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Lesungen beim 46. Bachmannpreis

APA/GERD EGGENBERGER

Ein Open Air für den Bachmannbewerb

Die 46. Tage der deutschsprachigen Literatur beginnen in Klagenfurt: Die Autor*innen lesen Open Air, die Jury diskutiert im Studiosaal. Eine Trennung, die den Bewerb wesentlich verändert.

Von Maria Motter

„Fischbrötchen durch den Schokobrunnen was willst du tun“, schreibt Elias Hirschl auf Twitter spätabends. Es ist wieder soweit: Es ist Bachmannpreis-Zeit und auch ein Frühstücksbuffet in Klagenfurt kann inspirieren. Dieser Tage wird die Aufmerksamkeit trainiert. Elias Hirschl ist unter den 14 Autor:innen, die bei den 46. Tagen der deutschsprachigen Literatur neue Texte vorstellen werden. Live vor Ort, zu sehen auch auf 3sat und im Stream auf bachmannpreis.orf.at. Die Lesungen um den Bachmannpreis finden bis Samstagnachmittag Open Air statt, im Garten des ORF-Landesstudios wird der Bewerb zum Literaturfestival, während die Jury im Studio diskutiert.

Lesungen beim 46. Bachmannpreis

APA/GERD EGGENBERGER

Jury im Studio

Und diese Trennung nach zwei Jahren Distanz-Editionen erweist sich vor Ort doch als ein überraschendes Setting, das mit der bisherigen Bachmannbewerb-Tradition bricht. Die akute Prüfungssituation vor der Jury ist erstmal Geschichte.

So sei das eigentlich voll sympathisch, mit Wiese und Zelten, findet Hanna Herbst die neue Situation. Die Journalistin Hanna Herbst ist zum ersten Mal in Klagenfurt und verfolgt die Lesungen im Publikum. Als sie als Autorin im ersten Jahr der Coronapandemie, 2020, zum Lesen um den Bachmannpreis angetreten ist, wurde alles im Fernverfahren abgewickelt. Hanna Herbst hatte gleich zwei Texte geschrieben: „Es wird einmal“ und dann noch für ihr Videoporträt mit Leon Engler den charmant-entzückenden Song „Herbstmanöver“, dessen Titel auf das gleichnamige Gedicht Ingeborg Bachmanns verweist.

Lesungen beim 46. Bachmannpreis

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Eva Sichelschmidt

Jetzt trägt Leon Engler schon das Headset und wartet hinter einem von zwei Bäumen im Schatten, als die Großmutter im Text „Der Körper meiner Großmutter“ von Eva Sichelschmidt stirbt. Der Barhocker auf der Lesebühne wird fortgetragen, Leon Engler ist in Poetry Slams erfahren. „Liste der Dinge, die nicht so sind, wie sie sein sollten“ ist der Titel seines Texts. Ein Schauspieler mit Selbstzweifel und Rollkoffer absolviert darin einen Modeljob.

Das sei der humorvollste Text in diesem Bachmannbewerb-Jahr, ist Philipp Tingler überzeugt, und er hat Leon Engler zum Bewerb eingeladen. „Das ist Literatur, meine Damen und Herren“, jubiliert Tingler und auch die Jury-Vorsitzende Insa Wilke teilt die Anerkennung. Der Text nehme die gegenwärtige Lifestyle-Gesellschaft aufs Korn, gespickt mit religiöser Thematik. Der brennende Dornbusch ist hier eine Kaffeemaschine.

Leon Engler in Klagenfurt beim Bachmannbewerb 2022.

Johannes Puch

Leon Engler

Und vor dem Text gab es einen Song im Autorenporträt von Leon Engler. „Natürlich hatte ich den besseren Song“, sagt Hanna Herbst auf die Frage hin, „aber nur, weil Leon den zu einem Großteil geschrieben hat, der einfach sehr lustig ist. Ich mochte mein Lied sehr, sehr gerne.“

Man könne sehr politisch sein in dem, was man schreibe, weiß Hanna Herbst, die das literarische Schreiben vermisst, weil es ihr aktueller Beruf nicht zulässt. „Aber es geht nicht darum, wer wird deutscher Gesundheitsminister. Sondern es ist eine ganz andere Ebene von politisch und relevant. Und diese Welt ist mir sehr sympathisch, wo du morgens nicht Nachrichten hören musst, weil das ist nicht das große Ganze, um das es eigentlich geht.“

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