer halben Stunde fertiggeschrieben worden ist.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Große Gefühle, große Klanglandschaft. Die große Geste beschwört hier Greyshadow mit der neuen Song „Wake Me“. Der Indie-Stadion-Pop-Song klingt sehr international.
  • Zurück in die 90er. Das Solo-Projekt House Of Trails von Schlagzeuger Max Schachner, der derzeit auch bei dem Black Palms Orchestra hinter den Drums sitzt, ist eine wunderschöne Reminiszenz an alle Indie-Helden dieser Zeit. Die erste Single „Silence“ bedienst sich gerne dem damals beliebten Laut-Leise-Prinzip und erinnert streckenweise an die frühen Notwist und ein bisschen Foo Fighters ist auch dabei.
  • Für Wandl läuft es derzeit gut. Eine schöne Nummer nach der anderen wird released. Aktuell überrascht uns der Produzent bei „Fakin’ It“ mit schönem, verschrobenem Elektro- Soul.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Von Paul Pfleger alias Paul & Pets wird in Kürze das Debüt erscheinen. Die dritte Single daraus ist „Super Mario in Pain“ und ist wieder ein grandioses Sommer-Indie-Stück geworden.
  • Ganz neu präsentieren sich EsRAP mit der Single „Aman“. Die sonst für harte, deutschsprachige Raps bekannte Esra Özmen singt hier in weichem Timbre auf türkisch. Ein Song über das Verloren und eingeengt sein und die Suche nach einer gewissen Hoffnung.
  • „Von LA nach LA“. Also einmal Los Angeles und einmal Linz Austria. Das ist das Konzept der neuen EP von Antrue und Chill & Ill. Denn die Kollaborationen mit West Coast Rappern auf jedem Track schlagen eine Brücke zwischen Österreich und Kalifornien. Für die Nummer „Tornado“ haben Antru und Chill-Ill den Rapper Rakaa Iriscience der Dilated Peoples gewinnen können.
  • Der Titel „Balkanski“ ist für sich alleine schon genial. Der clevere Track von Al Pone hat noch dazu einen guten flow und fette Beats. Nices Teil.
  • Ein wunderschöner, chilliger Sommertune kommt von Maxsi, der uns mit „Grüne Wiesen“ daran erinnern will, wieder in die Natur zu gehen und sich einfach mal ins Gras zu legen und in den Himmel zu schauen.
  • Letzten Donnerstag in der Soundpark Sendung gab es ein ausführliches Interview mit unserem Soundpark Act des Monats AZE zu hören. Außerdem haben die Ivies ihre neue Platte vorgestellt.
  • Und in der vergangenen Soundpark Sonntagnacht hat Christian Pausch unter anderem Squalloscope zu ihrem neuen Album interviewt, Bipolar Feminin und AZE waren auch im Interview zu hören.

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