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Wie die Filmakademie Wien mit den Vorwürfen der sexuellen Belästigung umgeht

Eine Welle an Postings auf Instagram macht in den letzten Tagen Fälle von sexuellen Übergriffen und Machtmissbrauch in der österreichischen Film- und Theaterszene sichtbar. Viele Betroffene berichten von ihren Erfahrungen, besonders aus der Ausbildung. Speziell die Filmakademie Wien wird immer wieder genannt. Die zuständige Rektorin Ulrike Sych zu den Vorwürfen und möglichen Konsequenzen.

Von Lena Raffetseder

„Ich schaue da nicht weg,“ sagt Ulrike Sych, Rektorin der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, zu der die Filmakademie Wien als eigenes Institut gehört. „Mir ist es sehr, sehr wichtig, dass unsere Universitäts-Angehörigen nicht belästigt werden und gut hier an der Universität studieren, wirken, lehren und arbeiten können.“ Seit 1990 ist Sych Lehrende an der Uni, seit 2015 ist sie Rektorin.

MeToo-Debatte in der österreichischen Filmszene - Eine Story auf Instagram hat in der österreichischen Film- und Theaterszene übers Wochenende sehr viel losgetreten. Es geht um sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch.

Dass sie „null Toleranz bei sexueller Belästigung“ hat, betont Sych anhand von Beispielen: 2018 hat sie einen Cellisten entlassen, dem Professor wurde vorgeworfen, seine Macht missbraucht zu haben. Sych hat darüber hinaus eine Stabstelle für Gleichstellung eingerichtet und ein Vizerektorat für Organisationsentwicklung, Gender und Diversity. Alle, die einen Arbeitsvertrag an der Universität für Musik und darstellende Kunst unterschreiben, müssten ein Weiterbildungsmodul zur Sensibilisierung gegen sexuelle Belästigung durchlaufen, im Vertrag steht auch ein Passus zu Antidiskriminierung. Die ihr bekannten Fälle von sexueller Belästigung und Machtmissbrauch liegen in der Vergangenheit, sagt Ulrike Sych.

Viele aktuelle Fälle

Das deckt sich nicht mit den Beobachtungen der Beratungsstelle #we_do. Sie dient Filmschaffenden als Anlaufstelle bei sexuellen Übergriffen und Beraterin Meike Lauggas sagt, #we_do hätte schon häufig von Übergriffen, Machtmissbrauch und Diskriminierung an der Filmakademie gehört. Und das betreffe alte und neue Fälle. „Wenn sich die Strukturen, die Personen, die handelnden seither nicht geändert haben, dann ist das auch einfach weitergegangen. Insofern sind alte Fälle häufig nicht verjährt, sondern sie laufen einfach nur schon lange,“ sagt Meike Lauggas. Und das führe zu immer neuen Betroffenen, sowohl unter Studierenden als auch unter Mitarbeiter*innen.

Rektorin Ulrike Sych ist überrascht, von aktuellen Fällen zu hören, intern sei kein Fall bekannt. Die Betroffenen dürften sich das nicht gefallen lassen sagt Sych: „Was wir uns stark bemühen ist, die Studierenden zu stärken. Ein Nein ist ein Nein. Lasst es euch nicht gefallen!“

Dass dabei sehr viel Druck auf den Betroffenen lastet gesteht Sych ein, auch dass bestehende Machtverhältnisse die Situation erschweren: „Natürlich haben die Lehrenden dieser Universität ein großes Netzwerk und um Karriere zu machen, braucht es wirklich sehr, sehr viel außer der hohen Begabung. Und ich habe großes Verständnis für die Ängste der Studierenden.“

Weitere Schritte

Um tätig werden zu können müsste sie aber über die Fälle informiert werden sagt Rektorin Sych: "Wenn ich das erfahre, werde ich heute noch die Person suspendieren, aber ich weiß nicht, wer es ist. Ich kenne die Fälle nicht.“

Eine solche Suspendierung oder Entlassung landet in in der Regel vor Gericht und da müssen die Zeuginnen aber auch bereit sein, auszusagen. Dieser Schritt in die Öffentlichkeit ist für viele nicht denkbar, sie fürchten negative Folgen für ihre Karriere.

Meike Lauggas, von der Beratungsstelle #we_do, spricht von einer komplexen Situation an der Filmakademie Wien, die sie von Kooperationen kennt. Es bräuchte langfristige und auch strukturelle Änderungen, denn damit Menschen Fälle melden, müssten Bedingungen geschaffen werden, unter denen sie das ohne Angst vor Nachteilen für sich selbst tun können. „Das liegt nicht an den einzelnen Personen,“ betont Meike Lauggas und meint damit wohl nicht nur die Filmakademie.

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