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Porträt

Clemens Gumpoldsberger

Fm4 Soundpark Act Juli

Velar Prana ist unser Soundpark-Act des Monats

Seit 2018 macht der Oberösterreicher Clemens Gumpoldsberger als Velar Prana glitzernd-warmen Elektropop, der sofort ins Ohr geht. Unser Soundpark Act im Monat Juli.

Von Melissa Erhardt

Wir schreiben Anfang 2020. Kurz bevor uns ein Virus einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen wird, liegt Clemens Gumpoldsberger in seinem Bett in einem Wiener Studentenheim und hat einen Song im Kopf. Zu dem Zeitpunkt hat er bereits eine EP herausgebracht, viele Songskizzen liegen schon wieder herum, sehr viele sogar, um die 60 insgesamt. Aber dieser eine Song hat es ihm irgendwie angetan. Er produziert ihn aus, spielt ihn einer begeisterten Freundin vor und releast ihn. Der Track, „Turn The Lights Down“, wird Ende des Jahres auf Platz 5 der FM4 Jahrescharts landen. „Ich hab echt ein bisschen das Problem gehabt, dass ich das gar nicht so zelebrieren hab können, weil das für mich einfach so war: Oh wow, wie geht es jetzt weiter?“

Sorgen, die sich Velar Prana – so Clemens’ Künstlername – eigentlich nicht machen hätte müssen. Gute zwei Jahre später hat er sein erstes Album „Happenings“ released, ist mit seiner Single „Tried my Luck“ wieder ganz oben in den FM4 Charts und stellt außerdem unseren neuesten Soundpark Act des Monats. „Sorgen“, das ist generell eher ein Fremdwort für Velar Prana, zumindest in seiner Musik. Sollten doch welche aufkommen, übertüncht er sie mit einer ordentlichen Portion guter Laune und Optimismus. „Meine ganze Musik ist eigentlich Aufbruch und Hoffnung“, erzählt er im FM4 Soundpark Interview und schmunzelt.

Genieß den Moment!

Angefangen hat Velar Prana in kleinen Lokalen in Wels, und zwar als DJ. Musikalisch sind wir damals noch weit entfernt von dem, was er jetzt macht: Er ist 16, in seinen Sets laufen Namen wie Tiesto, Hardwell oder Martin Garrix. Charts-DJ möchte er keiner sein, House und Electro ist das, was ihn fasziniert.

Dann passieren zwei Dinge: Einerseits wird ihm die Auflegerei zu fad („immer dieselben BPMs!“), andererseits hat er gesundheitliche Probleme und darf über zwei Jahre keinen Sport mehr machen. „Da ist mir halt was Großes weggebrochen, was ich davor immer gemacht hab, ich war Rennrad fahren ohne Ende, und und und. Das hab ich dann alles nicht mehr dürfen“. Er beginnt deshalb, selbst Musik zu machen – und zwar Musik, die ihn aufbaut:

„Bis heute ist das glaub ich immer noch die Story. Dass für mich Musik machen immer bedeutet hat: Genieß das Leben ein bissl mehr, genieß den Moment“.

Diesen Ansatz hören wir auf seinen Tracks sofort raus, auch auf seinem Debütalbum „Happenings“. Entstanden zwischen seinem in ein Homestudio verwandeltes Kinderzimmer in Thalheim und seinem Wiener Studentenheimzimmer flimmern uns darauf zwischen Vogelgezwitscher und Sirenengeheule zerschnippselte Beats, warme Gitarren und schimmernde Synthesizer entgegen. Zwischenmenschliche Gefühle werden in catchy Melodien verpackt, tanzbare Zeilen der Zuversicht fliegen uns um die Ohren. Warm klingt das, nach Sommer und einer guten Zeit - nach den berühmten „good vibes only“.

Erstmals hören wir Clemens auf den Tracks auch selbst singen. Zuvor hatte er sich für die Gesangsparts Vocal-Samples aus dem Internet gezogen, bis er sich einmal verplappert und versprochen hat: Wenn schon ein Album, dann auch mit eigenem Gesang. Das ist aber nur die halbe Geschichte: „Oft ist das Vocal in einem Lied, kommt mir vor, das Greifbarste für Menschen“, erzählt er im Interview. „Und wenn du dann halt sagst: Das ist ein Sample aus dem Internet, dann ist mir oft vorgekommen, dass das für Manche fast ein bisschen enttäuschend ist“.

Albumcover

Velar Prana

Velar Pranas Debütalbum „Happenings“ ist am 27. Mai erschienen.

Von Tiesto zu Jungle

Keine Samples mehr also (ok, fast keine), dafür gestapelte Vocals à la Jungle, um die eigene Stimme doch noch zu kaschieren – zumindest ein kleines bisschen. Die Briten Jungle zählen neben Tame Impala und Mura Masa sowieso zu den größten Inspos des Oberösterreichers, auch Flume begleitet ihn, seitdem Freunde eines Nachbars bei „Holding On“ das Autoradio ziemlich laut aufgedreht haben, sodass er es bis in seinen Garten hören hat können, auf seiner musikalischen Reise. „Das ist ja das Coole, weil ich eigentlich aus dem DJ-Bereich komme, wo ich früher viel House und Techno gehört und mit Indie und Electronic nicht so viele Berührungspunkte gehabt hab. Durch das denk ich mir oft: Woah cool, wieder was Neues entdeckt, was andere wahrscheinlich schon so 15 Jahre kennen. Aber für mich war halt damals Tiesto und Hardwell besonders.“

Gerade steht Clemens zwischen Bachelor- und Masterstudium, auf der To-Do-Liste für nächstes Jahr steht aber schon jetzt das Livespielen mit einer richtigen Band. Und wer weiß, vielleicht kommen dann auch bald die lang ersehnten Festivalauftritte, aus denen er so viel Inspiration für seine eigene Musik zieht. Bis dahin gilt aber: Weitermachen – und die Freude am Musikmachen nicht verlieren: „Das übersieht man schnell, wenn das ganze ernster wird, dass man sich einfach mal wieder hinsetzen und sagen muss: So, jetzt mache ich einfach mal ganz entspannt Musik und schau was dabei rauskommt. Dann kommen meistens die Sachen raus, die eigentlich am besten passen.“

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