FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Österreichischer Filmpreis Gala 2022

eSeL.at / Lorenz Seidler

Der österreichische Filmpreis im Schatten der MeToo-Debatte

Am Donnerstag, 30.6.2022, wurden zum 12. Mal die österreichischen Filmpreise verliehen. Im Fokus des Abends stand neben den Preisträger*innen auch die aktuelle MeToo-Debatte.

von Xaver Stockinger

„Wer eine Bühne hat, der hat auch Verantwortung“, erklärten Verena Altenberger und Arash T. Riahi, die beiden neuen Präsident*innen der Akademie des Österreichischen Films bei ihrer Eröffnungsrede. Der Elefant im Raum, die seit gut einer Woche grassierende Debatte um sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch in der österreichischen Film- und Theaterszene wurde auf der Bühne des Auditoriums im niederösterreichischen Grafenegg recht klar thematisiert.

„Der Arbeitsplatz Film und auch die Ausbildungsstätten müssen endlich für alle angstfrei werden. Nur gemeinsam können wir das Schweigen aufbrechen und Machtmissbrauch, Sexismus und Diskriminierung beenden. […] Wir wollen als Branche eine Kultur schaffen, in der Betroffene keine Konsequenzen zu fürchten haben, wenn sie den Mut fassen, zu sprechen“, hieß es in der Rede des Akademie-Präsidiums.

Österreichischer Filmpreis Gala 2022

Joanna Pianka

Abwesend: Katharina Mückstein

Katharina Mückstein - jene Regisseurin, die mit ihren Social Media Postings die erneute MeToo-Debatte ausgelöst hat – war in Grafenegg nicht vor Ort. Für Aufregung sorgte im Vorfeld der Preisverleihung, dass Mückstein auf Instagram mitteilte, sie hätte auf der Galabühne gerne eine Rede zur MeToo-Debatte gehalten, dies sei jedoch vom Vorstand der Akademie abgelehnt worden. „Der Vorstand wollte, dass das Kollektiv der Akademie Stellung bezieht und keine Einzelperson, die auch gar nicht Teil der Akademie ist. […] Auch ist die Message eine viel größere, wenn sich eine Akademie mit 500 Personen dazu bekennt, aufzuklären“, so der Neo-Präsident der Akademie des Österreichischen Films, Arash T. Riahi im FM4-Interview. Seine Präsidiums-Kollegin Verena Altenberger ergänzte, man wolle als gesamte Branche Verbesserung in dieser Situation schaffen, und was das angeht, würden alle am selben Strang ziehen.

„Große Freiheit“ als großer Gewinner

Neben den klaren Worten wurden an dem von Clara Stern inszenierten und von Julia Edtmeier sowie Michael Ostrowski moderierten Abend unter dem Motto „All together now!“ auch wie gewohnt Preise verliehen.

Österreichischer Filmpreis Gala 2022

eSeL.at / Lorenz Seidler

Als großer Gewinner ging das Gefängnisdrama „Große Freiheit“ hervor, welches mit insgesamt acht Preisen, darunter „Bester Spielfilm“ und „Beste Regie“ ausgezeichnet wurde. Regisseur Sebastian Meise thematisiert darin die systematische Verfolgung von Homosexuellen im Nachkriegsdeutschland und holte mit den acht Preisen den Filmpreis-Rekord von Andreas Prochaskas „Das Finstere Tal“ ein, welcher im Jahr 2015 dieselbe Zahl an Trophäen erhielt. Für ihre Darstellung als eigenwillige Lehrerin im Film „Fuchs im Bau“ erhielt Maria Hofstätter den Preis als beste weibliche Hauptdarstellerin. Georg Friedrich, der als sensibler Gefängnis-Insasse in „Große Freiheit“ überzeugte, wurde als bester männlicher Hauptdarsteller geehrt.

Österreichischer Filmpreis Gala 2022

eSeL.at / Lorenz Seidler

Gemeinsam das Schweigen brechen

Für einen emotionalen Höhepunkt sorgte die deutsche Schauspielerin Luna Jordan in ihrer Dankesrede, nachdem sie als beste weibliche Nebendarstellerin für ihre Rolle in „Fuchs im Bau“ geehrt wurde: „Ich bin gerade einmal 20 Jahre alt, und ich bin vielfach Opfer sexuellen Missbrauchs an Filmsets und im Theater geworden.“ Sie appelliere an alle, die sich nicht trauen, zu sprechen: „Lasst uns gemeinsam das Schweigen brechen und dieses Schwein stellen. Für die Zukunft des Films und für die Freiheit der Kunst.“ Starke Worte, die mit stehenden Ovationen und nicht enden wollendem Applaus bedacht wurden.

mehr Film:

Aktuell: