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Eine Frau in einem Korbsessel

A24/HBO

Die Mini-Serie „Irma Vep“ ist ganz schön meta

Ein Film im Film im Film, verpackt in acht leichtfüßige Serienfolgen. Olivier Assayas erzählt mit Alicia Vikander in der Hauptrolle von Auseinandersetzungen zwischen Kunst und Kommerz, Liebe und Sex, Realität und Fantasien.

Von Christian Fuchs

Es war einmal ein ikonischer Stummfilm namens „Les Vampires“, der 1915 in Frankreich für Begeisterung und Gänsehaut sorgte. Eigentlich handelte es sich um ein sogenanntes Serial, 10 Episoden lang versetzt darin eine mysteriöse Gangsterbande die Metropole Paris in Angst und Schrecken.

1996 nimmt sich Olivier Assayas des Themas an. Der Regisseur genießt damals mit bittersüßen Großstadtromanzen einen Ruf als Erneuerer des französischen Arthouse-Kinos. Mit „Irma Vep“ schlägt Assayas einen Richtungswechsel ein. Zu flirrenden Songs von Sonic Youth erzählt er eine Meta-Geschichte im Filmbusiness, die Bilder evozieren stellenweise wilde Pulp-Szenarien.

Maggie Cheung als Irma Vep

Arrow Films

„Irma Vep“ (1996)

Der Filmtitel bezieht sich auf die geheimnisumwobene Chefin der Untergrundgang in der schwarzweißen Vorlage, eine frühe Femme fatale, die Fetischfantasien bedient. Olivier Assayas erzählt aber eigentlich von den Dreharbeiten zu einem Remake des legendären Stummfilms. Es ist ein Film im Film, durch den die chinesische Schauspielerin Maggie Cheung im schwarzen Catsuit als Irma schwebt.

Der Stoff lässt den Regisseur nicht los

„Irma Vep“ steht Mitte der Neunziger für tolles Popkino und wird zum großen Erfolg für Olivier Assayas. Während der Dreharbeiten verliebt sich der Regisseur in die Hauptdarstellerin, für einige Jahre sind die beiden ein Paar. Das lakonische Drogendrama „Clean“, mit Maggie Cheung als Heroinopfer, entsteht ebenfalls zu dieser Zeit.

Jetzt präsentiert Monsieur Assayas schon wieder ein Werk mit dem Titel „Irma Vep“, der Stoff lässt ihn nicht los. Und wieder, wie in der Stummfilmära, ist es eine Serie. Und was für eine.

Die charismatische Alicia Vikander, bekannt aus Blockbustern und Indiedramen, schlüpft diesmal in den hautengen Samtanzug. Als Hollywoodstar Mira reist sie nach Paris, um in einem kleinen Arthouse-Film ihr Image aufzubügeln. Genauer gesagt handelt es sich um eine Serie basierend auf „Les Vampires“, aber der verhuschte Regisseur René (Vincent Macaigne) sieht es kunstaffiner. Natürlich verbirgt sich dahinter für ihn ein vielstündiger Film, der mit dem banalen Wort „Fernsehen“ nichts zu tun hat.

Frau in Catsuit läuft nachts über ein Dach in Paris

A24/HBO

Clever und spaßig zugleich

Damit steckt man schon drinnen in den Diskussionen, um die es (auch) in „Irma Vep“ geht. Die Figuren streiten über das Pendeln zwischen Kunst und Kommerz, über die Werte in den USA und Europa, über Liebe, Drogen und Filmkultur. Dabei greift Olivier Assayas auch die bisherigen Filme auf, alles ist meta-meta und wirklich clever.

Wer Angst vor zu viel Verkopftheit hat, liegt aber falsch. Die ersten vier gesichteten Episoden von „Irma Vep“ machen Spaß, berühren, provozieren Gedanken. Dafür sorgen der extrem leichtfüßige Tonfall und die großartigen Darsteller*innen. Neben Alicia Vikander brilliert das Model Devon Ross als kluge Assistentin. Der deutsche Schauspielstar Lars Eidinger hat furiose Auftritte als lustig-kaputter Freak am Set. Auch ein spannender Seitenstrang rund um Miras Beziehung zu einer dominanten Exliebhaberin fügt sich nahtlos ein.

Irma Vep

A24/HBO

„Irma Vep“ ist hierzulande via Sky zu sehen.

Dass so eine ungewöhnliche Serie inmitten des knochenharten Content-Marktes entstehen kann, verdankt sich der Zusammenarbeit zweier hochrenommierter Studios. Die Hipster-Indiefabrik A24 produzierte zusammen mit dem Luxus-Pay-TV-Kanal HBO die acht Folgen. Cinephile aller Altersstufen sollten jedenfalls unbedingt einen Blick auf „Irma Vep“ werfen.

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