FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Young Fathers

Young Fathers

song zum Sonntag

Der Song zum Sonntag: Young Fathers - „Geronimo“

„Breathe in like a lion, breathe out like a lamb“: Young Fathers aus Edinburgh sind zurück, mit einem Song über Gegensätze, über Ellbogen am Tisch und übers Leben an sich.

Von Christoph Sepin

Manche kennen die Young Fathers aus Edinburgh von ihrem großartigen Album „White Men Are Black Men Too“ aus dem Jahr 2015, von Tracks wie „Shame“ oder „Still Running“, vom Soundtrack des letzten „Trainspotting“-Films oder von ihren fantastischen, minimalistischen, aber noisigen Liveperformances - in Österreich zum Beispiel als Support von Massive Attack in Wien oder nach The National und Chvrches in Linz.

2018 ist „Cocoa Sugar“ erschienen, das letzte Album von Alloysious Massaquoi, Kayus Bankole und Graham Hastings. Fast vier Jahre später jetzt neue Musik von den Mercury-Prize-Gewinnern, wieder übers Qualitätslabel Ninja Tune. „Geronimo“ ist classic Young Fathers, melancholisch und schwer, dringlich und hart. Vier Jahre und alles was passiert ist, zusammengefasst in dreieinhalb Minuten.

Es gibt diesmal jede Menge zu sagen über den Song: „Geronimo“ sei ein Lied über Kontraste, über Gegensätze, „because life is contrast - pushing through, giving up, all at the same time. Wanting everything and then wanting nothing, then wanting everything again“. So ist das, Mensch zu sein, das zu wollen, was man gerade nicht hat, das nicht zu wollen, was man hat, aber dann gleichzeitig auch das Gegenteil von allem. Erwachsenwerden, hat mal ein kluger Mensch gesagt, ist es, mehrere Emotionen, mehrere Standpunkte, auch gegensätzliche, zu den selben Themen zu haben.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Bevor es in diesem Lied aber grown up wird, geht es zuerst einmal zur Adoleszenz: „Get your elbows off the table“, heißt es da, als Echo des elterlichen Befehls am Mittagstisch. Sei doch folgsam und brav und mach das so, wie man das eben immer schon macht. „Trying to forget all the bad bits, just trying to get somewhere“, sagen Young Fathers über den Song. „And that’s where we are right now, trying to get somewhere“.

Und wohin kommt man, wenn man versucht, was zu erreichen? Eh nicht weit: „Nobody goes anywhere really“, singen Young Fathers fatalistisch. „Legacies are for the silent, the wicked and hurt“. Klingt schon arg, aber nicht vergessen, das ist ein Lied der Gegensätze: „Breathe in like a lion, breathe out like a lamb“ ist eine sehr schöne Zeile, die sich aus den Federn anderer Menschen wie Catchphrases am Motivationsposter überm grauen Bürotisch lesen könnte - das hier aber nicht tun. Ganz viel Größe in der Bescheidenheit der Young Fathers.

Und dann der langsame Aufbau und alle Instrumente und Akkorde überlagern sich, sollte eigentlich viel zu übersättigt klingen, tut das aber ganz und gar nicht, sondern wie der Sonnenschein am Strand, wie die Umarmung der besten Freund*innen, wie das Gespräch mitten in der Nacht, wenn man sich alles erzählt. Oder wie drei Ausnahmemusiker, die sich endlich wieder im Proberaum treffen, um einen Song zu schreiben: „So coming back with a track called ‚Geronimo‘ feels quite fitting“, sagen Young Fathers. „Just the 3 of us again, but still in a fucking basement“.

Aktuell: